Wolf tötet nachts Schafe und ungeborene Lämmer in Rahden

Rahden-Varl. Es muss ein furchtbarer Anblick gewesen sein. Verängstigte Schafe hatten in Panik die Einzäunung überwunden. Viele liefen auf benachbarten Feldern, andere auf einer schnell befahrenen Landstraße. Auf der eingezäunten Weide lagen tote Tiere, zum Teil weitgehend aufgefressen: Ein großes Raubtier hat in der Nacht zu Samstag die Herde der Schäferei Möller angegriffen.

Die Schäferei Möller hat einen guten Namen und ist bekannt im Norden des Lübbecker Landes. Norbert Möller ist seit 1981 Schäfer. Im Betrieb packt die Familie an. Norbert Möller betreute über viele Jahre die Schafe im Rahdener Museumshof und zeigte an Aktionstagen, wie ein Schaf geschoren wird. Der Betrieb in Varl liegt in Sichtweite des Großen Diekflusses unweit der Stemweder Grenze.

&bdquo;Es sind alles tragende Mutterschafe"

Rund 260 Tiere zählt die Herde, die auch in der Nacht von Freitag auf Samstag auf einer Wiese am Diekfluss graste – keine 150 Meter von der Schäferei entfernt. &bdquo;Es sind alles tragende Mutterschafe", berichten Norbert und Stefan Möller. In vier Wochen beginne die Lamm-Zeit. Bei der Attacke, hinter der ein Wolf vermutet wird, wurden zwei Mutterschafe getötet. Auch ihre ungeborenen Lämmer starben. Eines schwamm im Diekfluss.

Die Herde geriet in Panik. Ein weiteres Schaf starb am Stress und lag am Samstag noch auf der Weide. Das Fell bewegte sich leicht im Wind, die Augen des Tieres waren geschlossen – als ob es nur schlief.

Wolf packte Schaf an der Kehle

Mindestens ein Tier wurde verletzt. &bdquo;Das hatte der Wolf an der Kehle gepackt, konnte es aber offenbar nicht halten", berichtet Norbert Möller. Die Verletzungen seien sichtbar. Ob noch weitere Tiere Verletzungen erlitten, das will die Familie Möller nun genau untersuchen.

Anfang des Jahres gab es schon einmal einen Wolfsriss in der Schäferei, berichtet Norbert Möller. Nachbarn hätten einen Wolf gesehen. Er habe auch Spuren im Schnee gefunden. Der Wolf habe dann ein Tier getötet. Bei diesem Wolf soll es sich um ein aus dem Raum Soltau stammendes Tier handeln, das auch in der niedersächsischen Nachbargemeinde Wagenfeld mehrere Schafe riss.

Dutzende tote Tiere in Stemwede

&bdquo;Bis dahin hatten wir hier Ruhe", sagt Norbert Möller. Bis dahin sei der Wolf eher im Oppenweher Moor im benachbarten Stemwede unterwegs gewesen. &bdquo;Bei den beiden Schäfern dort langte er richtig hin." Dutzende Tiere seien getötet worden. Einige mussten aufgrund der Verletzungen eingeschläfert werden.

Seine Herde sei durch den Angriff in Panik aus der umzäunten Wiese ausgebrochen. Ein Teil stand auf der Landstraße, die Rahden und Wehdem miteinander verbindet. Hier sind Autos mit teils sehr hohem Tempo unterwegs. Vom Wolf sei natürlich nichts mehr zu sehen gewesen. &bdquo;Wir hatten Glück, dass nicht die ganze Herde auf die Straße gelaufen ist", merkt Norbert Möller an.

&bdquo;Das Risiko gehen wir nicht mehr ein"

Die Weide ist mit einem Elektrozaun eingefriedet. Die horizontalen Teile führen Strom. Die Spannung betrage mehrere 1.000 Volt, sagt Stefan Möller. Das merkten die Tiere. &bdquo;Das merkt man auch als Mensch." Den Zaun habe der Wolf aber überwunden. Im benachbarten Stemweder Ortsteil Oppenwehe sei ein Wolf sogar über einen 1,40 Meter hohen Zaun gesprungen und habe Tiere getötet.

Familie Möller reagiert auf die Wolfs-Attacke &bdquo;Über Nacht kommen die Tiere nun in den Stall. Sie sind ja tragend." Tagsüber würden die Schafe nach draußen kommen, aber nicht mehr nachts. &bdquo;Das Risiko gehen wir nicht mehr ein", machen Norbert und Stefan Möller deutlich. Andere junge Schafe, die nicht tragend seien, blieben normalerweise im Winter die ganze Zeit über draußen, wenn die Witterung das zulasse. Das betreffe rund 60 Tiere, sagt Norbert Möller. &bdquo;Aber auch die gehen jetzt alle in den Stall."

Zäune sind kein wirklicher Schutz

Für den Betrieb sei das schon eine Belastung: Normalerweise würden die Tiere draußen auf den Feldern Raps fressen, der dort stehengeblieben sei und den Tieren als Winterfutter diene. Den Raps könne man nun nicht mehr nutzen, weil die Tiere zum Schutz im Stall blieben. Dort müssten sie nun gefüttert werden.

Der Kreis Minden-Lübbecke ist seit kurzem als Wolfsgebiet eingestuft. Was bringt das aus Sicht eines Schäfers? &bdquo;Wir bekommen eine Förderung für Zäune", merkt Norbert Möller an. Die seien 1.05 Meter hoch. 90 Zentimeter seien der Mindestschutz – &bdquo;für den Wolf kein Problem". Der &bdquo;zumutbare Herdenschutz" sei ein 1,20 Meter hoher Zaun. Ein befreundeter Schäfer in Oppenwehe habe den auf 1,40 Meter erhöht. Möller: &bdquo;Ohne Erfolg."

&bdquo;Man deckt den Tisch für den Wolf"

Was muss passieren? Der Wolfsbestand müsse durch Abschuss reguliert werden, sagen Norbert und Stefan Möller. Die Ausweisung des Kreises als Wolfsgebiet sei wichtig, wenn um den Abschuss eines Wolfes gehe. &bdquo;Auch der Bevölkerung muss klar werden, was hier abgeht."

Der Wolf sei zu einer Gefahr geworden für die gesamte Weidetierhaltung. Es gehe nicht nur um Schafe, sondern auch um Pferde und alle anderen Weidetiere, sagt Norbert Möller. Die Tiere sollten doch naturnah draußen gehalten werden und das wollten doch auch die Verbraucher so. Möller: &bdquo;Und in Wirklichkeit deckt man den Tisch für den Wolf."

Das Wolfs-Monitoring koste sehr viel Geld und das fehle dann für andere Aufgaben. Norbert Möller: &bdquo;Wichtig ist, dass man auf sachlicher Ebene das Problem löst." Mit radikalen Ansichten auf der einen wie der anderen Seite löse man aber nichts.

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