In Gütersloh sind Schottergärten künftig verboten: Stadt beobachtet aus der Luft

Gütersloh . Gütersloh wird Schottergärten künftig verbieten. Das haben die Ratsfraktionen mit großer Mehrheit beschlossen. Für Vorgärten, die neu angelegt oder umgestaltet werden, gilt demnach, dass sie höchstens zur Hälfte mit Schotter oder Steinen versiegelt sein dürfen. Bestehende Vorgärten genießen Bestandsschutz – nach Aussage der Stadt ist aber ungewiss, wie lange noch.

&bdquo;Da ist einiges im Fluss“, sagte Jürgen Brüggemeier, Leiter des Fachbereiches Bauordnung, bei der Debatte im Fachausschuss. Der Bestandsschutz gelte erst mal. Man müsse aber schauen, wie sich die rechtliche Situation entwicklen. Gegebenenfalls, vielleicht im Laufe des Jahres, falle der Bestandsschutz dann weg.

Brüggemeier sagte, &bdquo;es soll sich um einen Prozess handeln, der sich nachhaltig auf das gesamte Stadtgebiet auswirken soll. Wir werden proaktiv mit dem Umweltamt zusammen arbeiten. In Verfahren, in denen wir einschreiten, wollen wir gleichzeitig eine Beratung anbieten.“ Darin gehe es darum, wie Hausbesitzer ihre Flächen zurück entwickeln und klimagerecht und ökologisch darstellen könnten.

"Die Stadt verfügt über sehr gute Luftbilder" Bei der Nachverfolgung, inwieweit sich die Hausbesitzer an die neuen Vorgaben halten, bewege man sich auf einen schmalen Grat, so Brüggemeier. &bdquo;Das ist uns bewusst.“ Allerdings verfüge die Stadt über &bdquo;sehr gute Luftbilder, jährlich aktualisiert, wo wir sehr gut nachverfolgen können, was passiert.“

In der Politik hatte sich zuvor ein klares Meinungsbild ergeben. CDU-Sprecher Detlev Kahmen sagte, &bdquo;keiner hat was gegen ein paar Steine, aber es ist teilweise erschreckend und traurig, wie Vorgärten zubetoniert werden.“ Die CDU stimme den neuen Vorschriften zu, &bdquo;wohl wissend, dass das in der Bevölkerung Ängste schürt.“ Viele Bürger stellten sich nun die Frage, ob sie gezwungen würden, ihre Vorgärten zurück zu bauen. Die Frage sei daher in der Tat, wie rigoros die Stadt vorgehen werde.

Für die SPD sei der Paragraf 5 der Satzung entscheidend, sagte ihr Sprecher Thomas Krümpelmann. Darin heißt es, dass &bdquo;vorhandene Vorgärten bis zu einer Neubebauung des Grundstücks bzw. bis zu einer Neugestaltung der Vorgartenfläche Bestandsschutz genießen, sofern sie zulässigerweise errichtet wurden.“ Damit, so Krümpelmann, seien die meisten Konflikte mit den Bürgern erst mal erledigt.

"Für uns wird da zu sehr ins Privatleben reinregiert" Für die Grünen sagte Birgit Niemann-Hollatz, es sei wichtig, dass die Stadt das Einhalten der Satzung kontrolliere und zugleich Öffentlichkeits- und Überzeugungsarbeit leiste. Über den Bestandsschutz sei &bdquo;beizeiten“ zu reden. BfGT-Sprecher Andreas Müller sagte, manche Bürger erlägen dem Irrglauben, mit Steingärten hätten sie weniger Arbeit als mit einem bepflanzten Vorgarten. Die Satzung sei ein guter Weg, dem verstärkten Aufkommen der &bdquo;unsäglichen Schottergärten“ beizukommen. Lediglich die FDP und die AfD stimmten dagegen. &bdquo;Für uns als FDP wird da zu sehr in das Privatleben der Bürger reinregiert und in den privaten Gestaltungsbereich eingegriffen“, sagte Sascha Priebe.

Die neue Satzung sieht vor, dass Vorgärten von Einfamilienhäusern künftig nur noch zu maximal 50 Prozent mit Schotter oder Steinen versiegelt werden. Unbefestigte Flächen seien zu begrünen. Bei Doppel- und Reihenhäusern sind es maximal 70 Prozent, sofern Stellplätze vor dem Haus erforderlich sind. Verboten werden auch mannshohe blickdichte Einfriedungen entlang der Straße – Zäune, Mauern, Gabionen oder dergleichen. Laubhecken bleiben zulässig.

Und was passiert bei einem Hund auf dem Grundstück? Zu klären sei womöglich die Frage, wie die Stadt mit Zäunen umgehe, wenn diese wegen der Hunde auf dem Grundstück hochgezogen würden, sagte BfGT-Sprecher Müller. &bdquo;Ich persönlich hätte mit einem begrünten Stabgitterzaun von 1,20 Metern Höhe kein Problem.“

Dass sich viele Bürger wegen der neuen Satzung Sorgen machen, bekam in den vergangenen Tagen auch Stadtbaurätin Nina Herrling mit. Sie habe zahlreiche Zuschriften erhalten, auch solche, in denen Bürger befürchteten, ihre artenreichen Magerflächen im Vorgarten würden nicht mehr geschätzt. Herrling: &bdquo;Wir werden einen langen Atem haben müssen, um die Bürger mitzunehmen und sie zu überzeugen.“ Man müsse ihnen erklären, dass ein grüner Vorgarten schön und nicht arbeitsintensiv sein müsse.

Zuletzt führten mehrere Städte Vorgartensatzungen ein. Gütersloh hat sich daran orientiert. Der Städte- und Gemeindebund NRW gab schon 2019 entsprechende Empfehlungen.

In Gütersloh sind Schottergärten künftig verboten: Stadt beobachtet aus der Luft

Schottergärten: Droht auch in Lemgo eine Strafe?

Darum sind Schottergärten verboten

Warum die Stadt Detmold am Wettbewerb „Bodenluft“ teilnimmt

Video von Güterslohs Ex-Bürgermeister sorgt für Aufsehen - deutliche Kritik von Morkes

Elias stirbt mit 12 Jahren: Schwere Vorwürfe gegen die Kinderklinik Paderborn

Städte in NRW reichen Klage gegen das Land ein - auch eine OWL-Kommune ist dabei

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus