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Futter auf Straße verstreut: 20 Katzen nachts im Kreis Höxter ausgesetzt

Svenja Ludwig

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Anders als dieses Kätzchen waren die Tiere in Beverungen wohl nicht frewillig unterwegs (Symbolbild). - © Pixabay/laurenta_photography
Anders als dieses Kätzchen waren die Tiere in Beverungen wohl nicht frewillig unterwegs (Symbolbild). (© Pixabay/laurenta_photography)

Beverungen/Kreis Höxter. Ein Vorfall am späten Samstagabend an der Bundesstraße 83 zwischen Beverungen und Herstelle wird in den sozialen Medien aktuell heiß diskutiert. Es geht um rund 20 Katzen, die sich hinter dem Ortsausgang Beverungen auf der Fahrbahn befanden, und um Katzenfutter, das offenbar auf dem Asphalt verstreut wurde. Was ist passiert?

Laut Ralf Meibom vom Ordnungsamt der Stadt Beverungen sei die Behörde gegen 23 Uhr informiert worden. Der Einsatz habe sich bis in die frühen Morgenstunden gezogen, vor Ort bis etwa 1.30 Uhr, anschließend hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch verschiedene Telefonate geführt.

16 bis 20 Katzen hätten sich auf der Fahrbahn befunden. Es sei gelungen, sagt Meibom, die meisten einzufangen. Dieser Erfolg geht auch auf verschiedene Menschen zurück, denen die Tiere aufgefallen waren und die anhielten und halfen. Darunter nach Angaben des Tierhafens Bad Karlshafen auch eine Mitarbeiterin.

Trotz größter Mühen wurden nicht alle Katzen gefangen

Weitere Helferinnen und Helfer berichten in der öffentlichen Facebook-Gruppe „Beverungen und Umgebung“ von der nächtlichen Tierschutzaktion. „Ich gehörte zu den Helfern, die gestern dort standen“, schildert ein Gruppenmitglied am Sonntag, „nach einer langen harten Nacht (...) hatten wir circa 20 – zwei weitere waren dabei nicht einzufangen – einfangen können“.

Eine andere Nutzerin spricht von mehr als drei Stunden. „Wir haben über 20 Katzen, darunter auch welche, die fünf bis sechs Wochen alt sind, und auch viele Rassekatzen, eingefangen und gesichert.“ Laut Ralf Meibom waren es „16 an der Zahl, es wurden aber nicht alle erwischt“.

Der Ordnungsamtsleiter bestätigt, dass auf der Fahrbahn Katzenfutter verteilt war. Dass es dort versehentlich hingelangt sein könnte, hält er für nicht sehr wahrscheinlich: „Das wäre schon ein arger Zufall.“ Denn das Futter habe sich „genau in dem Bereich“ befunden, wo der vermeintliche Besitzer der Tiere wohne. Bei Facebook wird gemutmaßt, das Futter sei auf der Bundesstraße präpariert worden, damit die Katzen, die es anlockt, überfahren würden. Eine naheliegende Vermutung, aber erst einmal nicht mehr als das.

Mutmaßlicher Besitzer holt die Tiere wieder ab

Wie der Tierhafen Bad Karlshafen gegenüber der „Neuen Westfälischen“ bestätigt, befand sich unter den Helferinnen und Helfern in der Nacht auch eine Mitarbeiterin des Tierheims. „Durch Zufall“ habe die Mitarbeiterin von dem Vorfall erfahren. Nachdem die meisten Katzen eingefangen waren, habe die Mitarbeiterin die Tiere zum Tierhafen gefahren. Es sei aber nicht mehr dazu gekommen, dass die Katzen dort ausgeladen und untergebracht wurden. Denn inzwischen sei auch der vermeintliche Besitzer der Tiere am Tierheim angekommen und habe seine Tiere zurückgefordert. Laut Tierhafen „unter Androhung von Gewalt“.

Das Ordnungsamt Beverungen bestätigt, dass die Katzen noch in der Nacht zu Sonntag vom vermeintlichen Besitzer wieder aus Bad Karlshafen abgeholt wurden. Die Polizei Höxter erklärt auf Anfrage, das Tierheim habe gegenüber der Polizei eine Online-Anzeige wegen Hausfriedensbruchs gegen den vermeintlichen Katzenbesitzer angekündigt.

Ob diese am Montag bereits gestellt war, konnte ein Sprecher der Polizei nicht abschließend beurteilen. Da Online-Anzeigen den zuständigen Behörden zunächst zugeordnet werden müssen, könne es sein, dass zwar eine Anzeige erstattet, diese aber noch nicht im System bei der Kreispolizeibehörde Höxter sichtbar sei.

Einige Katzen sind erst wenige Wochen alt

Die Polizei weiß also von dem Vorfall an der B83, auch wenn sie nicht vor Ort war. Fundtiere fallen in die Zuständigkeit der Ordnungsämter. Die Beamten warteten nun eine gewisse Zeit ab, ob die angekündigte Strafanzeige eintreffe. Sollte das nicht passieren, ginge die Polizei noch einmal aktiv auf die Person zu, die eine Anzeige angekündigt habe. So gingen die Beamten grundsätzlich, nicht nur in diesem Fall, vor.

Die Katzen hatten übrigens Glück. Laut Ordnungsamt Beverungen sei keines der eingefangenen Tiere auf der Straße verletzt worden. „Den generellen Gesundheitszustand kann ich nicht beurteilen“, sagt Ralf Meibom.

Der Tierhafen Bad Karlshafen berichtet im Gespräch mit der Redaktion davon, dass es sich bei den eingefangenen Tieren um Katzen verschiedenen Alters gehandelt habe. Teilweise „nur wenige Wochen alt“. „Größtenteils“ hätten sie verklebte Augen gehabt, was möglicherweise Symptom einer nicht behandelten Viruserkrankung sein könne.

Weitere alarmierende Aufnahmen von Grundstück

Im Bereich, in dem die Helferinnen und Helfer in der Nacht den Katzen nachjagten, sollen einige von ihnen auf weitere Tiere gestoßen sein. Keine freilaufenden Katzen, sondern Tiere, vor allem Jungkatzen, die sich in kleinen Käfigen – in einem Fall offensichtlich ein Vogelkäfig- oder Gitterboxen befanden – wohl auf einem Privatgrundstück.

Eine Userin beschreibt Zustände wie in „Horrorfilmen“. Tiere seien eingesperrt gewesen, es habe nach Urin und Exkrementen gerochen. Videos und Fotos unter dem ursprünglichen Beitrag in der öffentlichen Facebook-Gruppe sollen Beleg dafür sein. Ralf Meibom vom Ordnungsamt betont, dass diese Aufnahmen widerrechtlich auf dem Grundstück des vermeintlichen Besitzers der Katzen gemacht worden seien.

Bei Facebook weist eine Nutzerin, die ein kurzes Video teilt, das unter anderem drei weiße Kätzchen in einer Plastiktransportbox zeigt, darauf hin, dass nirgendwo eingebrochen worden sei: „Der Ort mit den Katzen im Vogelkäfig war öffentlich zugänglich.“ Gleichwohl war es wohl Privatgelände.

Eine Berliner Strafrechtskanzlei informiert auf ihrer Website ausführlich über das Antragsdelikt des Hausfriedensbruches: „Hausfriedensbruch besteht dann, wenn man ohne Erlaubnis des Hausherren in seinem sogenannten Herrschaftsbereich eintritt oder verweilt.“ Zum „Herrschaftsbereich“ zählen natürlich Wohnhäuser und Wohnungen oder Geschäftsräume, aber auch sogenanntes „befriedetes Besitztum“ wie Vorgärten oder Höfe.

Wie geht es nun weiter?

Wie geht es nun weiter? Die Polizei würde nur tätig, wenn Anzeigen erstattet würden. Das Ordnungsamt hat den Fall an das Veterinäramt des Kreises Höxter weitergegeben. Von dort heißt es auf Anfrage: „Das Veterinäramt wurde erst im Nachgang am Sonntag über den Vorfall informiert. Der Sachverhalt wird derzeit geprüft. Sollten im Rahmen einer Überprüfung der Katzenhaltung weitere Verstöße gegen tierschutzrechtliche Bestimmungen festgestellt werden, werden die gegebenenfalls notwendigen Maßnahmen von hier aus veranlasst.“

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