Prozess um Mord an Besar Nimani: Erstmals spricht der Bielefelder Angeklagte

Bielefeld. Bisher berief sich der wegen Mordes an Besar Nimani angeklagte Bielefelder Hüseyin A. (34) im Gerichtssaal auf sein Schweigerecht. Erstmals beantwortete er am Montag, 24. März, nun aber Fragen des Vorsitzenden Richters.

Seine Strafverteidiger Tobias Diedrich und Gerhard Strate hatten zuvor klargestellt, dass er zumindest zu seinem Lebenslauf bis März 2024 Aussagen machen werde. Zu den konkreten Tatvorwürfen, laut Anklage soll er mit einem Komplizen den Ex-Profiboxer Besar Nimani erschossen haben, werde er aber weiterhin nichts sagen.

Und so berichtete der 34-Jährige auf Fragen des Vorsitzenden Richters Sven-Helge Kleine, dass er als zweitältestes von fünf Kindern in Gütersloh geboren worden sei. Seine Eltern (Vater Gastronom, Mutter Hausfrau) seien mit der Familie dann Ende der 1990er Jahre nach Bielefeld umgezogen, wo er nach dem Hauptschulabschluss noch die Fachoberschulreife und das Fachabitur abschließen konnte. Recht schnell danach habe er im Alter von 23 Jahren sein Architektur-Studium aufgenommen und war bis zuletzt noch als Student eingeschrieben.

Mordverdächtiger erhält staatliche Unterstützung für Studium Finanziert habe er sein Studium mit Bafög (staatliche Förderung zur Studienfinanzierung) und Nebenjobs unter anderem in einem Bielefelder Architekturbüro. In der Zeit, in der er bei einem Architekten gearbeitet habe, habe er sein Studium etwas schleifen lassen. Im März 2024 habe er dann aber kurz vor dem Bachelor gestanden, berichtet er.

Interessant: Der Vorsitzende Richter berichtete noch von einem vor dem Mord an Besar Nimani bereits abgeschlossenen Verfahren gegen Hüseyin A. wegen unerlaubten Besitzes einer scharfen halbautomatischen Pistole inklusive Munition. Beides sei bei einer Wohnungsdurchsuchung sichergestellt worden. A. wurde deshalb im Oktober 2022 zu sechs Monaten Haft verurteilt, in zweiter Instanz wurde das Urteil im August 2023 bestätigt. Die Vorstrafen aus dem Bundeszentralregister wurden hingegen noch nicht verlesen.

Bielefelder immer wieder mit Schusswaffen in Kontakt Es zeigt, dass A. offenbar wie selbstverständlich über Schusswaffen verfügte. Ein Whatsapp-Video an seine Frau hatte den verheirateten Bielefelder – wie berichtet – bei eigenen Schussübungen an einem Schießstand gezeigt.

Das Gericht beschäftigte sich anschließend ausführlich mit der Tatwaffe, die bekanntlich nach den Schüssen an der Kreuzstraße im Mietwagen von Hüseyin A.s Bruder gefunden, beschlagnahmt und nun ausführlich überprüft wurde. Verwertbare DNA oder Fingerabdrücke fanden sich demnach nicht mehr auf der Waffe.

Zum Thema : Ex-Boxer Besar Nimani in Bielefeld getötet: Was über die gefundene Tatwaffe bekannt ist

Schüsse an Landgericht: Ermittler nennen Rache als Motiv

Sehr wohl hatte eine Waffensachverständige des Bundeskriminalamtes aber &bdquo;mit Sicherheit“ festgestellt, dass es sich bei der Glock 19 aus dem Mietwagen des Bruders um eine der beiden Tatwaffen handelte, mit denen Besar Nimani erschossen wurde.

Experten identifizieren Glock als Tatwaffe im Nimani-Fall Dabei wies die Waffentechnikerin zahlreiche übereinstimmende Spuren auf einer Patronenhülse vom Tatort nach, die beim Beschuss mit der Glock 19 auch bei Testschüssen nachzuweisen gewesen seien. Die Verteidigung hatte an der Eindeutigkeit des Ergebnisses Zweifel. Doch ihr zufolge hätten mehrere Waffenexperten des BKA die Spuren in Augenschein genommen und sie seien unabhängig voneinander zu dem gleichen Ergebnis gekommen: Das Projektil 1.57 vom Tatort stammt aus dieser Waffe.

Anders gesagt: Aus der halbautomatischen Waffe wurde am 9. März 2024 in der Obernstraße nachweislich ein Schuss auf den 38-jährigen Ex-Boxer abgegeben. Die Frage der Verteidigung, ob es nachzuvollziehen sei, welche Verletzungen dieses Projektil aufgrund des relativ guten Zustands bei Besar Nimani verursacht haben dürfte und welche nicht, konnte in einer vorangegangenen Sitzung ein Schussspurengutachter des LKA in Düsseldorf nicht mit Sicherheit beantworten.

Die Beweisaufnahme in dem Verfahren steht damit kurz vor dem Abschluss. Bereits bei der nächsten Sitzung ist mit den ersten Plädoyers in dem Mordprozess zu rechnen.

Prozess um Mord an Besar Nimani: Erstmals spricht der Bielefelder Angeklagte

Schießerei in Bielefeld: Prozess gegen Nimani-Geschwister wegen Mordversuchs startet

Schüsse in Bielefeld: Gesuchter Tatverdächtiger stellt sich der Polizei

Tränen und Schreie im Blutrache-Prozess: Hartes Urteil für Nimani-Geschwister

Prozess nach Tod eines ehemaligen Boxers

Deutete Bruder Blutrache im Fall Nimani an? Was hinter dem Phänomen steckt

Aussage von Berat Nimani: Seine Anwälte befürchten erneutes Aufkeimen des Konflikts

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus