Tierheim Paderborn bittet Briards-Besitzer um Mithilfe: „Unsere letzte Chance“

Paderborn/Lichtenau. Der Instagram-Post ist nur kurze Zeit online, eher er vom Tierheim Paderborn wieder gelöscht wird. Der Grund: &bdquo;Ein Shitstorm", sagt Tierheim-Vorsitzende Gabi Votsmeier. Eigentlich hatte sich das Tierheim mit einem emotionalen, offenen Brief an den Besitzer der vier Briards wenden wollen - in der Hoffnung, dass sie endlich ein neues Zuhause für die Tiere suchen können. Doch so einfach soll es nicht werden.

&bdquo;Es ist unsere einzige Möglichkeit, den Besitzer zu erreichen", erklärt Votsmeier den offenen Brief auf der Social-Media-Plattform Instagram. Kein einziges Wort habe sie bisher mit ihm wechseln können. &bdquo;Wir wollten freundlich sein - und keine Beschimpfungen und Tiraden auslösen." Doch genau so kam es: In den Kommentarspalten kritisierten User der Plattform den Besitzer aufs Übelste.

Diese Kommentare seien nicht hilfreich, sagte Votsmeier bereits am Mittwochvormittag. &bdquo;Die Menschen wissen nicht, wieso ihm der Hund abgenommen wurde", sagt die Tierheim-Vorsitzende. &bdquo;Und die Behörden können auch nichts dafür, dass die Hunde so lange bei uns sind." Am Mittwochmittag schaltete sich dann das Ordnungsamt Lichtenau ein. &bdquo;Wir haben die Tiere zur Sicherstellung an das Tierheim gegeben", sagt Ordnungsamtsleiter Friedhelm Weber, damit seien die Tiere nicht in der Verantwortung des Tierheimes. &bdquo;Wir haben dann den Wunsch geäußert, dass dieser Post entfernt wird."

Hunde sollen nicht im Tierheim sterben Seit nunmehr 30 Monaten leben die Hunde im Tierheim. Ein Rechtsstreit vor dem Verwaltungsgericht Minden sei zwar beendet. &bdquo;Das Verfahren über die Sicherstellung der Hunde ist juristisch abgeschlossen", sagt Miriam Günther, Pressesprecherin der Stadt Lichtenau. &bdquo;Rechtlich sind die Tiere nur sichergestellt, Eigentums- und Haltereigenschaft werden hiervon nicht berührt." Heißt: Die Tiere können weiterhin nicht vermittelt werden und müssen im Tierheim bleiben.

&bdquo;Der Aufenthalt im Tierheim sollte keine Dauerlösung sein", betont Votsmeier. &bdquo;Diese Hunde haben es nicht verdient, im Tierheim zu sterben." Denn den Tieren laufe die Zeit davon: Große Hunde hätten eine Lebenserwartung von zehn bis zwölf Jahren, so die Tierheim-Vorsitzende. Die vier Briards seien zwischen sechs und acht Jahre alt.

Weil das Tierheim Paderborn keinen direkten Kontakt zum Besitzer hat, habe das Tierheim auf den offenen Brief gesetzt. Votsmeier beschrieb ihn dieser Redaktion gegenüber als &bdquo;unsere letzte Chance, an Herz und Vernunft des Halters zu appellieren". Am frühen Mittwochnachmittag ist der Post schon wieder offline.

Tierheim-Leiterin zeigt Verständnis Für Votsmeier ist klar: &bdquo;Der Mann hängt an seinen Tieren und will sie mit aller Macht wieder haben - und nutzt jedes Instrumentarium." Sie habe Verständnis für den Besitzer. Doch müsse er sich fragen, ob er nicht lieber an seine Hunde denken wolle, statt an sich. Auf &bdquo;NW"-Anfrage äußert er sich nicht zur Sache.

Inzwischen habe der Besitzer laut Votsmeier &bdquo;mehrere tausend Euro Unterbringungskosten" zahlen müssen. Ein Ende ist derzeit nicht in Sicht. &bdquo;Wir warten, und warten, und warten, dass was passiert", sagt Votsmeier. &bdquo;Er könnte es verkürzen, indem er die Tiere freigibt. Wir sind alle ziemlich frustriert."

Die Kostenerstattung und die Entscheidung über den Umgang mit den Hunden befinden sich im laufenden Verfahren, sagt Pressesprecherin Günther. Daher könnten derzeit keine weiteren Informationen bekannt gegeben werden.

Keine Problemhunde Nach wie vor verteidigt die Tierheim-Leiterin die vier Briards. &bdquo;Die Hunde sind total toll. Der Halter hätte sie besser führen müssen." Den Angriff beschreibt sie als normales Rudelverhalten - das ein Halter eigentlich hätte verhindern müssen. &bdquo;Solche Vorfälle liegen immer am Halter und der mangelnden Führung", betont Votsmeier. Im Tierheim gebe es keine Auffälligkeiten.

Die Hunde sollen nicht als Rudel, sondern als Einzeltiere vermittelt werden - auch, weil sie nicht besonders aneinander hängen würden. Ob sich der Besitzer dazu bereit erklärt, ist indes noch völlig offen. &bdquo;Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt Votsmeier.

Im September 2021 hatten die vier Briards eine Joggerin auf einem Feldweg in Borchen angegriffen und schwer verletzt. Seitdem leben die Hunde im Paderborner Tierheim. Dem Besitzer aus Lichtenau wurde untersagt, Hunde zu halten oder zu führen.

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