Paderborner Lego-Rebell will mit eigener Marke die Kinderzimmer erobern

Bad Lippspringe/Paderborn. Die Zeiten von PR-Schlachten im &bdquo;Krieg der Steine“ sind für den Lego-Rebellen vorbei. Seinen Angriff auf den dänischen Spielzeuggiganten hat Spielwarenhändler Thorsten Klahold aus Bad Lippspringe aber längst nicht eingestellt. Er ärgert Lego jetzt mit eigenen Klemmbausteinkreationen – erdacht im Kreis Paderborn, hergestellt in China und zu kaufen bei rund 100 Händlern deutschlandweit. Klaholds Ziel: Er will in ein paar Jahren ein Vollsortiment mit mehreren Themenwelten für Kinder anbieten.

Unter der Marke Kiddicraft veröffentlicht er seit 2024 Klemmbausteinsets. Das Portfolio wächst. Es gibt unter anderem Ritter- und Bauernhofsets. Ende 2025 sollen Polizei und Feuerwehr dazukommen, danach der Weltraum.

Als Lego ihn 2021 wegen importierter Klemmbaustein-Figuren aus China verklagte (und gewann), wuchs bei Klahold der Wille, eine Figur zu erschaffen, die nicht durch Markenrechte der Dänen geschützt ist. &bdquo;Unsere ’Kiddis’ sind absolut rechtssicher. Lego geht auch nicht dagegen vor“, sagt der 51-Jährige im Gespräch in seinem Klemmbaustein-Laden Steingemachtes in Paderborn. Hinzu kommt: In den Sets achtet Klahold penibel darauf, auch keine durch Lego juristisch geschützten Bauteile zu verwenden.

Paderborner Figuren für Hertha BSC und den SC Freiburg Kiddicraft-Produkte füllen in seinem Geschäft mittlerweile ein ganzes Regal. Kleine Sets und große gibt es, dazu Päckchen mit Figuren. Zu verstärktem Absatz von speziellen Kiddicraft-Figuren könnte es demnächst noch in Berlin und Freiburg kommen. Klahold bringt mit einem Partnerunternehmen und den Fußballklubs Hertha BSC und SC Freiburg im Sommer Sets mit Mannschaftsbus und Kiddicraft-Fußballer-Figuren raus. &bdquo;Wir glauben, dass das bei jungen Fans ankommt. Gespräche mit weiteren Vereinen laufen. Vielleicht gibt es ja demnächst auch mal Figuren des SC Paderborn“, sagt Klahold.

Der Einzelhändler ist als Klemmbaustein-Youtuber unter dem Namen &bdquo;Johnny’s World“ bekannt geworden. Er baut in seinen Videos meist Sets von Lego-Alternativen auf und bewertet sie. Aus der Liebe zum Stein wurde für den Betreiber des Paderborner Ranzenshops dann 2019 ein neues Geschäft. Das Steingemachtes samt Onlineshop machte aus Klahold einen Spielzeughändler mit treuer Community und Kontakten in die Branche.

Im Lego-Streit stieß er dann auf &bdquo;Kiddicraft“. Ein Brite hatte in den 1930ern unter diesem Namen erste Bausteine erdacht, deren Prinzip Lego danach lediglich verfeinerte und mit ihnen zum Weltkonzern aufstieg. Klahold sicherte sich 2022 die verwaiste britische Ur-Marke und ließ sie weltweit schützen.

Lego-Konkurrenz kommt aus China &bdquo;Daraus wollten wir von Anfang an etwas machen. Das Ziel war immer, Spielsets für Kinder anzubieten. Den Markt behandelt Lego nur stiefmütterlich“, sagt der Lippspringer. Der Aufbau von Marke und Produktportfolio ist seitdem eine anstrengende &bdquo;One-Man-Show“. Am Computer gestaltet Klahold nicht nur Figuren, sondern auch die meisten Sets. Er holt die chinesische Firma Panlos als Hersteller ins Boot und sorgt durch zahllose Telefon- und Videokonferenzen für die passende Umsetzung durch die Asiaten. Das Design der Verpackungen liegt auch in Klaholds Hand, ganz nebenbei geht es noch um die Erstellung von Bauanleitungen. Mittlerweile, sagt er, dauere es ungefähr neun Monate von der ersten Idee für ein neues Kiddicraft-Set bis zur Auslieferung.

Die Tage haben für den Familienvater seit 2023 oft zu wenige Stunden. Seine Energie steckt er mittlerweile gänzlich in den Erfolg von &bdquo;Kiddicraft“ und in die Youtube-Videos. Laden und Onlineshop sowie Vertrieb und Verwaltung händeln die Ehefrau, ein Angestellter und zwei Aushilfen.

Hersteller Panlos hat er im Vorjahr besucht, in diesem Jahr will er wieder nach China fliegen: &bdquo;Der persönliche Kontakt ist wichtig. In China wird unser Ansatz, nur rechtssichere Teile zu verwenden, genau beobachtet.“ So konsequent wie er mit seiner neuen Marke, gehe kein anderer Hersteller die Produktion an. Klahold sagt, er selbst importiere keine rechtlich bedenklichen Sets anderer Hersteller mehr.

Paderborner auf der Spielwarenmesse Der Klemmbaustein-Influencer will eben anders sein. Auch beim Design der Sets: Sie sollen Spielideen bieten und nicht nur Kulissen liefern. Die Kunststoffqualität entspreche zudem höchsten europäischen Anforderungen, die Produktpreise sollen trotzdem meist 30 Prozent unterhalb des Marktführers liegen, kalkuliert Klahold.

Mehrwert für Händler seien die stabilen Verkaufspreise und eine auskömmliche Gewinnmarge. Wie die genau aussieht, kann er Händlern Ende des Monats auf seinem Stand bei der Spielwarenmesse in Nürnberg erläutern. Klahold: &bdquo;Wir wollen dort möglichst neue Läden für unsere Marke gewinnen und Kiddicraft bekannter machen.“ Das soll dabei helfen, das Projekt in die Gewinnzone zu führen. Klahold sagt: &bdquo;Bis es soweit ist, dauert es noch ein wenig.“

Unterstützung könnte demnächst aber aus der Gaming-Szene kommen: Eine junge japanische Softwareschmiede habe angefragt, ob sie ein Computerspiel rund um die Figuren der Kiddicraft-Ritterwelt basteln könne. Klahold freut’s: &bdquo;Das wäre super-cool.“

Paderborner veröffentlicht Videos auf Youtube Drei Videos lädt Thorsten Klahold pro Woche als &bdquo;Johnny’s World“ auf Youtube hoch. Während des Zoffs mit Lego wurden sie hunderttausendfach geklickt. Veränderungen im Youtube-Algorithmus hätten dazu geführt, dass sie Nutzern nun seltener vorgeschlagen würden. Klaholds Einschätzung: &bdquo;Die Plattform favorisiert reißerische Themen.“

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