Flüchtlingsfamilie zahlte in Spenge fast 1.000 Euro für ein Zimmer

Spenge/Kreis Herford. 1.000 Euro hat eine Flüchtlingsfamilie monatlich für ein Zimmer in einer Flüchtlingsunterkunft in Spenge bezahlt. Das berichtet der Familienvater gegenüber der &bdquo;NW“. Im Kreis Herford sind solche Kosten keine Seltenheit für Geflüchtetenunterkünfte. Wie es zu hohen Kosten kommt und wann sie zum Problem werden.

Aufgefallen, wie viel er für ein Zimmer (sowie die Nutzung der Gemeinschaftsräume) bezahlt, ist dem Vater erst, als er einen Job in Deutschland findet und beginnt zu arbeiten. Zuvor wurden der vierköpfigen Familie die Kosten für die Unterkunft von dem Asylgeld abgezogen, das sie beziehen.

Doch wie kann ein Raum rund 1.000 Euro kosten? Die Stadt Spenge erhebt für ihre Unterkünfte eine pauschale Gebühr. &bdquo; Sie beträgt aktuell 244,91 Euro pro Person und Monat“, erklärt Bürgermeister Bernd Dumcke auf Nachfrage der &bdquo;NW“. Macht bei einer Familie mit zwei Elternteilen und zwei Kindern genau 979,64 Euro.

1.700 Euro für eine siebenköpfige Familie Wenn eine Familie noch größer ist, steigen natürlich auch die Kosten weiter. Annegret Beckmann, Vorsitzende des Vereins Asyl Spenge, berichtet von einem weiteren Fall, in dem eine afghanische Familie monatlich über 1.700 Euro &bdquo;für eine beengte Unterkunft“ zahlen musste. Diese Familie war sieben Köpfe groß. &bdquo;Die versuchen händeringend, eine Wohnung auf dem freien Markt zu finden“, sagt Beckmann. Für das Geld könnte die Familie eigentlich auch ein Haus kaufen. Doch ihnen fehle das Eigenkapital, um einen entsprechenden Kredit aufzunehmen.

Anika Eltgen von der Flüchtlingsberatung des Diakonischen Werks im Kreis Herford berichtet von einem ähnlichen Fall aus Hiddenhausen. Dort seien die Unterkunftskosten einer Familie für eine Zwei-Zimmerwohnung von fast 800 auf über 1.000 Euro gestiegen, weil die Familie ein Baby bekam, sagt Eltgen. Der Grund: Auch in Hiddenhausen werden die Kosten pro Person berechnet. Im Kreis Herford gebe es für Geflüchtete häufig &bdquo;schlechte Unterbringung zu hohen Kosten“, sagt Annegret Beckmann.

Die &bdquo;NW“ hat den Fall aus Spenge zum Anlass genommen, bei sämtlichen Kommunen im Kreis Herford anzufragen, welche Kosten sie den Bewohnern ihrer Unterkünfte in Rechnung stellen. Dabei zeigt: Was ein Geflüchteter zahlen muss, unterscheidet sich von Kommune zu Kommune teils deutlich.

Unterschiedlich große Unterkünfte .responsive23-0bD0EpoBDhLGrEw2-bar-stacked-horizontal-kosten-fluechtlingsunterkuenfte { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-0bD0EpoBDhLGrEw2-bar-stacked-horizontal-kosten-fluechtlingsunterkuenfte { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-0bD0EpoBDhLGrEw2-bar-stacked-horizontal-kosten-fluechtlingsunterkuenfte { padding-top: 142.86%; } } Die Berechnung der Kosten ist dagegen gleich. &bdquo;Die Gebührenhöhe unterliegt dem Kostendeckungsprinzip“, heißt es von der Stadt Bünde. Die Kommunen würden die laufenden Kosten der Unterkünfte erheben und Zuschüsse von Bund und Land berücksichtigen. Weiterhin würden sie entscheiden, ob sie die Gebühren pro Quadratmeter oder pro Person festlegen. Anders als bei einer regulären (Kalt-)Miete enthalten die Gebühren aber auch bereits Dinge wie Stromkosten, die Personalkosten für einen Hausmeister und die Kosten für das Inventar, erklärt Jörg Luttmann, Leiter des Amtes für Wohnen und Soziales der Gemeinde Hiddenhausen. Die Gebühren gelten auch nicht nur für Geflüchtete, sondern zum Beispiel auch für Obdachlose, erklären mehrere Kommunen. Letzten Endes versuchen die Kommunen die Gebühren so zu setzen, dass sie weder Verluste noch Gewinne mit den Unterkünften machen.

Trotzdem müssen die Bewohner einer Unterkunft in Kirchlengern zum Beispiel nur 121 Euro zahlen, in Hiddenhausen dagegen 266 Euro. In Herford kann es sogar sein, dass ein einzelner Geflüchteter über 425 Euro zahlen muss. Was dabei beachtet werden muss: Die einzelnen Unterkünfte und ihre Größen unterscheiden sich zum Teil von Kommune zu Kommune. So werden in Vlotho im Schnitt 10 Quadratmeter pro Person zur Verfügung gestellt, in Herford sind die Unterkünfte für Einzelpersonen dabei zwischen 20 und 25 Quadratmeter groß.

Im Schnitt sei diese Rechnung &bdquo;für Einzelpersonen eher günstig“, sagt Anika Eltgen. Teurer wird es &bdquo;dann, wenn viele Personen betroffen sind.“ Die Unterkunftskosten seien vergleichbar mit Mieten, die es auf dem freien Markt gebe, sagt Annegret Beckmann. &bdquo;Die Mieten sind ja auch echt gestiegen.“ Die Wohnungen, die man dort für das gleiche Geld bekommt, wären aber deutlich größer. &bdquo;Das Hauptproblem ist ja: Sie finden keine anderen Unterkünfte“, sagt Anika Eltgen. Wegen des fehlenden Wohnraums hätten geflüchtete Familien nicht die Wahl, in günstigere Wohnungen umzuziehen.

Leben in Unterkünften &bdquo;teuer, mit vielen Einschränkungen“ Relevant würden die Kosten auch noch mal bei Menschen, die mit einer Duldung in Deutschland leben, sagt Eltgen. Wer sich gut integriert hat und mindestens sechs Jahre in Deutschland gelebt hat, kann einen Aufenthaltstitel beantragen. Dafür müssen die Betroffenen laut Bundesgesetz aber auch nachweisen können, dass sie ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten können. Dann würden die hohen Unterkunftskosten &bdquo;eher zum Problem“, sagt Eltgen. Das wären auch die Fälle, in denen Betroffene die Flüchtlingsberatung der Diakonie aufsuchen würden. Über hohe Unterkunftskosten selbst würde sich bei der Beratung &bdquo;nicht sehr häufig“ beschwert. &bdquo;Dass das trotzdem nicht schön und unfair ist, ist klar“, sagt Eltgen. Doch es gebe wenig, was die Kommunen anders machen könnten.

Die Kommunen decken ihre Kosten, machen keinen Gewinn, so geht es auch aus den Anfragen der verschiedenen Verwaltungen hervor. Dafür äußert auch Annegret Beckmann Verständnis. Dennoch sei das Leben in Flüchtlingsunterkünften &bdquo;teuer, mit vielen Einschränkungen verbunden und beengend“, so Beckmann.

Wie kommen die unterschiedlichen Kosten für Flüchtlingsunterkünfte zustande? Welcher Kommune ein Geflüchteter im Kreis Herford zugewiesen wird, kann einen Unterschied von mehreren Hundert Euro bei den Unterkunftskosten ausmachen. Am günstigen ist eine einzelne Unterkunft in Kirchlengern, in der die Bewohner nur 121 Euro pro Person pro Monat zahlen müssen. Am teuersten für Einzelpersonen ist Herford, wo Kosten zwischen knapp 340 Euro und über 425 Euro pro Monat ausfallen. Teuer wird es in den meisten Kommunen für große Familien, weil die Kosten pro Kopf anfallen. Doch wie kommen die Unterschiede zustande?

Vlotho erhebt zwei Pauschalen Die Kommunen haben einen gewissen Ermessensspielraum, wie sie die Nutzung ihrer städtischen Unterkünfte in Rechnung stellen. Sie können die Kosten pro Quadratmeter in Rechnung stellen oder pro Kopf. In beiden Fällen versuchen sie, mit den Kosten ihre Ausgaben wie Miete, Heizkosten oder Personalkosten für Hausmeister aufzufangen. Diese unterscheiden sich natürlich je nach Größe der Unterkünfte bei den einzelnen Kommunen. Die Unterkunftskosten enthalten anders als bei der (Kalt-)Miete bereits Energiekosten. Außer bei der Stadt Vlotho: Diese erhebt zwei Pauschalen, eine für die Nutzung der Unterkunft und eine für die Nebenkosten. Beides zusammen macht 203,08 Euro pro Person pro Monat.

Die Stadt Herford berechnet als einzige Kommune im Kreis die Kosten pro Quadratmeter. 17,03 Euro kostet dort eine Unterkunft pro Quadratmeter. Laut Auskunft der Stadt Herford sind die Unterkünfte für Einzelpersonen zwischen 20 und 25 Quadratmeter groß, heißt im Schnitt Kosten von zwischen 340 Euro und über 425 Euro pro Monat. Für Familien gibt es in Herford Wohnungen, die zwischen 60 und 85 Quadratmeter groß sind. Für größere Gruppen entstehen so Kosten zwischen rund 1.000 und rund 1.450 Euro im Monat.

Einen anderen Sonderweg geht die Gemeinde Kirchlengern. Für ihre 14 Unterkünfte verlangt sie eine jeweils andere Pauschale pro Kopf. Die günstige Unterkunft in Kirchlengern (und auch im ganzen Kreis Herford) kostet dort 121 Euro pro Person, die teuerste 250 Euro pro Person. Die unterschiedlichen Kosten kämen durch die unterschiedliche Größe (und damit die maximale Zahl der Bewohner) und den unterschiedlichen Kostenverbrauch der einzelnen Häuser zustande, erklärt die Gemeinde auf Nachfrage.

Gleiche Kosten sorgen für Entbürokratisierung Die Gemeinde Rödinghausen unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Pauschalen: In gemeindeeigenen Unterkünften zahlt jeder Bewohner pro Monat 208 Euro, bei von der Gemeinde angemieteten Wohnungen sind es 282 Euro pro Person pro Monat.

Die restlichen Kommunen erheben für alle ihre Unterkünfte die gleiche Pauschale. Das diene der &bdquo;Entbürokratisierung“, erklärt die Gemeinde Hiddenhausen. Denn so müssen die Kosten bei Umzügen innerhalb der Unterkünfte nicht direkt neu berechnet werden. Die höchste dieser Pro-Kopf-Pauschalen hat die Gemeinde Hiddenhausen mit 266 Euro pro Monat, die niedrigste die Stadt Bünde mit 193,11 Euro pro Monat.

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