"Mitten in einer Katastrophe": SPD schlägt Alarm wegen Kindergesundheit

Düsseldorf. Aus Sicht der Sozialdemokraten im nordrhein-westfälischen Landtag ist die gesundheitliche Versorgungslage für Kinder und Jugendliche kaum noch erträglich. Praxen und Kliniken seien häufig überlastet, Engpässe bei Arzneimitteln habe die schwarz-grüne Landesregierung bis vor Kurzem "völlig ignoriert", kritisierte die SPD-Vizefraktionschefin Lisa-Kristin Kapteinat. "Ich würde mir wünschen, dass man langsam mal ins Handeln kommt."

Schon seit einiger Zeit beklagen Intensiv- und Notfallmediziner bundesweit einen dramatischen Bettenmangel in Kinderkliniken. "Von 110 Kinderkliniken hatten zuletzt 43 Einrichtungen kein einziges Bett mehr auf der Normalstation frei", hatte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) bereits Anfang Dezember mitgeteilt. DIVI-Generalsekretär Florian Hoffmann sprach von einer "katastrophalen Situation".

Diesen schwerwiegenden Befund hat die SPD jetzt in einen Antrag aufgenommen, in dem sie für Nordrhein-Westfalen einen "Masterplan zur Stärkung der Kindergesundheit" fordert. Die kinder- und jugendmedizinische Versorgung in NRW stehe nach den Pandemiejahren "unter großem Druck", dem durch "Maßnahmen zur Stärkung der Versorgungslandschaft entgegengewirkt werden muss". Kinder sollten "unabhängig von ihrer Herkunft gleiche Chancen auf ein gesundes Aufwachsen in NRW haben".

Der geforderte Masterplan solle "umgehend" vorgelegt werden, schrieb die SPD. Das Maßnahmenpaket umfasst nach ihren Vorstellungen unter anderem die geburtshilfliche Versorgung, auch von geflüchteten Schwangeren.

In drei Monaten soll es eine Anhörung von Fachleuten geben Der Hebammenberuf solle "gestärkt und attraktiver gestaltet werden", so die SPD-Fraktion. Zudem müsse entschieden gegen die schwierige personelle Versorgungslage bei Kinderärztinnen und Kinderärzten vorgegangen werden. Dazu sei eine "Kraftanstrengung" der schwarz-grünen Landesregierung nötig. Überdies solle das Land mit den Kassenärztlichen Vereinigungen "Gespräche führen, um die kinderärztlichen Notdienste kurzfristig neu zu regeln".

Auch das psychotherapeutische Angebot für Kinder und Jugendliche gehöre ausgeweitet. Die SPD einigte sich auf fast zwei Dutzend Punkte, bevor sie ihren seitenlangen Forderungskatalog um die Themenkomplexe "Armutsbekämpfung und -prävention" sowie "Bildung und Betreuung in Kita und Schule" ergänzte.

Die größte oppositionelle Landtagsfraktion wird ihren Masterplan für die anstehende Sitzungswoche im Parlament beantragen. In ungefähr drei Monaten soll es in Düsseldorf dazu eine Anhörung von Expertinnen und Experten geben.

Die SPD sieht "einen großen Förderbedarf vor der Einschulung" Jochen Ott, ebenfalls stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion, hat frappierende gesundheitliche Defizite unter Kindern und Jugendlichen festgestellt. Die schwarz-grüne Landesregierung habe diese indessen zu häufig nicht erkannt.

"Viele Kinder haben außerdem einen großen Förderbedarf vor der Einschulung", sagte Ott, der das Land Nordrhein-Westfalen "mitten in einer Bildungskatastrophe" sieht. "Unser Staat muss sich überlegen, wie viel ihm unsere Kinder und Jugendlichen wert sind."

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