Paderborner Lego-Rebell: Gericht entscheidet im Krieg der Steine

Kreis Paderborn/Düsseldorf. Sie sind nur gut vier Zentimeter groß, trotzdem müssen sie nun vor Gericht. Ok, nicht persönlich, doch es geht um sie: Spielfiguren von Lego und solche des chinesischen Herstellers Qman. Die große Frage ist, ob sie zu ähnlich sind.

Am Freitag, 28. Januar, wird am Düsseldorfer Landgericht der Rechtsstreit zwischen dem dänischen Marktführer und dem Bad Lippspringer Klemmbausteinhändler Thorsten Klahold verhandelt. Das bestätigte eine Gerichtssprecherin. Klahold, so der Vorwurf, soll sich mit seiner Firma Steingemachtes als Importeur von Qman-Klemmbausteinsets schuldig gemacht haben, Spielfiguren zu verbreiten, die nach Meinung von Lego durch das 3D-Markenrecht geschützt sind.

Ganz entspannt blickt Klahold, der einen Onlineshop und einen Laden für Klemmbausteinalternativen in Paderborn betreibt, der Verhandlung entgegen. &bdquo;Ich glaube, wir haben gute Chancen", sagt er im Gespräch. Lego ist der Ansicht, die Qman-Figuren kommen den eigenen zu nah, doch diese Meinung ist bei weitem nicht unumstritten. Kritiker des Konzerns behaupten, es werde durch Klagen wie die gegen Klahold versucht, die immer stärker aufkommende Szene von alternativen Klemmbausteinherstellern klein zu halten und auf juristischem Weg zu zermürben.

Klahold, der Qman als Generalimporteur für Deutschland betreut, lässt sich offensichtlich nicht unterkriegen im Krieg der Steine. Er betreibt seit vier Jahren seinen Klemmbaustein-Youtube-Kanal &bdquo;Johnnys World", der seinen größten Boom erlebte, als er im März publik machte, dass Lego einen Container mit Qman-Ware aufgrund der Minifiguren beim Zoll aufhalten ließ.

Qmans handfeste Interessen Eine Welle der Sympathie ergoss sich über den Lippspringer, eine von ihm daher initiierte Spendenaktion zugunsten von Kinderheimen brachte mehr als eine halbe Million Euro. Gleichzeitig musste Lego europaweit in Medienberichten und Internetforen aushalten, dass sie als herzloser Spielzeugriese dargestellt werden. Als Steinchen-Goliath, der einem kleinen Händler die Hölle heiß macht.

Ganz so ist die Lage in der Realität nicht. Denn Qman verfolgt aus China ebenfalls handfeste Geschäftsinteressen – mit Klahold als wichtigem Influencer auf dem großen deutschen Spielzeugmarkt. Qman will expandieren und Lego dabei möglichst aus dem Weg gehen. Auch deshalb haben sie im Spielfiguren-Zwist ganz aktuell schon reagiert.

In Zusammenarbeit mit Klahold hat der Hersteller alte Spielsets nun mit neuen Figuren versehen, die in Dänemark bislang nicht als Rechtsverletzung gesehen wurden. &bdquo;Es gibt jetzt Figuren, die vorher nur in zwei Spielserien hauptsächlich für Mädchen enthalten waren", erklärt der Lippspringer. Sie haben deutlich organischere Körper schmale Beine und wie die Vorgänger einen übergroßen Kopf im Vergleich zum Lego-Pendant. Nachteil fürs Kinderzimmer: Im Sitzen können sie nicht auf Bausteinen befestigt werden und in manche Sets passen die Figuren ohne Umbauten schlichtweg nicht hinein. &bdquo;Ärgerlich", findet das Klahold.

Gespräche wurden abgebrochen Dennoch sieht er diesen Schritt, die von Lego beanstandeten Figuren vom Markt zu nehmen, auch als Friedensangebot. Schon früh hatte er eine solche Übergangslösung angekündigt und auch erklärt, dass Qman die alten Figuren dauerhaft verändern will. In welcher Form das genau passieren sollte, hätten Gespräche mit Lego ergeben können.

Doch der Dialog zwischen China, Dänemark und Paderborn, den der Lippspringer &bdquo;auf einem guten Weg" wähnte, wurde nach seinen Angaben im Herbst von Lego abgebrochen. Wieso es dazu kam, ist nicht überliefert. Klahold sagt, er halte sich an die unterzeichnete Verschwiegenheitserklärung, der dänische Konzern hat gegenüber der NW erklärt, sich nicht zu laufenden Rechtsstreitigkeiten zu äußern. Nach dem Abbruch der Gespräche haben nur noch die Juristen beider Seiten Schriftsätze ausgetauscht.

Bei der nun anstehenden Verhandlung wollen die Düsseldorfer Richter Ende Januar die Sichtweisen beider Seiten hören. Verhandelt wird in der Landeshauptstadt, weil Klahold Onlinehändler ist. In diesen Fällen liegt ein schwebender Gerichtsstand vor und der Kläger kann wählen, wo er die Klage einreicht. Der Beklagte ist dennoch frohen Mutes. Er glaubt, sein Team könne gute neue Argumente vorbringen. Eines ist die Frage, ob Qman als Hersteller und er als Händler überhaupt Spielfiguren verkaufe oder ob es sich um Bausteinsets handele, die sich auch zu Figuren zusammenbauen lassen. &bdquo;Zusammengebaut werden sie ja von Privatleuten und die können ausdrücklich keine Markenrechtsverletzungen begehen", sagt der 47-Jährige, der sich in manche Untiefen der Gesetze eingelesen hat.

Dieses Hobby könnte ihn auch nach dem Düsseldorfer Termin noch länger begleiten. Denn nach der ersten Instanz kann jede Partei Berufung einlegen. Erst ein zweitinstanzliches Urteil könnte Rechtskraft erreichen. Doch auch dieses kann von einer dritten Instanz noch gekippt werden. Wieviel Geld Klahold bis jetzt in den Rechtsstreit investiert hat, sei &bdquo;schwer zu sagen", meint er. Immerhin: Obwohl Qman nicht beklagt wird, haben die Chinesen zugesagt, sich an den Kosten zu beteiligen.

Klaholds Zwischenfazit: &bdquo;Die Sache ist noch lange nicht ausgestanden."

Paderborner Lego-Rebell: Gericht entscheidet im Krieg der Steine

Paderborner Lego-Rebell will mit eigener Marke die Kinderzimmer erobern

„Lego Party“ im Test: „Mario Party“ auf Wish bestellt

Zu hoch, zu eng, zu viele Autos: Protest gegen Bauvorhaben in Bielefelder Wohngebiet

Schüsse auf offener Straße in OWL: „Müssen uns an solche Szenen gewöhnen“

Bielefeld bekommt ein Himbeerhaus: 36 Mikro-Appartements für Langzeitmieter geplant

„Kalte Füße, flacher Stumpf“: So bleibt der Weihnachtsbaum maximal lange frisch

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €