Polizei in OWL sucht Hunderte Menschen mit Haftbefehl – das sind die Gründe

Bielefeld. In OWL sucht die Polizei aktuell nach mehreren Hundert Personen. Immerhin registrieren die Sicherheitsbehörden in der Region mindestens mehr als 550 offene Haftbefehle. Bei den allermeisten Gesuchten handelt es sich um Personen, die beispielsweise ihre Strafe nicht zahlen können. Doch auch nach mutmaßlichen Schwerverbrechern werden gefahndet.

Eine Umfrage unter allen sieben OWL-Polizeibehörden ergab, dass zu einem Stichtag zwischen Mitte November und Anfang Dezember 569 offene Haftbefehle vorlagen. Mehrere Sprecher der Sicherheitsbehörden betonten jedoch: Die Zahlen zeigen nur eine Momentaufnahme und können sich innerhalb kurzer Zeit auch schon wieder geändert haben. Sie können also teils deutlich gesunken sein – oder auch gestiegen.

Zudem zeigen Auswertungen von verschiedenen OWL-Polizeibehörden auch, dass die allermeisten Personen keineswegs wegen schwerer Straftaten gesucht werden, sondern aus einem ganz anderen Grund. So werden die meisten Personen beispielsweise gesucht, weil sie Geldstrafen (leichte bis mittlere Kriminalität/Vergehen oder Ordnungswidrigkeiten) nicht zahlen können. Ihnen droht dann eine sogenannte Ersatzfreiheitsstrafe.

Polizei sucht auch nach Verbrechern in OWL Dennoch gibt es auch in Ostwestfalen-Lippe Personen, die aufgrund eines Verbrechens von der Polizei mit einem Haftbefehl gesucht werden. Dabei handelt es sich jedoch um Einzelpersonen. So sucht die Polizei in Lippe beispielsweise einen mutmaßlichen Vergewaltiger und 131 Personen wegen Ordnungswidrigkeiten oder Vergehen.

Mindestens einen mutmaßlichen Gewaltverbrecher sucht die Polizei in Bielefeld per Untersuchungshaftbefehl; Ayman Dawoud Kirit, der mit einem bereits gefassten Komplizen Anfang 2024 den Ex-Boxer Besar Nimani auf offener Straße erschossen haben soll.

&bdquo;Die Zahl der offenen Haftbefehle ist generell sehr hoch, die Beamten kommen da auch kaum hinterher“, sagt Erich Rettinghaus, NRW-Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. &bdquo;Allerdings handelt es sich in den allermeisten Fällen um Ersatzfreiheitsstrafen. Das betrifft in der Regel Personen, die überhaupt keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit sind.“

Verfolgung im Ausland ist schwierig Generell gebe es nur sehr wenige Schwerkriminelle, die gesucht werden. &bdquo;Da arbeitet die Polizei in NRW und ganz Deutschland sehr gezielt. Solche Fälle haben natürlich Priorität und in den allermeisten Fällen kriegen wir die Täter auch“, sagt Rettinghaus. Schwierig, das betont ein Sprecher des NRW-Innenministeriums gegenüber dieser Redaktion, wird es, wenn sich die Täter ins Ausland absetzen. Oft passiere das nach Kapitaldelikten, beispielsweise Mord und Totschlag.

Gibt es kein Auslieferungsabkommen mit dem Land, in dem sich der Gesuchte aufhält, ist eine Strafverfolgung oft nur sehr schwer möglich. Ein beliebtes Ziel für gesuchte Straftäter ist übrigens die Türkei. Übrigens: Auch der gesuchte mutmaßliche Mörder Kirit wird im Ausland vermutet.

Zahlen aus OWL zeigen derweil, welche Massen an Haftbefehlen die Polizeibehörden jährlich abarbeiten müssen. So vollstreckten die Behörden in Bielefeld, Lippe, Höxter, Minden-Lübbecke und Gütersloh bisher mindestens 6.000 Haftbefehle – Zahlen für den Kreis Paderborn fehlen hier allerdings noch. Auch bei diesen Zahlen handelt es sich in den allermeisten Fällen um Ersatzfreiheitsstrafen.

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In ganz NRW waren Mitte August 2024 insgesamt etwa 27.500 Haftbefehle offen. Mehr als die Hälfte bezogen sich auf Ersatzfreiheitsstrafen. 7.500 waren Haftbefehle zur Strafvollstreckung, 4.500 Untersuchungshaftbefehle.

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