Privatjetbetreiber aus dem Kreis Paderborn kaufen Fluggesellschaft auf Sylt

Büren-Ahden/Westerland. Es ist ein Deal mit Glamour-Faktor. Das Business-Charterunternehmen PAD Aviation Jetcharter hat die traditionsreiche Fluggesellschaft Sylt Air gekauft. Das bestätigt Christiane Wittland (64). Sie führt das Familienunternehmen mit Sitz am Flughafen Paderborn/Lippstadt gemeinsam mit ihrem Mann Martin (66), sowie den Söhnen Geoffrey (42), Dennis (40) und Tochter Nina (32). Die Wittlands verchartern mit ihrer Firma Privatjets, zumeist an Kunden aus der Wirtschaft. Quer durch Europa sind die aktuell sieben Jets vom Typ Embraer Phenom 300 (8 Plätze) sowie eine Embraer Legacy 500 (9) unterwegs, manchmal geht es auch bis nach Dubai.

Die Insel Sylt, sagt Christiane Wittland im Gespräch mit der &bdquo;NW“, kenne die Familie seit 30 Jahren, viele Kontakte seien dabei entstanden. Unter anderem zu Sylt-Air-Inhaber Peter Siemiatkowski. Ein Jahr lang wurden Gespräche geführt, seit dem 1. Januar ist die Übernahme durch die Luftfahrt-Unternehmer aus dem Paderborner Land nun fix. Vor zwei Jahren feierte Sylt Air, eine der ältesten Fluglinien Deutschlands, ihr 60-jähriges Jubiläum. Sie wurde 1963 unter dem Namen Friesenflug gegründet und startete einst mit Flügen nach Sylt und Wyk auf Föhr.

PAD Aviation will mit dem strategischen Zukauf sein Angebot erweitern und die Reichweite auf dem deutschen und europäischen Markt vergrößern. Aktuell gehören zur Insel-Airline sieben zumeist kleinere Flugzeuge. &bdquo;Diese wollen wir kurz- und mittelfristig durch neue Modelle ersetzen“, sagt Christiane Wittland.

Der Sylt-Tourismus setzt auf die Flugverbindung Das Besondere bei Sylt Air: Das Unternehmen ist nicht nur Charter-Anbieter wie PAD Aviation, sondern hat auch die E7-Lizenz für Linienverkehr. So verbindet sie im Sommer einmal täglich Hamburg mit der Nordseeinsel. Diese Frequenz will PAD Aviation ab 2026 ausbauen, die 20 Mitarbeiter sollen ihre Jobs behalten und der Name Sylt Air bleibe ebenfalls. Wittland erinnert sich: &bdquo;Wir sind angesprochen worden, denn Tourismusbetriebe auf der Insel sind sehr daran interessiert, dass es mit der Linie weitergeht. Wir fühlen uns Sylt eng verbunden und sehen dort sehr großes Potenzial.“ Die Geschäftsführerin betont, der Flugverkehr werde nicht für Stars und Sternchen eingerichtet. Vor allem Unternehmer mit Wohnsitzen auf Sylt wüssten die bequeme Anreise zu schätzen. Dazu zählten auch Familien aus Ostwestfalen-Lippe.

Das Angebot von PAD Aviation selbst geht über Charterflüge hinaus. So gehören unter anderem die Buchungen von Helikopter- und Limousinen-Services, Hotelreservierungen und die Organisation von Konferenzräumen dazu. Das Unternehmen beschäftige derzeit 40 festangestellte Piloten, insgesamt gehören laut Wittland knapp 60 Menschen zum Team. Zu den acht bisherigen Flugzeugen sollen bald zwei neue Maschinen vom Typ Embraer Phenom 300E hinzukommen. &bdquo;Wir wachsen langsam, aber stetig“, sagt die Geschäftsführerin. Der Sylt-Air-Deal passe bestens ins Konzept, fortgesetzt werden sollen auch Rundflüge von der Insel aus.

Seit 2006 betreiben die Wittlands erfolgreich ihr Unternehmen. Sie bringen wichtige Menschen zu wichtigen Terminen, oft schnell und meist ganz individuell. &bdquo;Mit dem Privatjet kauft man sich Zeit“, erklärt die Familie. Ein- und Ausstieg über den Nebeneingang der Airports, flexible Flugzeiten, kein Warten am Kofferband – der nervige und zum Teil unkalkulierbare Teil der Linienflieger entfällt. Auf diese Weise lassen sich zwei bis drei Termine an einem Tag an verschiedenen Orten in Europa abarbeiten. Mit Linienflügen wären dafür meist mehrere Tage nötig. Über die Preise für ihren Komplett-Service am anspruchsvollen Kunden reden die Wittlands nicht. Nur so viel: gebucht und bezahlt wird meist nach Länge der Flugstrecke.

Investoren besitzen die PAD-Aviation-Jets Diskretion ist eine der wichtigsten Währungen im Privatcharter-Geschäft. Klar ist: In den PAD-Aviation-Flugzeugen haben auch immer wieder Prominente gesessen. So buchten Fußballklubs regelmäßig Jets, um Manager, Berater und Spieler für Vertragsgespräche zueinander zu bringen, Gäste aus dem Motorsport gehörten ebenfalls zu den Passagieren. Über Details schweigen sich die Wittlands aber konsequent aus.

Die Flugzeuge der PAD Aviation - mehr als zehn Millionen Dollar Kaufpreis das Stück - gehören übrigens nicht der Familie, sie sind im Besitz von Investoren. Acht Unternehmen aus der Region und darüber hinaus haben in die Jets investiert. Sie nutzen sie selbst und lassen sie zusätzlich durch PAD-Aviation verchartern. Jeder Flieger sammelt im Schnitt 500 Flugstunden pro Jahr. Für die beiden neuen Jets seien zwei weitere Investoren auch bereits gefunden, verrät Christiane Wittland.

Hochzufrieden ist das Unternehmen mit dem Standort am Airport Paderborn/Lippstadt. Es profitiert vom fehlenden Nachtflugverbot. Zudem sei der Austausch mit der Flughafen-Mannschaft um Geschäftsführer Roland Hüser &bdquo;toll“. &bdquo;Wir sind hier alle ein großes Team“, sagt Christiane Wittland. Und nun gehört auch ein Ableger auf Sylt dazu.

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