Gefährliche Kälte im Kreis Gütersloh: Neue Hilfe für Menschen in Extremsituationen

Gütersloh. Es ist knackig kalt geworden in Gütersloh und Umgebung. Der Winter kann vor allem für Menschen, die auf der Straße leben, gefährlich werden. Das ganze Jahr über engagieren sich die Stadt und Hilfsorganisationen in Gütersloh, um Obdachlose zu unterstützen. Doch bei extremen Witterungen, wie sie in den nächsten Wochen und Monaten häufiger vorkommen, sind die Anstrengungen besonders nötig. Eine ganz neue Idee setzt dabei jetzt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in die Tat um.

&bdquo;Wir werden mit unserem Foodtruck regelmäßig verschiedene Plätze im Kreisgebiet anfahren, um dort Menschen mit einer warmen Mahlzeit oder einem Heißgetränk zu versorgen“, spricht Rainer Stephan (64), Sprecher des DRK im Kreis Gütersloh, von einem Projekt in größerem Stil. Offizieller Startschuss ist am Montag, 23. Dezember, von 9 bis 21 Uhr am Gütersloher Hauptbahnhof.

&bdquo;Den Truck haben wir uns vor rund drei Jahren angeschafft, nach einem Feuer im Teutoburger Wald“, erläutert Rainer Stephan. Damals sei es kompliziert gewesen, die Einsatzkräfte zum Brandort zu bekommen. Noch schwieriger gestaltete sich ihre Versorgung. Als Konsequenz beschafften sich die Rotkreuzler den Foodtruck, der nun auch Obdachlose mit Getränken und Essen, aber auch Hygieneartikeln und Gesprächsmöglichkeiten versorgen soll. &bdquo;Der Wagen ist in Mastholte stationiert, rund 150 Personen ausgerüstet und perfekt auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten worden“, erläutert der DRK-Sprecher.

DRK bietet warmes Essen und die Diakonie Lebensmittelgutscheine Das neue Projekt erinnert an die klassischen Kältebusse, die zur kalten Jahreszeit, oft zwischen November und März, in deutschen Städten Hilfe in Form von heißen Getränken, Kleidung oder einem warmen Schlafsack anbieten. Im Internet findet man auf kaeltekarte.de eine Übersicht über die Angebote. Dort ist der Kreis Gütersloh derzeit noch ein weißer Fleck, die nächst gelegenen Projekte befinden sich in Lage und Münster.

Öffentlich vorgestellt wurde die Foodtruck-Premiere des Gütersloher DRK-Kreisverbandes bereits am Donnerstag, 12. Dezember, vor rund 200 Menschen im Rahmen der Adventsfeier der Wohnungslosenhilfe der Diakonie. Dabei halfen Vorstand Karsten Stüber und der städtische Beigeordnete Henning Matthes bei der Verpflegung der Besucher. Auch ansonsten arbeitet die Diakonie eng mit der Stadt zusammen, speziell mit dem Fachbereich Soziales.

Die Diakonie Gütersloh hat aus dem Förderprogramm &bdquo;Endlich ein Zuhause!“ – die mit einer Million Euro ausgestattete Kältehilfe des Landes NRW – eine Förderung zur Anschaffung von Schlafsäcken, Isomatten, Winterbekleidung, Lebensmitteln, Zelten und dergleichen erhalten. &bdquo;Uns wurden zu diesem Zweck 4.850 Euro für den Gütersloher Nordkreis zur Verfügung gestellt“, erläutert Jan Sassenberg (52), Leiter der Wohnungslosenhilfe. Investiert wurde die Summe auch in Lebensmittelgutscheine, die an die Bedürftigen ausgegeben werden. Mit dem &bdquo;Café Kanne“ betreibt die Diakonie in der Kirchstraße 10b zudem eine Wärmestube, die aktuell montags bis donnerstags ab 9 Uhr geöffnet hat. &bdquo;Wir wollen das Angebot ausweiten“, so Sassenberg, &bdquo;benötigen dafür aber ehrenamtliche Kräfte.“

Suppenküche und Malteser arbeiten Hand in Hand Gleich nebenan befindet sich die Suppenküche. Dort erhalten Menschen bis auf donnerstags an jedem Werktag eine kostenlose warme Mahlzeit und vieles mehr. &bdquo;Wir verteilen Schlafsäcke, Isomatten und Bekleidung. Wer möchte, der darf auch duschen“, erzählt Suppenküchen-Gründerin Inge Rehbein (74). Ein wichtiger Bestandteil des Angebots sei zudem eine ärztliche Sprechstunde, die für alle kostenlos und auch ohne Anspruch einer Krankenversicherung vorgehalten werde.

Regelmäßige &bdquo;Gäste“ in den Räumlichkeiten der Suppenküche sind die Malteser. &bdquo;Wir kochen mit unserem Feldküchenteam an jedem dritten Sonntag Mahlzeiten, die dann ausgeteilt werden“, erklärt Malteser-Sprecher Thorsten Heß. Ob Rouladen, Gulasch oder gefüllte Paprika – ein rund zehnköpfiges Team um Leiter Frank Reilmann kümmert sich. Heß erinnert sich an einen Winter vor Jahren, als man bei knapp minus 20 Grad spontan ein Zelt an der Martin-Luther-Kirche aufgestellt hatte.

Die gefährlichen Minusgrade machen besonders den Menschen zu schaffen, die auf der Straße leben. &bdquo;Jedem Obdachlosen, der es wünscht, wird eine Schlafstätte in den städtischen Unterkünften angeboten, um so vor dem ?Erfrieren geschützt zu sein“, sagt mit Roland Thiesbrummel der Leiter des Fachbereichs Soziales der Stadt Gütersloh.

Stadt Gütersloh hält zehn Notschlafplätze vor Es wird unterschieden zwischen Obdach- und Wohnungslosen. Unter Obdachlosen werden zumeist die Menschen verstanden, die auf der Straße leben. &bdquo;Unserem Personal ist eine einstellige Zahl an Personen bekannt, die in Gütersloh obdachlos sind“, sagt Thiesbrummel. &bdquo;Einzelne nehmen im Winter ein Angebot der Unterbringung an.“ Es müsse in diesem Bereich jedoch mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet werden.

In Unterkünften der Stadt Gütersloh sind aktuell 228 Personen zur Verhinderung der Obdachlosigkeit untergebracht. Die bei Statistiken zur Obdachlosigkeit verwendete Definition von Wohnungslosigkeit umfasst jedoch auch anerkannte Geflüchtete oder aus der Ukraine vertriebene Menschen, die auf dem Wohnungsmarkt keine Wohnung finden und in städtischen Unterkünften leben. In Gütersloh sind das 347 aus der Ukraine vertriebene Personen und 310 Geflüchtete.

Für Obdachlose hält die Stadt Gütersloh zehn Notschlafplätze in zwei Unterkünften bereit. &bdquo;Sollte der Bedarf das aktuelle Angebot übersteigen, so würden weitere Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden müssen“, sagt Roland Thiesbrummel. Aktuell verbucht die Stadt eine geringfügige Nachfragesteigerung. &bdquo;Bislang gab es zwei Anfragen.“ Allerdings fängt der Winter auch gerade erst richtig an.

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