Paderborn. Als Wolfgang Rabenstein vor knapp zwei Jahren mit dem Rettungswagen in der Zentralen Notaufnahme des Paderborner Brüderkrankenhauses St. Josef ankommt, strahlen seine Bauchschmerzen so stark in den Rücken aus, dass er sich kaum noch halten kann. „Ich hatte zwei Tage lang gehofft, es würde wieder besser, aber das Gegenteil war der Fall“, sagt der 73-Jährige aus Schloß Neuhaus heute.
Er hatte einen Tumor an der Bauchspeicheldrüse. Anlässlich des Weltpankreastages am 21. November, der sich einer Krebsart widmet, die als eine der tödlichsten überhaupt gilt, erzählt das Brüderkrankenhaus jetzt seine Geschichte.
Und die ging damals mit Entzündungswerten, die um das Zehnfache erhöht waren, weiter. Weitere Untersuchungen bringen Klarheit: Die Bauchspeicheldrüse ist krankhaft verändert. Zu diesem Zeitpunkt lernt Rabenstein die Chefärztin der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Fachärztin für spezielle Eingeweidechirurgie, Ricarda Diller, kennen.
Sie erklärt ihm, was auf den Bildern zu sehen ist: ein Tumor an der Bauchspeicheldrüse und eine Gallenblasenentzündung. Gegen die Entzündung bekommt Rabenstein eine intravenöse Antibiotikatherapie. Während er die Diagnose gefasst verarbeitet, gerät seine Frau Renate an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. „Das war schlimm, wie es meiner Frau den Boden unter den Füßen wegzog. Ich bin ein Kämpfer, ich stecke niemals den Kopf in den Sand.“ Diese Haltung des Patienten habe letztlich beiden Ehepartnern geholfen, meint das Brüderkrankenhaus.
Vor der Operation stehen sechs Chemo-Termine an
Zehn Tage später hat das Antibiotikum seine Wirkung gezeigt, die Entzündung an der Gallenblase ist weg und die erste OP steht bevor. „Um sicher zu sein, welches Ausmaß und welche Beschaffenheit der Tumor hat, müssen wir ihn uns anschauen und eine Probe nehmen“, erklärt Diller den Ablauf. Nach dem Eingriff wissen die Chirurgen, dass der Tumor vor seiner Entfernung mittels einer sogenannten neoadjuvanten Chemotherapie kleiner gemacht werden muss.
Sechs Chemos stehen dem Patienten bevor. Bei der fünften Dosis hat Rabenstein einen ersten Einbruch. „Danach war klar, dass ich die sechste Chemo stationär machen würde“, sagt er. Es folgen weitere Chemos, dann gibt Ärztin Diller grünes Licht für die Entfernung des Tumors. Im Juni 2023, dem 66. Geburtstag seiner Frau, wird Rabenstein operiert. „Wir haben das Datum als gutes Zeichen interpretiert“, sagt er.
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Die Operation dauert fast acht Stunden, der Kopf der Bauchspeicheldrüse bleibt erhalten, der Schwanz wird entfernt. Diller: „Die Bauchspeicheldrüse liegt tief im Körperinneren. Der Weg zum Operationsfeld ist kompliziert, denn auf dem Weg dorthin liegen Gefäße wie die Pfortader und Darmgefäße, die unbedingt unverletzt bleiben müssen.“
Paderborner Brüderkrankenhaus ist auf Eingriffe an der Bauchspeicheldrüse spezialisiert
Die Ärztin operiert seit mehr als 25 Jahren Bauchspeicheldrüsen. Das Brüderkrankenhaus lobt in seiner Mitteilung die „herausragende Expertise“ aller Operateure und an der Behandlung beteiligter Berufsgruppen. Das Brüderkrankenhaus ist als Pankreaskarzinomzentrum und viszeralonkologisches Zentrum der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. In der aktuellen Landeskrankenhausplanung wurde die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie als Leistungserbringer für Eingriffe an Leber, Bauchspeicheldrüse und Rektum bestätigt.
„Neben spezialisierten Medizinerinnen kümmern sich speziell ausgebildete Pflegekräfte, Diätassistentinnen und Psychologen um Patienten wie Wolfgang Rabenstein“, berichtet Siegfried Rörig, Regionalgeschäftsführer der BBT-Gruppe, zu der das Brüderkrankenhaus St. Josef gehört.
Der Schloß Neuhäuser muss weiterhin regelmäßig zur Vorsorge
Rabenstein ist zwei Jahre nach seiner Diagnose gesundheitlich stabil. Er hat eine Anschlussheilbehandlung gemacht, demnächst ist er zu einer weiteren Kur an der Ostsee. „Ich bin auf einem guten Weg. Nach massivem Gewichtsverlust vor und nach der großen Operation bin ich jetzt nur noch vier Kilogramm von meinem Ausgangsgewicht entfernt“, erzählt der Automechaniker, der seit neun Jahren Rentner ist.
„Ich presche nicht mehr mit dem Fahrrad durch meine Heimat Schloß Neuhaus, aber meine Frau und ich planen eine Tour mit unseren E-Bikes durch die Region rund um Dresden“, sagt er. Seine Enkeltochter aus Brakel freue sich, dass ihr Opa wieder am Rand des Reitplatzes steht und ihr zuschaut.
Ins Brüderkrankenhaus kommt er dennoch regelmäßig: alle drei Monate zur Vorsorge. „Wenn das CT von meinem Rumpf gemacht wird und das anschließende Gespräch mit dem Facharzt ansteht, bin ich immer noch aufgeregt. Das wird sich sicher so schnell nicht ändern“, erzählt der 73-jährige Paderborner. „Aber mein Ziel ist klar definiert: Ich komme da durch, mein Lebensmut ist stark.“