Gefährlicher Job? Gütersloherin bietet schmerzfreie Zahnreinigung für Hunde an

Gütersloh. Nur zwischendurch tippelt Hündin &bdquo;Luna“ mit den Pfoten mal aufgeregt auf der rosafarbenen, rutschfesten Auflage des Behandlungstisches hin und her. Doch in dem Moment, als die Zahnbürste in ihrem Maul steckt, lässt die fünf Jahre alte französische Bulldoggen-Mix-Dame die Prozedur geduldig über sich ergehen. &bdquo;Super machst du das“, lobt Ines Kleine. Sie hat alles im Griff.

Das muss die 39-Jährige auch haben, denn ihre Tätigkeit erfordert nicht nur Fingerspitzengefühl, sondern auch eine gewisse Wachsamkeit. Die zertifizierte Hundefriseurin und Tierdentalhygienikerin zieht in Gütersloh mit einem Service die Aufmerksamkeit auf sich, den man so in der Stadt noch nicht findet: Sie entfernt Zahnstein bei Hunden – und zwar ohne die Verwendung einer Narkose. Ist das nicht gefährlich, wenn ein Tier mal zuschnappt?

Eins vorweg: Natürlich sei sie während ihrer Arbeit bereits einmal von einem Hund gebissen worden, gibt die Tierexpertin zu. Allerdings passierte dies bei der Fellpflege und nicht während der Dentalhygiene. &bdquo;Ob ich dem Hund ins Maul fasse oder die Haar schneide – ein gewisses Berufsrisiko ist immer dabei“, sagt Ines Kleine, während sie den Bürstenkopf in die Zahnpasta tunkt.

Salon im Mai in Gütersloher Stadtteil eröffnet Im Mai hat sie ihren Hundesalon &bdquo;Pfötchenstube“ im Stadtteil Avenwedde-Bahnhof eröffnet. Dort, an der Isselhorster Straße 227, teilt sie sich die Räumlichkeiten mit ihrer 47-jährigen Kollegin Tanja Simon, die an Ort und Stelle seit dreieinhalb Jahren den Salon &bdquo;Pfotenzauber“ betreibt.

Baden, Föhnen, Schneiden, Scheren oder Trimmen von Hand zählte bisher unter anderem zur Angebotspalette für die vierbeinige Kundschaft. Seit Neuestem gehört auch die spezielle Form der Maulhygiene dazu – die Zahnsteinentfernung ohne Narkose. Eine Stunde dauert die Behandlung in der Regel und kostet 95 Euro.

Behandlung bei vollem Bewusstsein &bdquo;Das Ultraschallgerät sorgt für eine leichte Bläschenbildung unter dem Zahnstein“, erklärt die Gütersloherin das Verfahren, &bdquo;dadurch können wir ihn besser abtragen.“ Anschließend löst sie mit einem feinen Rosenholzstäbchen die braunen Bröckchen vom Zahn. Die Hündin quittiert es mit einem Zungenschlecker und stoischer Gelassenheit. Kein Jaulen, kein Schnappen.

Schmerzen scheint Luna offensichtlich nicht zu spüren. Stück für Stück werden die Beißer der Bulldoggen-Mix-Dame bei der Beauty-Behandlung wieder blitzblank – und das bei vollem Bewusstsein. Bei ihrer Methode bleibe dem Hund das Risiko einer Narkose, die besonders ältere Vierbeiner häufig nicht gut vertragen würden, erspart. Das sei ihr wichtigster Beweggrund, den Service anzubieten, äußert die Tierexpertin.

Die Zahnsteinentfernung ohne Narkose sei vergleichbar mit einer professionellen Zahnreinigung beim Menschen. Kleine betont zugleich, dass es sich bei dem Verfahren um eine rein kosmetische Behandlung und natürlich keinen medizinischen Eingriff handelt. &bdquo;Aber es dient der Tiergesundheit.“ Kritiker äußern ihre Bedenken hinsichtlich Schmerzen und der Möglichkeit, dass sich chronische Entzündungen entwickeln könnten.

Wohlergehen der Tiere steht an erster Stelle Die Gütersloherin ist sich dieser Punkte bewusst und versichert, dass das Wohlergehen der Tiere an erster Stelle steht. &bdquo;Wenn ich erkenne, dass das Zahnfleisch entzündet oder eitrig ist, verweise ich sofort an den Tierarzt. Das gilt auch für Wackelzähne.“ So stellt sie sicher, dass nur Hunde ohne gesundheitliche Einschränkungen die kosmetische Zahnreinigung erhalten.

Eine Summe, die Lunas Besitzerin Claudia Krause gern investiert: &bdquo;Denn ich möchte es meinem Tier doch ermöglichen, von seinen Zähnen lange etwas zu haben. Dass Luna dafür nicht betäubt werden muss, ist doch umso besser.“ Die 46-Jährige ist mit ihrer schwarz-grau-gescheckten Hündin extra aus Bielefeld-Senne gekommen.

Gütersloherin erklärt den Ablauf der Behandlung Nun sitzt Bulldoggen-Mix-Dame Luna also auf dem höhenverstellbaren Behandlungstisch, angeleint an ein Geschirr, und muss ständig ihre Zähne zeigen. Wie ungewohnt. Doch die Skepsis scheint schnell zu weichen. Das Frauchen steht ihr schließlich mit Zuspruch zur Seite und Luna trägt die nahezu geräusch- und vibrationslose Bürste im Maul mit Fassung.

&bdquo;Sie findet das nicht toll, aber sie macht gut mit und ist ganz ruhig“, sagt Kleine, die quasi Kopf an Kopf ihr Werk verrichtet. Sie trägt weiße Latexhandschuhe, fixiert mit zwei Fingern die Schnauze der Hündin, während sie mit der blauen Ultraschallzahnbürste den hartnäckigen, gelb-bräunlichen Belag behandelt.

Die Entstehung von Zahnstein bei Hunden kann unterschiedliche Gründe haben: Vererbung, Plaque, zu geringer Speichelfluss, aber auch zuckerhaltiges Futter, zu viel Nassfutter oder zu wenig Bewegung. Unbehandelt kann es zu weiteren Erkrankungen, Karies, Parodontitis und im schlimmsten Fall Zahnausfall kommen. Das will Ines Kleine verhindern.

Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten hat sich die 39-Jährige in einer viermonatigen Ausbildung im Hundesalon &bdquo;Pfotentreff“ in Steinhagen angeeignet. Nach weiteren Schulungen und einer Prüfung beim Verband der Tierdentalhygieniker in Kobern-Gondorf (Rheinland-Pfalz) bietet sie ihre besonderen Dienste nun im &bdquo;Pfotenstübchen“ in Gütersloh an.

Kleine ist selbst zweifache Hundebesitzerin. Auch ihren Vierbeinern Inka und Olaf fühlt sie immer wieder auf den Zahn und merkt scherzhaft an: &bdquo;In meiner Familie fanden es alle toll, dass ich diesen Beruf gewählt habe, nur die Hunde nicht.“

Überlegungen bezüglich Angebot für Katzen Zwischenzeitlich hat die Expertin zur fachmännischen Reinigung von Hundegebissen schon in Erwägung gezogen, ihren Service noch auf andere vierbeinige Klienten auszuweiten. &bdquo;Ich habe tatsächlich über ein Angebot für Katzen nachgedacht“, erzählt Ines Kleine lachend, &bdquo;aber ich weiß nicht, ob das hier funktioniert.“ Nicht, dass im &bdquo;Pfotenstübchen“ plötzlich doch noch die Zähne gefletscht werden und am Ende großer Katzenjammer herrscht.

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