"Horrorhaus von Höxter": Wie gefährlich ist Wilfried W. wirklich?

Bielefeld/Höxter. Wie gefährlich ist Wilfried W. wirklich? Fast fünf Jahre nach dem Urteil im Prozess um das "Horrorhaus von Höxter" soll diese Frage nun geklärt werden. Ende August wird vor dem Landgericht Paderborn darüber verhandelt, ob W. nach seiner verbüßten Haftstrafe frei kommt oder in die Sicherungsverwahrung muss. Eine zentrale Rolle spielen zwei neue psychiatrische Gutachten. Und die attestieren Wilfried W. ein großes Gefahrenpotenzial.

Rückblick: 2016 kamen die Taten im "Horrorhaus von Höxter" ans Licht. Mehrere Frauen wurden in dem alten Gehöft in dem Ortsteil Bosseborn von Wilfried W. und seiner Lebensgefährtin Angelika W. brutal misshandelt und gequält. Zwei Frauen starben in der Folge. 2018 wurde das Paar schließlich verurteilt.

Bei Wilfried W. betrug das Strafmaß elf Jahre, er wurde allerdings in eine Psychiatrie eingewiesen. Die psychiatrische Gutachterin erklärte ihn damals für nicht-schuldfähig. Unter anderem attestierte sie ihm einen IQ von ungefähr 50. Doch während seiner Zeit in der forensischen Psychiatrie kamen Zweifel an seiner Schuldunfähigkeit auf. Ein weiteres Gutachten bestätigte das, Willfried W. wurde in den normalen Vollzug gebracht. Zwischenzeitlich in Bielefeld, nach weiteren Stationen schließlich in die JVA Werl.

Zwei neue Gutachten angefertigt Die Paderborner Staatsanwaltschaft hatte zudem einen Antrag auf nachträgliche Sicherungsverwahrung gestellt. Heißt: Nach seiner verbüßten Haftstrafe – Stand jetzt könnte diese bereits 2027 enden – würde er dennoch nicht freikommen. Am 30. August wird sich das Landgericht Paderborn mit dieser Frage beschäftigen. Um eine Entscheidung zu treffen, wurden zwei neue psychiatrische Gutachten in Auftrag gegeben. Beide Gutachter kommen, wie diese Redaktion berichtete, in ihren Untersuchungen zu einem aus Sicht von Wilfried W. vernichtenden Urteil: Von W. gehe auch nach seiner Haftstrafe eine Gefahr aus.

Neue Recherchen dieser Redaktion geben nun auch einen Einblick in die Argumente. Eine zentrale Begründung ist demnach in beiden Gutachten, dass W. bereits in der Vergangenheit in ähnlicher Art und Weise gewalttätig gegenüber seiner Partnerin war. So geschehen im Jahr 1994. Damals quälte er gemeinsam mit einer weiteren, ebenfalls zuvor von W. misshandelten Frau, ein Opfer massiv. Unter anderem dieser Umstand lasse mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass W. auch künftig in dieser Art wieder aktiv sein werde, argumentiert einer der Gutachter. Mehr noch: So soll es in dem Gutachten heißen, dass W. bei jeder Gelegenheit versuchen werde, eine ähnliche, ausbeuterische Beziehung zu arrangieren.

Und: Wenn sich nichts ändere, werde W. auch in wenigen Jahren eine Gefahr für alleinstehende und sozial schwache Frauen sein. Zu beachten, so soll es in einem der Gutachten auch heißen, sei allerdings auch die Zusammenarbeit zwischen Angelika und Wilfried W. beim Quälen der Opfer.

Anwalt von W.: "Mein Mandant ist nicht gefährlich" Auch der zweite Gutachter soll nach Informationen dieser Redaktion darauf verweisen, dass sich Gewaltbereitschaft gegenüber seinen Partnerinnen durch W.s Biografie ziehe. Zudem soll er zu dem Schluss gekommen sein, dass W. versuchen wolle, erneut eine Partnerschaft einzugehen und in diesem Kontext vor Gewalttaten von Wilfried W. gegenüber seinen Partnerinnen, schon kurz nach Beginn der Beziehung, warnen.

Wilfried W. soll allerdings angegeben haben, künftig keine Beziehung mehr zu einer Frau zu wollen. Besteht also doch kein Risiko? Sein Anwalt Carsten Ernst vertritt diese Ansicht. Er hält an dem Urteil des ursprünglichen Gutachtens aus dem ersten Prozess fest, das seinen Mandanten als vermindert schuldfähig eingestuft hatte.

Ernst betont: "Mein Mandant ist nicht gefährlich und gehört auch nicht in die Sicherungsverwahrung." Man strebe eine Sozialtherapie an. Zudem befinde man sich aktuell parallel in Verhandlungen zu einer frühzeitigen Entlassung aus der Haft. Bei guter Führung können Straftäter bereits nach zwei Dritteln der verbüßten Zeit aus dem Vollzug entlassen werden. Tatsächlich soll sich W. während seinen nunmehr fast sieben Jahren – inklusive Untersuchungshaft – im Vollzug nichts zuschulden kommen lassen.

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