Hunde-Notfall: 14 beschlagnahmte Welpen im Bielefelder Tierheim

Bielefeld. Malteserhündin Luna ist endlich wieder bei ihrer Familie. Die Shih-Tzu-Welpen Georg und Leopold haben sich ebenfalls glücklich in ihrem neuen Zuhause eingelebt. Über das Schicksal ihrer Schwester Edith ist nichts bekannt. Alle vier Welpen stammen aus dubiosen Quellen, und sie mussten wochenlang in Tollwut-Quarantäne im Bielefelder Tierheim ausharren. Und nun sind erneut 14 junge Shih Tzus dort. Das Veterinäramt ist über eine anonyme Tierschutzanzeige auf sie aufmerksam geworden.

Luna

Malteserwinzling Luna, inzwischen sieben Monate, wurde von einer Frau im Internet über Ebay-Kleinanzeigen gekauft. Sie wollte die Hündin nicht behalten, und so übernahm sie nur eine Woche später Melanie Lukas. Sie habe sich gleich in die Kleine verguckt, erzählt die Bielefelderin. Doch sie hatte keine Ahnung, was sie sich da einhandelte: Luna landete wegen fehlender Tollwut-Impfung im Tierheim, wo sich ihre neue Familie immer wieder nach ihrem Wohlergehen erkundigte - sie aber weder sehen noch besuchen durfte. Nun ist die Hündin endlich wieder zurück und "total happy", wie ihr Frauchen erleichtert berichtet. Sie habe vierbeinige Freunde gefunden, und "sie entwickelt sich prima".

Georg

Shih Tzu Georg kam mit seinen zwei Geschwistern Leopold und Edith ins Tierheim, auch bei ihnen fehlten die vorgeschriebenen Impfungen. Der wuschelige Rüde hat bei Ulrike Schulz ein bleibendes Zuhause gefunden, die in Leopoldshöhe eine Pflegestelle für Katzen hat. "Meine Tochter wollte immer einen Kuschelhund", erzählt sie - der Familien-Vierbeiner, ein Australian Shepherd, habe andere Interessen. Bei der Übernahme von Georg habe sie schon ein bisschen Bauchschmerzen gehabt: "Er hat seine wichtige Sozialisierungsphase ja im Tierheim abgesessen, und man weiß ja auch nicht, was er vorher erlebt hat." Doch der fröhliche Leopold überzeugte gleich bei seinem Probe-Gastspiel, kam sowohl mit den Katzen als auch mit dem schwerstbehinderten Sohn bestens zurecht. "Er hat alles super gemacht."

Henry alias Leopold

Leopold, der inzwischen Henry heißt, hat mit seiner neuen Familie ebenfalls das große Los gezogen. "Wir hatten schon einen Shih Tzu", erzählt Peter Sochart. "Er musste im vergangenen August eingeschläfert werden." Eigentlich wollten Socharts im Tierheim "nur mal gucken". Aber Henry überzeugte auf ganzer Linie. In Halle residiert er nun in Haus und Garten. "Er ist sehr lieb und sehr lehrhaft", erzählt sein Herrchen begeistert. "Natürlich macht er auch noch ein bisschen Blödsinn - aber das kriegen wir hin." Der mittlerweile sechs Monate alte Welpe besucht einen Sozialisierungskursus in der Hundeschule Hund-Aktiv in Holtkamp. Anfangs sei der Rüde sehr zurückhaltend gewesen, berichtet Peter Sochart, der sich intensiv um den Kleinen kümmert. "Er kannte kein Auto, keine Leine, nichts."

Edith

Shih-Tzu-Hündin Edith wurde von zwei Frauen in einer Katzenbox am Ende der Quarantäne abgeholt, berichtet Barbara Snelting vom Bielefelder Tierheim. "Wir haben ihr noch ein Handtuch reingelegt." Ihre beiden Brüder seien freiwillig abgegeben worden, "die Besitzer hätten sonst für alle drei Hunde die Kosten für die Impfung und den Aufenthalt hier zahlen müssen." Das geht ins Geld: Allein die Unterbringung im Tierheim schlägt mit 20 Euro pro Tag zu Buche. Die hinterlassene Telefonnummer habe sich als falsch herausgestellt.

14 neue Shih Tzus

Vermutlich aus Polen stammen die 14 Shih-Tzu-Welpen, die aktuell im Tierheim sind, teilt das Bielefelder Veterinäramt auf Anfrage mit. Auf verschiedenen Internetportalen seien einem aufmerksamen Unbekannten die Verkaufsanzeigen für die Hündchen aufgefallen. Die neun Rüden und fünf Hündinnen waren zwischen fünf und sechs Wochen alt, als sie eingezogen wurden. Zudem sei noch eine vier- und eine fünf-jährige Shih-Tzu-Hündin mit polnischen Papieren aus einem illegalen Transport sichergestellt worden. Welpen dürfen laut Veterinäramt erst ab der 12. Woche geimpft werden. Eine legale Einreise aus Polen sei erst ab der 15. Woche erlaubt - mit Europäischem Heimtierausweis, gültiger Tollwutimpfung und Mikrochip.

Tipps für den Hundekauf

Veterinärin Anja Hoppe weist darauf hin, dass illegale Welpen mittlerweile so viel wie legal erworbene Tiere mit Abstammungspapieren und Impfpass kosteten. "Der hohe Preis ist kein Kriterium mehr für einen legalen Welpen." Angesichts der enormen Nachfrage ist das Geschäft mit den Welpen zur Goldgrube geworden: Die Tiere stammen häufig aus Qualzuchten in Süd- und Osteuropa, ihre Mütter werden als Gebärmaschinen missbraucht und in dreckigen Verschlägen gehalten. Auch mit gestohlenen Hunden wird viel Geld verdient. Die Tierschützer und Veterinäre appellieren dringend, keine Tiere übers Internet oder aus dem Ausland zu kaufen. Infos zu rechtlichen Vorgaben gibt es beim Bundeslandwirtschaftsministerium, eine Checkliste für den Welpenkauf bei der Arbeitsgemeinschaft Welpenhandel\.

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