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Fall erinnert an Arzu Özmen: SEK befreit verschleppte 22-jährige Jesidin

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In Warburg war am Donnerstagvormittag ein Spezialeinsatzkommando im Einsatz. - © Simone Flörke
In Warburg war am Donnerstagvormittag ein Spezialeinsatzkommando im Einsatz. (© Simone Flörke)

Warburg. Mit Unterstützung eines Spezialeinsatzkommandos hat die Polizei am Donnerstagmorgen eine 22-jährige Frau befreien können, die offenbar gegen ihren Willen in einer Wohnung in der Warburger Innenstadt festgehalten worden war. Beim Zugriff der Einsatzkräfte wurde niemand verletzt.

Der Fall erinnert viele Lipper an den Fall Arzu Özmen aus Detmold. Die Jesidin war 2011 von ihren Geschwistern entführt worden. Später war sie mit zwei aufgesetzten Kopfschüssen tot bei Lübeck gefunden worden. Alle fünf Geschwister wurden zu Haftstrafen verurteilt. Auch der Vater musste ins Gefängnis.

Zahlreiche Kräfte der Kreispolizeibehörde Höxter und der angeforderten Spezialkräfte hatten sich für den Einsatz, der gegen 8 Uhr begonnen hatte, am Bioladen Brinkman gesammelt. Fünf Streifenwagen und weitere Fahrzeuge in Zivil waren rund um den Bereich der Unterstraße, der großräumig abgesperrt wurde, im Einsatz. Drei Rettungsfahrzeuge hielten sich ebenfalls bereit.

Von Familienmitgliedern nach Warburg gebracht

Wie die Polizei im Laufe des Nachmittags mitteilte, war die in Rotenburg (Wümme) in Niedersachsen lebende 22-Jährige am Mittwochabend von Familienmitgliedern mit einem Auto zu Verwandten nach Warburg gebracht worden. Hintergrund sei nach Angaben von Polizeisprecher Jörg Niggemann womöglich eine Beziehung zu einem Mann, „die durch Angehörige der jesidischen Großfamilie nicht toleriert wurde".

Nachforschungen in Rotenburg hätten den Verdacht erhärtet, dass die Frau verschleppt worden sei. Nach den vorliegenden Hinweisen habe die Polizei davon ausgehen müssen, dass die junge Frau gegen ihren Willen in einer Wohnung an der Frankenstraße in Warburg festgehalten wurde.
Familienmitglieder werden befragt

„Nachdem sich die Spezialeinheit Zugang zur Wohnung verschafft hatte, fand sie dort die gesuchte Frau", berichtet Niggemann weiter. Sie sei mit einer leichten äußerlichen Verletzung zur medizinischen Betreuung vorsorglich in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die übrigen Familienmitglieder seien zur Befragung und für die weiteren Ermittlungen zur Polizeiwache gebracht worden.

Für die Dauer des Polizeieinsatzes war der Bereich um den Bioladen weiträumig abgesperrt worden. Unter anderem hatten an der Hellepfortenstraße, Frankenturmgasse, Frankenstraße, Unterstraße, Desenberggasse und Hinter der Mauer Nord Polizisten Stellung bezogen. Gegen 12.25 Uhr war der Einsatz beendet.

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