Startbahn statt Strand: Paderborner Luftfahrt-Fan auf Jet-Urlaub in Zentralasien

Kreis Paderborn. Bei der Auswahl von Urlaubszielen geht es für die meisten Menschen um den Erholungsfaktor, um kulturelle Höhepunkte, besondere Unterkünfte oder das Klima vor Ort. Für Moritz Klöckner ist es anders. Ihm geht es vor allem um Flugzeuge. Der Paderborner ist Luftfahrt-Enthusiast und in seinem Leben dreht sich fast alles um die Fliegerei. So auch bei seinem jüngsten Trip unter dem Titel &bdquo;Luftfahrt- und Kulturreise Usbekistan“

Organisiert von einem Berliner Luftfahrtjournalisten machte sich Ende April/Anfang Mai eine 15-köpfige Gruppe auf den Weg nach Zentralasien. Neben Usbekistan waren auch Kasachstan und Kirgisistan Ziele der Reise. Im Fokus: Flugzeuge, Hubschrauber, Airlines, Lackierungen und Flugplätze der außergewöhnlichen Art. Warum genau gen Osten? Klöckner begründet: &bdquo;Dort findet man noch Flugzeuge im täglichen Einsatz, die bei uns längst nicht mehr im Liniendienst stehen.“

Für den Paderborner geht es nicht nur darum, seltene Flieger zu sehen, sondern auch, in so vielen wie möglich mitzufliegen. Wie andere Luftfahrt-Fans führt er ein Logbuch, in dem jeder Flug notiert ist - mit Flugzeiten und exaktem Flugzeugmuster. Klöckners hat mittlerweile an die 300 Flüge vermerkt, in diesem Jahr mehr als 30.

Nebenjob am Flughafen Paderborn/Lippstadt Der 27-Jährige hat mittlerweile seinen Bachelorabschluss in der Tasche und will nach dem Master in Maschinenbau - wenig überraschend - auch beruflich gern in der Luftfahrt Fuß fassen. Nebenbei startet er schon an einer der Flugschulen am Flughafen Paderborn/Lippstadt seine Ausbildung als Privatpilot. Geld für verrückte Reisen spült ein Nebenjob als Werkstudent am Airport in Ahden aufs Konto.

Alles Erlebte hält der aus Warstein stammende Klöckner mit seiner Kamera fest. Als Spotter - Fotograf von Luftfahrtmotiven - begleitet ihn seine Fotoausrüstung regelmäßig. Erste seltene Aufnahmen des Asientrips macht er schon bei der Anreise in Taschkent, Usbekistans Hauptstadt: &bdquo;Es ging über Düsseldorf und Istanbul dorthin, ganz problemlos.“ Die Drei-Millionen-Stadt hat er als sehr aufgeräumt erlebt, Usbekistan insgesamt als &bdquo;wunderschön“, irgendwo &bdquo;zwischen Sowjeterbe und Moderne“.

Vor Ort sei das Fotografieren von Fluggerät bis vor fünf Jahren noch strengstens verboten gewesen, auch deshalb ist es für Spotter heute noch reizvoll. &bdquo;Wir wollten vor allem Relikte aus Sowjetzeiten sehen, bevor sie verschwinden“, sagt Klöckner. Höhepunkte sind vor Ort ein Flug mit einem sowjetischen Mi-8 Helikopter, der einst der Flotte des Präsidenten der Republik Usbekistan angehörte. Zusätzlich Let L-410 aus tschechischer Produktion und eine Tour in einer Antonov An-2, dem größten einmotorigen Doppeldecker der Welt. &bdquo;Wir sind dafür mit dem Bus auf einer Wiese vorgefahren, die sich als Flugplatz herausstellte und dort gleich mit der An-2 gestartet hat“, erinnert er sich an das Erlebnis.

Vertrauen in Material, Mechaniker und Piloten &bdquo;Es ist viel Bewegung in der Luftfahrtbranche der gesamten Region dort“, weiß Klöckner. &bdquo;Immer wieder ploppen Start-up-Airlines auf. Mal mit modernen, mal mit älteren Flugzeugen.“ Angst ist ihm dabei fremd, das Vertrauen in Material, Mechaniker und Piloten ist groß. So auch bei der Airline &bdquo;Motor Sich“. Klöckner und ein paar Reisekumpels buchen vor Ort Flüge der Gesellschaft, weil sie unbedingt die Modelle der Flotte, Antonov 72 und 24 sowie Yak 40, im Logbuch haben wollten. Das Problem: &bdquo;Du weißt vor der Buchung oft nicht, welches Flugzeug eingesetzt wird.“

Die verrückten Touren führen den Paderborner sogar bis an die usbekisch-afghanische Grenze und auch nach Kasachstan und Kirgisistan. In Kasachstan chartert die Gruppe sogar eine 50 Jahre alte Antonov 24 und kann im Land &bdquo;Flugplätze sammeln“. Vorteil: Sie sind nicht auf örtliche Flugpläne angewiesen. &bdquo;Verspätungen von ein paar Stunden und auch mal einem halben Tag, sind nicht selten“, berichtet Klöckner.

Am Himmel sind nicht nur Sowjetmodelle für die Reisegruppe spannend, auch betagte Westflugzeuge tauchen auf. Etwa vierstrahlige britische BAe-Jets, die in Europa nicht mehr anzutreffen sind. Und die kirgisische Fluggesellschaft &bdquo;Tez Jet“ hat die letzte je gebaute MD-83 des US-Herstellers McDonnell-Douglas im Einsatz, die einst für American Airlines flog. Am Ticketschalter des Airports Bischkek gibt es die Flugscheine fürs ersehnte Modell. Für 45 Dollar fliegt Klöckner nach Osch und zurück. &bdquo;Ein Flug dauert 40 Minuten, im Bus wäre man durch die Berge 15 Stunden unterwegs“, wird ihm vor Ort erzählt. Geflogen wird die Strecke ein halbes Dutzend Mal am Tag.

Präsidentenflieger hob regelmäßig in Paderborn ab Besonderer Hingucker für die Luftfahrt-Reisenden ist in der Hauptstadt Bischkek die Sichtung des kirgisischen Präsidentenjets. Diese Tupolev Tu-154M ist einst in Samara vom Band gelaufen und &bdquo;eine der letzten ihrer Art“, sagt Jet-Kenner Klöckner. Auf dem Vorfeld des Flughafens prägen mittlerweile aber auch modernere Jets das Bild – gebraucht irgendwo in Europa oder Amerika erworben. Besonders kurios: Einer der Flieger der kirgisischen &bdquo;Avia Traffic“ hat sogar eine Beziehung ins Paderborner Land. Im Jahr 2010 war der Jet für die Airline &bdquo;Air Via“ am Flughafen Paderborn/Lippstadt stationiert, um Urlauber für den Reiseveranstalter Thomas Cook zu fliegen.

Moritz Klöckner will auch künftig Urlaube mit der Fliegerei verbinden. Daran ist auch seine Freundin gewöhnt. Anfang nächsten Jahres geht es nach Kenia. Die &bdquo;Big Five“ auf Safari bestaunen zu können, ist für viele Highlight genug. Besonderer Bonus für den Flugzeugfan soll der Zubringer in den Nationalpark werden: eine Anreise mit einer der letzten fliegenden Dash 7.

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