Das sagen Naturschützer zu gerissenen Schafen im Kreis Höxter

Kreis Höxter . Bei Weidetierhaltern und auch Jägern ist die Aufregung groß, weil in den letzten Wochen vermehrt Tiere gerissen worden sind – der Verdacht ist, dass der Wolf Beute gemacht hat. Der Nachweis allerdings steht noch aus. Naturschützer bringt die Situation in eine schwierige Lage: Denn nicht nur der Wolf ist streng geschützt.

Sondern auch die Landschaften, auf denen Schafe, Ziegen und Rinder weiden, sind vielfach schützenswert – und ihre Pflege ist nur Dank der Tierhaltung möglich. &bdquo;Wir sind in einem Spannungsfeld", räumt Sven Mindermann, Geschäftsführer der Landschaftsstation im Kreis Höxter, ein.

Die Station kümmert sich neben der Pflege von Schutzgebieten auch um die Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen und die Überwachung und Bestandsentwicklung von Lebensräumen und Arten. Mindermann stellt zunächst klar: &bdquo;Die Beute des Wolfs sind Rehe und Wildschweine. Nutztiere stellen maximal 1,5 Prozent der Gesamtbeute dar."

Mindermann räumt allerdings auch ein, dass diese 1,5 Prozent in Form von Rissen durchaus schmerzhaft für die Weidetierhalter sein können – nicht nur finanziell, sondern auch emotional. Der Geschäftsführer unterscheidet an dieser Stelle allerdings noch einmal zwischen solchen Wölfen, die Zäune und Weiden respektieren – und jenen, die das nicht täten. Das Spannungsfeld sieht er &bdquo;bei den wenigen Tieren, die Weidetiere angreifen".

Denn sowohl der Wolf sei ökologisch wichtig, &bdquo;als eine Art Gesundheitspolizei, er bejagt kranke und alte Tiere." Aber auch die Weiden selbst seien als Offenland und Kalkhalbtrockenrasen &bdquo;wichtiger, ökologisch wertvoller Lebensraum". Ein Lebensraum, der prägend sei für den Kreis Höxter und auch unter Schutz stehe. Ein Lebensraum auch, der seit Jahrhunderten geprägt sei durch Schaf- und Ziegenbeweidung.

Mehr noch: Die Weidehaltung mache diese Flächen erst zu schützenswerten Flächen. &bdquo;Wir sind darauf angewiesen, dass diese Lebensräume für die Weidetierhaltung genutzt werden", stellt Mindermann klar. Was also tun?

Der Wolf als Gesundheitspolizei

Der Geschäftsführer der Landschaftsstation hält nichts von &bdquo;saloppen Lösungen". Das Thema sei komplex und auch mögliche Lösungsansätze ließen sich wohl nicht aus dem Ärmel schütteln. Etwa beim Thema Herdenschutzhunde. Die würden zwar empfohlen, aber mit der Empfehlung, für eine Herde mindestens zwei Hunde zu kaufen, sei es nicht getan. &bdquo;Moderne Schäfereien haben heute drei bis vier Herdenstandorte", sagt Mindermann.

Und bei vier Standorten müssten also acht Herdenschutzhunde angeschafft werden. &bdquo;Die Tiere wiederum kosten viel Geld in Anschaffung und Erhaltung. Das ist teuer und kostet einen Zeit- und Arbeitsaufwand." Auch spezielle Weidezäune, die im Boden eingelassen sind, seien in den Hanglagen keine Lösung, weil das da kaum umsetzbar sei.

Er könne die Aufregung der Weidetierhalter über die Verrisse gut verstehen – auch wenn noch nicht endgültig geklärt ist, ob der Wolf tatsächlich beteiligt war. &bdquo;So ein Verriss ist eine Belastung." Für die Landschaftsstation und ihre Mitarbeiter seien die Weidetierhalter &bdquo;wichtige Partner, mit denen wir bei der Betreuung der Schutzgebiete eng kooperieren".

Wie damit umzugehen sei, vermag Mindermann allerdings auch noch nicht zu sagen. Seitens der Landschaftsstation jedenfalls mit viel Verständnis für die Lage der Weidetierhalter, versichert er.

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