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Hochwasser: Weser erreicht höchste Warnstufe,  in Warburg muss das Trinkwasser gechlort werden

Die Weser erreicht am Samstagabend die dritte Hochwasserwarnstufe. Feuerwehren sind im Kreis Höxter wieder im Einsatz und warnen Bürger vor Gefahren.

David Schellenberg

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Die Weser bei Höxter. Der Pegel steigt immer weiter. - © Thomas Kube
Die Weser bei Höxter. Der Pegel steigt immer weiter. (© Thomas Kube)

Kreis Höxter. Kurz vor Heiligabend spitzt sich die Hochwasserlage im Kreis Höxter und im Kreis Holzminden deutlich zu. In Bad Karlshafen überschritt der Weserpegel am Samstagabend die dritte und damit höchste Hochwasserwarnstufe bei 4,80 Metern.

In Höxter wurde am frühen Samstagabend die weite Hochwasserwarnstufe erreicht. Der Pegel wurde um 18 Uhr mit 5,05 Metern angegeben. Auch die Pegel kleinerer Flüsse wie die Diemel in Warburg steigen weiter deutlich. Die Feuerwehr Beverunge hat ebenso wie der Landkreis Holzminden die Bevölkerung aufgerufen, Vorsorgemaßnahmen zu treffen.

Im ganzen Kreis Höxter sind seit Samstagmittag auch wieder die Feuerwehren im Einsatz. Meist sind es bisher kleinere Einsätze zur Beseitigung von Hochwasserschäden, oder um solche zu verhindern.

So wurden beispielsweise in Willebadessen und Nieheim Sandsäcke gefüllt, in Albaxen Schlamm beseitigt und in Bödexen Maßnahmen getroffen, damit der über die Ufer getretene Wasserlauf besser abfließen kann. In Sandebeck musste die Feuerwehr einen Baum von der Landstraße beseitigen. In Brakel half die Feuerwehr Bürgern, ihre Kellerschächte abzudichten. Allein in Höxter rückte die Feuerwehr am Samstagnachmittag acht Mal aus. Aufgrund der vorhergesagten Regenmengen rechnen die Experten mit weiter steigenden Pegeln.

In Warburg teilte die Stadtverwaltung am Abend mit, dass aufgrund des Hochwassers das Trinkwasser vorsorglich gechlort werden muss. Die Bürger werden aufgefordert, das Wasser abzukochen. Details zur aktuellen Hochwasserlage an der Diemel gibt es auf der Internetseite der Stadt www.warburg.de. Außerdem hat die Stadt mehrere Strecken gesperrt.

Unkalkulierbare Gefahren

Die Feuerwehr Höxter stellt aufgrund der Lage die Gefahren des Hochwassers heraus: „Die steigenden Pegel der Gewässer sind unkalkulierbar und bieten viele Gefahren. Deshalb passen Sie auf sich auf und meiden Sie Uferbereiche, damit das Weihnachtsfest nicht ins Wasser fällt", warnen sie auf ihrer Facebook-Seite die Bürger.

Auch die Feuerwehr Beverungen wandte sich mit einer Mitteilung an die Bevölkerung. Sie warnte davor, bei einem schnell vollaufenden Keller dort noch hinein zu gehen. Es droht Lebensgefahr. Hauseigentümer sollten zudem ihre Rückstauklappen prüfen, die im Ernstfall ein Zurückfließen von Kanalwasser verhindern. Außerdem sollten Autos aus bekannten Gefahrenbereichen weggebracht werden. Die Stadt Beverungen habe zudem einige Uferbereiche bereits gesperrt, teilte Wehrleiter Sebastian Ewen mit.

Die Weser ist so hoch, dass sie in den Ahlemeyer See abfließt und diesen füllt - wie eine Badewanne. - © Thomas Kube
Die Weser ist so hoch, dass sie in den Ahlemeyer See abfließt und diesen füllt - wie eine Badewanne. (© Thomas Kube)

Der Landkreis Holzminden teilte am Vormittag mit, dass er damit rechnet, dass die Fünf-Meter-Marke deutlich überschritten wird. Dann würde auch die Weserbrücke zwischen Höxter und Lüchtringen in Richtung Holzminden geschlossen, da die Fahrbahn durch die Weseraue geht, die inzwischen vollläuft.

Vorgegebener Alarmplan

Die Warnstufen sind vor allem für die Behörden wichtig, weil mit ihnen verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. So gibt es in Höxter einen internen Einsatz- und Alarmplan, wenn der Pegel weiter steigt. Die erste Hochwassermeldestufe bei 4,40 Meter ist für die Stadt noch kein Problem. Dann wird der Radweg gesperrt, entsprechende Schilder werden aufgestellt.

Bei 5 Metern – der zweiten Meldestufe – baut der Bauhof die Spundwände unter den Bahnunterführungen in der Kernstadt auf. In Lüchtringen übernimmt das die Feuerwehr – allerdings schon bei vier Metern.

Richtig kritisch würde es allerdings ab sechs Metern Weserpegel in Höxter. Dann stünden erste Wohnbereiche zum Beispiel im Brückfeld unter Wasser. Außerdem müsste dann der Regenwassersammler an der Stummrigen Straße über die Spundwand leergepumpt werden, weil er nicht mehr allein leerläuft. Für alle Notfälle liegen beim Kreis und der Stadt zudem mehr als 70.000 Sandsäcke bereit – die schnell gefüllt werden müssten.

Die Nethe hat ihr Flussbett verlassen und sucht sich ihren Weg über Felder, Wiese und Gärten im Bereich Ottbergen. - © Thomas Kube
Die Nethe hat ihr Flussbett verlassen und sucht sich ihren Weg über Felder, Wiese und Gärten im Bereich Ottbergen. (© Thomas Kube)

In den Einsatz- und Alarmplan sind die örtlichen Rettungsdienste eingebunden. Steigt die Weser über 6 Meter wie im Januar 2011 – die dritte Hochwasserstufe –, würde in der Stadt zudem ein Krisenstab eingerichtet, der die Aufgaben koordiniert.

Bevölkerung soll sich vorbereiten

Der Landkreis Holzminden hat aufgrund der sich zuspitzenden Lage am Samstagvormittag einen Warnung an die Bevölkerung herausgegeben. „Weil auch aktuell und in den nächsten Tagen laut Deutsche Wetterdienst mit weiteren, teils ergiebigen Regenfällen zu rechnen ist, sollte die Bevölkerung des Landkreises Holzminden auf eventuell weiter ausgegebene Warnmeldungen achten und sich in Wassernähe auf Hochwasser vorbereiten", heißt es in der Pressemitteilung.

Der Landkreis fordert die Bevölkerung auf, auch über die Feiertage auf die Informationen des DWD und der bekannten Warn-Apps wie BIWAPP und NINA zu beachten.

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz warnt ebenfalls: „An der Weser wird ein großes Hochwasser erwartet. Aufgrund der gefallenen und zu erwartenden Niederschlagsmengen im Einzugsgebiet der Weser werden durch die Zuflüsse der Weser die Wasserstände in der Ober- und Mittelweser weiter steigen. Viele Pegel haben bereits die Meldestufe 1 überschritten. Aktuelle Modellrechnungen zeigen, dass die Pegel weit über die Meldestufe 3 steigen können."

Die Prognosen

Bereits am Samstagnachmittag wird in Hann. Münden die Überschreitung der Meldestufe 2 erwartet. Vorausgesetzt, die prognostizierten Regenfälle treten ein, wird es im Laufe des 2. Weihnachtsfeiertages, 26. Dezember, zum prognostizierten Höchststand von 5,70 Metern im Gebiet des Landkreises Holzminden kommen. Es sei damit zu rechnen, dass auch die Nebenflüsse der Weser stark ansteigen.

Aktuelle Pegelstände

Dies ist aktuell überall zu beobachten: Die Diemel ist am Pegel Westheim nur noch wenig von der dritten Hochwasserwarnstufe entfernt und steht am Pegel Westheim bei 1,79 Meter. Die Emmer hat inzwischen wieder die erste Hochwasserstufe deutlich überschritten. Der Wasserstand wird an der Messstelle Nessenberg mit 2,82 Metern angegeben, wie aus Daten des NRW-Landesamtes für Umwelt, Natur- und Verbraucherschutz hervorgeht. Knapp unter der zweiten Warnstufe. Der Pegel der Nethe bei Ottbergen wird mit 2,90 angegeben.

Auch die Diemel in Warburg schwillt immer weiter an. - © Simone Flörke
Auch die Diemel in Warburg schwillt immer weiter an. (© Simone Flörke)

Und es ist noch nicht vorbei. Der Deutsche Wetterdienst hat inzwischen die Unwetterwarnungen für die Region über den Heiligabend hinaus verlängert. So warnt der DWD noch bis Montag, 25 Dezember, 18 Uhr vor ergiebigem Dauerregen. „Nach bisher beobachteten Niederschlagsmengen von 60 bis 100 Litern pro Quadratmeter tritt weiterhin ergiebiger Dauerregen mit Unterbrechungen auf. Dabei werden nochmals Niederschlagsmengen bis 35 Litern pro Quadratmeter erwartet - in Staulagen deutlich mehr.

Seit Tagen viel Regen

Die Hochwasserlage hält schon seit den gebietsweise starken Regenfällen am Donnerstag an. Überschwemmte Straßen durch ansteigende Bäche gab es dabei unter anderem in Steinheim auf der Nieheimer Straße. Dieser Abschnitt konnte am Freitagvormittag aber wieder freigegeben werden. Anders sah das im Bereich der Nethe aus. Bei Bruchhausen war der Fluss über die Ufer getreten und hatte die Brokhusenstraße unter Wasser gesetzt. Die Strecke blieb im Verlauf des Freitags noch gesperrt, wie Straßen NRW mitteilte. Auch die L827 bei Steinheim bleibt wegen des Hochwassers am Heubach noch für den Verkehr dicht.

Baum stürzt auf Zug bei Willebadessen

Durch den Sturm vielen zudem viele Bäume um. Es ereigneten sich in der Folge auch Unfälle, bei denen es in der Regel aber bei Sachschäden blieb. Den aufwendigsten Einsatz zog ein umgestürzter Baum zwischen Willebadessen und Borlinghausen nach sich, der um 14.30 Uhr auf einen fahrenden Personenzug gefallen war und dabei auch die Oberleitung der Eisenbahnstrecke beschädigt hatte.

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