Tödliche Raucherpause bei Salzkotten: Anklage gegen Autofahrer

Salzkotten/Paderborn. Lange war unklar, ob es sich bei der tödlichen Raucherpause am Ortsrand von Salzkotten um einen tragischen Unfall oder ein Tötungsdelikt gehandelt hat. Nun steht fest: Die Staatsanwaltschaft Paderborn geht in dem Fall von fahrlässiger Tötung aus. Sie hat Anklage gegen den 52-jährigen Autofahrer vor dem Schöffengericht Paderborn erhoben.

Im September war ein 31-jähriger Mann von einem Auto überrollt worden und später aufgrund seiner schweren Verletzungen im Krankenhaus gestorben. Die Ermittler haben im Rahmen der Anklageerhebung nun auch weitere Details zu den Umständen seines Todes bekannt gegeben.

Demnach hatte der 52-jährige Lippstädter seinen erheblich alkoholisierten Bekannten von der Polizeiwache in Lippstadt abgeholt, wo sich der Mann aus Emsdetten wegen der Erstattung einer Strafanzeige aufgehalten hatte. Nach kurzer Zeit seien die Personen im Fahrzeug in Streit geraten. Dann habe der Lippstädter den jüngeren Mann aus dem Mercedes aussteigen lassen, damit sich dieser beim Rauchen einer Zigarette beruhigen sollte.

Den weiteren Verlauf schildert Staatsanwaltschaft Kai Uwe Waschkies so: "Anschließend fuhr der Lippstädter mit dem Fahrzeug zügig an. Der Beifahrer wollte sich über den Türgriff wieder Zutritt zum Fahrzeug verschaffen. Er wurde jedoch vom anfahrenden Fahrzeug mitgerissen, schlug mit dem Kopf auf die Fahrbahn auf und wurde vom rechten Hinterrad überrollt."

Die Begründung der Staatsanwaltschaft Laut Anklageschrift wird dem Angeschuldigten lediglich Fahrlässigkeit zur Last gelegt. Wörtlich heißt es, "dass der Lippstädter das spätere Unfallgeschehen hätte erkennen und vermeiden können". Ein Totschlag, der einen Tötungsvorsatz voraussetzt, sei dem Unfallfahrer dagegen nach den umfangreichen polizeilichen Ermittlungen der Mordkommission Salz des Polizeipräsidiums Bielefeld sowie des Verkehrskommissariats der Polizei Paderborn nicht nachzuweisen, erläutert Staatsanwalt Waschkies. Auch das Landeskriminalamt NRW war einer früheren Mitteilung zufolge beim Untersuchen der Spuren involviert.

Demnach habe die Rechtsmedizin Münster nach dem vorläufigen Gutachten bei der Obduktion lediglich das einmalige Überrollen des Beifahrers mit dem Hinterrad nachweisen können, was sich mit den Aussagen des Fahrers decke. Auch das Unfallrekonstruktionsgutachten sowie die Auswertung des Smartphones des Unfallfahrers hätten keinen Hinweis auf eine gewollte Tötung des Beifahrers gezeigt.

So sieht es die Anwältin Aus Sicht der Anwältin des Lippstädters sei hingegen auch eine fahrlässige Verursachung des Unfalls nicht nachzuweisen. Für ihren Mandanten sei der Griff des Beifahrers zum Türgriff während des Anfahrens nicht vorhersehbar gewesen. Der 52-Jährige setzte nach dem Geschehen den Angaben zufolge selbst den polizeilichen Notruf ab. Er war damals zwar vernommen worden, ein Haftbefehl wurde jedoch nicht erlassen.

Das Schöffengericht Paderborn hat laut Staatsanwaltschaft über die Zulassung der Anklageschrift bislang noch nicht entschieden, sodass auch etwaige Hauptverhandlungstermine derzeit nicht bekannt sind. Fahrlässige Tötung wird nach dem Strafgesetzbuch mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe bestraft.

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