„Wie Zuckerwatte“: Neue Giftköder-Warnungen beunruhigen Hundehalter in Bielefeld

Bielefeld. Es ist der Albtraum eines jeden Hundehalters. Der geliebte Vierbeiner spürt im Unterholz etwas auf, das richtig lecker riecht, und vertilgt es, bevor es Frauchen oder Herrchen überhaupt gemerkt haben. Nicht selten stellen sich die scheinbar leckeren Wurst- und Fleischreste als tödliche Gefahr für die Tiere heraus.

Unbekannte Hundehasser versetzen diese Fleischköder leider immer wieder mit Rattengift. Ein Gift, das auch Hunde schnell innerlich verbluten lässt, wenn kein Tierarzt eingreift.

Münsterländerin spürt in Bielefeld eine Mortadella mit Rattengift auf

Am besten lässt sich diese Gefahr minimieren, wenn die Hunde richtig erzogen sind und Gefundenes deshalb niemals fressen. Diese Hundeerziehung hat der Münsterländerin Lotta (10 Jahre) möglicherweise das Leben gerettet. Der Hund hatte in der Woche 4. bis 10. März in Kirchdornberg einen solchen Köder aufgespürt, aber eben nicht heruntergeschlungen. Frauchen Sabine Hoffmann hat den Köder sofort eingepackt und zur Polizei in Dornberg gebracht.

Das Foto des Köders zeigt eine mit Bastband zusammengebundene Scheibe Mortadella, im Inneren ist ein blaues Pulver zu sehen. &bdquo;Die zuständige Polizeibeamtin geht davon aus, dass es sich bei der blauen Substanz in dem Fleischwurstpaket um Rattengift handelt“, berichtet die Hundehalterin.

Wie Zuckerwatte: Beunruhigende Warnung vor neuartigem Rattengift Die Beamtin hat daraufhin eine Anzeige aufgenommen. Die Ermittlungen laufen. Eine genauere Untersuchung der blauen Substanz sei allerdings nicht geplant. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese mit Schleifchen zusammengebundene Wurst harmlos ist, sei einfach zu klein.

Eine andere Warnung sorgt derzeit in diversen Hundeforen für große Angst. Ein neuartiges Rattengift soll derzeit vielfach an Wald und Wiesen zu finden sein: &bdquo;Sieht aus wie Zellstoff oder Zuckerwatte, ist aber keines“, heißt es in zahlreichen Social-Media-Beiträgen. Das neue Gift soll sich bei Feuchtigkeit schnell zersetzen und schon tödlich sein, wenn ein Hund daran leckt.

Faktencheck deckt Zuckerwatte-Warnung als Fake auf Umso größer war dann in Bielefeld die Aufregung als eine Hundehalterin vom Stiftspark (Hundeauslaufbereich) zu den Tennisplätzen am Erdsiek spazierte und eben solche Zuckerwatte-ähnlichen Substanzen fand.

Das für ausführliche Faktenchecks bekannte Internet-Projekt &bdquo;Mimikama“ hat sich diesen Meldungen bereits im Oktober angenommen. Denn Warnungen zufolge soll es sich bei der im Foto gezeigten Substanz um das Nagergift Alpha-Chloralose handeln.

Mimikama gibt Entwarnung: &bdquo;Das Bild zeigt eine schwer identifizierbare Substanz, die von einigen als Pappelsamen und von anderen als synthetische Substanz identifiziert wird. Es ist sicher, dass dieser ’Füllstoff’ oder ’Zuckerwatte’ nicht das besagte Rattengift ist.“ Aufgrund der sehr häufigen Verbreitung des Fotos sei die genaue Herkunft des Fotos unklar.

Vergiftungen von Hunden und Katzen dennoch nicht ausgeschlossen Das echte Mäuse- und Rattengift Alpha-Chloralose gibt es bereits seit 2011, hat einen süßen Geschmack, um die Nager anzulocken, und ist als weißes kristallines Pulver bekannt, das sich in Wasser und Alkohol auflöst, so Mimikama zur Erklärung. Alpha-Chloralose sei auch als Paste oder in Kugelform bekannt und werde oft mit weiteren Zutaten wie Mehl kombiniert. Die Verwendung des Rodentizids (Mittel zur Bekämpfung von Nagetieren) &bdquo;ist nur in geschlossenen Räumen und unter spezifischen Bedingungen gestattet“, heißt es weiter.

Eine unsachgemäße Verwendung im Freien könne dennoch vorkommen und dann auch für Hunde, Katzen und Wildtiere gefährlich sein. Es wirkt wie ein Narkosemittel, verlangsamt den Stoffwechsel und soll die Nager über eine Unterkühlung töten. Typische Symptome einer solchen Vergiftung seien Muskelzittern, Krämpfe und Schläfrigkeit - bis hin zum Koma. In schweren Fällen könne es zum Atemstillstand kommen.

Für Hunde gilt eine Menge von 0,6 bis 1,0 Gramm pro Kilo Körpergewicht als tödlich. Bei Katzen reicht schon 0,1 Gramm pro Kilo Körpergewicht für eine tödliche Vergiftung.

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