Corona-Patienten: Anteil der Beatmungen in OWL steigt

Detmold/Düsseldorf. Die Lage auf den Intensivstationen in Ostwestfalen-Lippe ist aufgrund der Corona-Pandemie weiter angespannt. 131 schwerkranke Covid-19-Patienten mussten am Donnerstag (Stand: 8.19 Uhr) intensivmedizinisch versorgt werden. Auffällig: 60 Prozent dieser Patienten mussten beatmet werden, so viele wie selten zuvor. Mediziner rechnen damit, dass sich dieser gefährliche Trend weiter fortsetzen wird. &bdquo;Mit Blick auf die großen Familientreffen an Weihnachten und die Massen in Wintersportgebieten wie Winterberg habe ich Angst", sagt der Leiter des Lungenzentrums Lippe, Maik Brandes.

Die hohe Zahl beatmungspflichtiger Covid-19-Patienten hängt nach Einschätzung Brandes vor allem mit dem Alter der Erkrankten zusammen. &bdquo;Anders als in der ersten Welle der Pandemie im Frühjahr 2020, sind in der zweiten Welle sehr viele hochbetagte Menschen erkrankt. Mit steigendem Alter und Vorerkrankungen steigt das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs und einer nötigen Beatmung massiv", erklärt der Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin des Klinikums Lippe.

Angst vor einem Anstieg der Patientenzahl ist groß Die Folge: Die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen ist seit Wochen hoch und der Anteil der Patienten, die beatmetet werden müssen, ebenso. In OWL müssen von derzeit 134 Covid-19-Intensivpatienten 81 beamtet werden. Das entspricht 60 Prozent. Der Anteil beatmeter Covid-19-Patienten in Deutschland und Nordrhein-Westfalen liegt mit 56 und 57 Prozent etwas darunter. &bdquo;Der Trend lässt sich deutschlandweit beobachten", sagt Brandes. Die Angst vor einem erneuten Anstieg der Patientenzahl nach den Feiertagen ist groß. &bdquo;Steigt die Zahl der Infizierten in der Bevölkerung an, merken wir das auf den Intensivstationen erst mit etwa 14 Tagen Verzug."

Ein weiterer Grund für die dauerhaft angespannte Lage auf den Intensivstationen ist die lange Aufenthaltsdauer vieler Covid-19-Patienten. &bdquo;Im Durchschnitt liegen sie zwischen 21 und 28 Tagen, einige auch noch deutlich länger", so Brandes. Intensivmedizinische Versorgung wird nach Angaben des Pneumologen für Covid-19-Patienten immer dann nötig, wenn ein Lungenversagen droht. &bdquo;Das bedeutet aber nicht, dass sie dort gleich alle ins künstliche Koma gelegt und über einen Tubus beatmet werden müssen."

Für jeden Patienten eine individuelle Therapie, auch bei Covid-19 Stabilisieren lassen sich viele Patienten laut Brandes auch mit nichtinvasiver Beatmung. &bdquo;Wir versuchen dann, möglichst ohne einen Schlauch in die Luftröhre einzuführen, die Patienten mit einer Maskenbeatmung zu stabilisieren oder mit der High-Flow-Sauerstofftherapie. Das ist auch belastend, aber nicht so wie die invasive Beatmung." Reicht das aus, können Patienten nach wenigen Tagen wieder auf die Normalstation wechseln. &bdquo;Bei einer 40-jährigen Patientin kam es aufgrund von Covid-19 zu einem fulminanten Lungenversagen. Trotzdem konnte sie nach vier Tagen schon wieder die Intensivstation verlassen, weil die Maskenbeatmung ausgereicht hat."

Mit Beginn der Pandemie hieß es nach Angaben des Pneumologen aus Ländern wie China und Italien, dass schwer kranke Covid-19-Patienten möglichst schnell invasiv beatmet werden müssen. &bdquo;Dieses Vorgehen wurde in Deutschland aber nie in dieser Form praktiziert, denn wir wissen auch um die negativen Folgen einer invasiven Beatmung, die einen Aufenthalt auf der Intensivstation auch verkomplizieren und verlängern kann." Für jeden Patienten werde eine individuelle Therapie entwickelt, ergänzt Brandes. &bdquo;Das gilt auch für Covid-19-Patienten."

Nicht alle Patienten wollen auf der Intensivstation behandelt werden Doch wie läuft der Weg als Covid-19-Patient auf die Intensivstation ab? &bdquo;In den meisten Fällen werden die Patienten in die Notaufnahme eingeliefert. Dort werden Werte wie die Sauerstoffsättigung überprüft und die Lunge geröntgt", erklärt Brandes. Die meisten Patienten können dann auf der normalen Isolierstation versorgt und beobachtet werden. &bdquo;Erst, wenn sich dort die Werte massiv verschlechtern und ein Lungenversagen droht, wird eine intensivmedizinische Versorgung notwendig."

Allerdings führen Brandes und seine Kollegen vor der Verlegung immer erst Gespräche mit den Patienten und ihren Familien. &bdquo;Viele hochbetagte Patienten haben Patientenverfügungen und erklären uns, dass sie nicht mehr auf der Intensivstation behandelt werden möchten. Auch das gehört dazu."

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