Bielefelder Herbstkirmes gestartet: Erste Schausteller geben auf

Bielefeld . Endlich wieder Kirmes - viele freuen sich darüber. An der Radrennbahn darf noch bis Sonntag, 1. November, gekreischt, gelacht, gefeiert werden. Unbeschwert? Nicht ganz. Es liegt ein großer Schatten über der Kirmes. Jener der Energiekrise. Ein anderer ist kleiner geworden. Jener der Corona-Pandemie . Schausteller-Vorstand André Schneider blickt auf die aktuelle Kirmes noch relativ entspannt, in die Zukunft aber tief besorgt.

"Zum Glück gibt es aktuell keine Alarmstufe Rot", sagt Schneider. "Wenn nach dem Oktoberfest in München die Krankenhäuser dort übergelaufen wären, dann hätte ich mir um unsere Herbstkirmes Sorgen gemacht, aber das ist ja zum Glück nicht passiert". Die Hospitalisierungsrate halte sich in Grenzen, es gebe keine Masken-Anordnungen, soweit sei alles gut.

Und so erinnere auf dem Gelände auch fast nichts mehr an Corona. Keine Schilder, keine Hinweise. "Nur einige Desinfektionsspender sind noch da, die haben wir ja angeschafft und bieten sie weiterhin an", so Schneider. "Alles andere ist aber normal." Er sei auch guter Dinge, "denn bei uns ist ja alles Open Air".

Riesige Sorgenfalten wegen Energiekosten Es gebe auch keine Abstandshinweise oder aufgeklebte Linien am Boden im Bereich möglicher Schlangen. "Wir setzen da auf unsere Gäste, auf ihren gesunden Menschenverstand." Fakt sei: Mit Corona müsse sich die Gesellschaft abfinden, "wir müssen damit leben". Eine Spätfolge aber hat die Pandemie dann doch noch: Die beliebte "Ladies Night" gibt es nicht, sie soll erst 2023 wieder stattfinden. "Da war es so extrem voll, gab es so ein Gedränge, dass wir das jetzt doch lieber nicht anbieten wollten."

Strom für die Kirmes wurde rechtzeitig eingekauft, sagt Schneider. Deshalb sei die Herbstkirmes noch nicht allzu sehr betroffen von den explodierenden Preisen. Noch nicht. Die Sorgen aber sind groß. Riesen-Märkte wie der Blasheimer Markt gingen bereits von einem Energiekosten-Anstieg von 50 bis 100 Prozent im kommenden Jahr aus - "welche Auswirkungen das bei uns hier hätte, da wage ich gar nicht drüber nachzudenken", so der Schausteller-Chef.

Er, der die Autoscooter-Attraktion anbietet, rechnet zurzeit mit 1000 Euro Stromkosten in der Woche. "Sollten das 2000 Euro werden, würde ich auf der Herbstkirmes statt jetzt drei Euro wohl bis zu vier Euro pro Fahrt nehmen müssen." Es sei ein schmaler Grat, auf dem sich die Schausteller bei den Preisen bewegten, denn: "Es sind ja Volksfeste, also muss sich das Volk das ja auch noch leisten können."

Imbiss-Stände leiden und brechen weg Immerhin gibt es am Mittwoch den Familientag mit etwa ein Viertel bis ein Drittel reduzierten Preisen und kostenlosem Kinderschminken bis 18 Uhr. Schneider sieht diesen Spagat: "Es muss erschwinglich bleiben, aber auch wir müssen ja unser Geld verdienen - es wird ja nun einmal bei allen knapp, bei uns und unseren Kunden." Der Schausteller-Verband habe alle Kollegen angehalten, bei den Preisen nicht zu überziehen, deshalb gehe er bei der Herbst-Kirmes von einer gewissen Stabilität oder von "maximal 10 bis 15 Prozent" Aufschlägen aus.

Doch die Spielräume seien eng. Längst seien viele Einsparfelder ausgeschöpft. So seien die Schausteller schon vor zehn Jahren auf LED umgestiegen, längst sei LED-Technik der Standard. Und Motoren für Fahrgeschäfte und Riesenräder bräuchten nun einmal Strom. "Wir sind da schon beim Minimum angekommen."

Besonders bitter laufe es gerade für kleine Imbiss-Stände. Ob Mandeln oder Pommes, da wo Fritteusen arbeiten und Brennöfen laufen, gehe es um Strom und Gas - hinzu komme, dass genau diese Stände besonders personalintensiv seien. Da explodierten die Kosten aber so richtig. Eine Folge ist jetzt schon zu sehen: Aus früher 55 bis 60 Ständen sind 45 geworden. Und alle, die weggebrochen sind, sind kleine Imbissstände. Schneider: "Die hat es echt hart getroffen."

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