Bad Oeynhausener wird mit seinem Spenderherz zum Comic-Held

Bad Oeynhausen. Am Revers seines Jacketts trägt Hubert Knicker stets ein kleines rotes Herz. Als Zeichen für sein zweites Leben, denn der Bad Oeynhausener lebt mit einem Spenderherz. Nach der erfolgreichen Transplantation hat sich Knicker der Aufklärung verschrieben und ist nun mit seinem kleinen roten Herz Protagonist einer neuen Aufklärungskampagne des Bundesinstituts für öffentliche Gesundheit. Knickers Geschichte wird als Comic erzählt, um Menschen bei der Entscheidung für oder gegen eine Organspende zu helfen.

Dieses Ziel verfolgt Knicker bereits seit 15 Jahren. Als ehrenamtlicher Organpate für das Institut hält Knicker jedes Jahr deutschlandweit 40 Vorträge. &bdquo;Damit möchte ich meine Dankbarkeit ausdrücken, denn ich bin nur noch deshalb am Leben, weil sich ein Mitmensch dazu entschieden hat, nach dem Tod seine Organe zu spenden.“ Um auf das Thema aufmerksam zu machen, berichtet Knicker mit der unermüdlichen Unterstützung seiner Frau Karin eindrucksvoll und persönlich, aber nie belehrend Zuhörern in Schulen, Kirchen, Unternehmen, Kliniken, Hochschulen und Behörden von seinem langen Weg.

Knickers Geschichte zeigt, wie schnell es passieren kann, auf ein Spenderorgan angewiesen zu sein. Der Bad Oeynhausener ist 37 Jahre alt, als er nach einem harmlosen Mückenstich so schwer an einer Herzmuskelentzündung erkrankt, dass er mit einem Kunstherz leben muss und auf der langen Warteliste für ein Spenderherz landet. &bdquo;Ich war fit und als Krankenpfleger tätig, aber plötzlich war nichts mehr so, wie es war“, sagt Knicker, der während der Wartezeit erlebt, wie vier andere Patienten sterben, während sie auf ein neues Her warten. &bdquo;Ich hatte Glück und konnte am 24. Juli 2010 meinen zweiten Geburtstag feiern.“

Kennen Angehörige den Willen nicht, lehnen die meisten Organspenden ab In dem Comic &bdquo;Ein neues Herz für Hubert K. – Organspende: Verstehen. Entscheiden. Dokumentieren“ wird Knickers Geschichte mit wenigen Bildern einfach, aber eindrücklich erzählt. Als das Institut für die Kampagne anfragt, sind Hubert und Karin Knicker zunächst skeptisch. &bdquo;Wir fragten uns, ob sich so ein ernstes Thema überhaupt als Comic erzählen lässt“, sagt Karin Knicker. Doch das Paar ist schnell überzeugt, als es die ersten Skizzen von Illustrator Jakob Hinrichs sieht. &bdquo;Mein Mann ist sehr gut getroffen und der Comic zeigt, wie wichtig es ist, dass sich Menschen vor ihrem Tod für oder gegen eine Organspende entscheiden.“

Hier geht es zum Comic: Ein neues Herz für Hubert K. – Organspende: Verstehen. Entscheiden. Dokumentieren.

Die meisten Deutschen treffen diese Entscheidung allerdings nie, obwohl man sie im Organspendeausweis, einer Patientenverfügung oder dem Organspende-Register einfach festhalten kann. Ist im Todesfall der Wunsch des Verstorbenen nicht bekannt, werden die Angehörigen nach einer Entscheidung im Sinne des Verstorbenen gefragt. Allerdings lehnen die meisten Familien in solchen Fällen ab, aus Angst, etwas falsch zu machen. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation war 2024 nur bei 15,3 Prozent der möglichen Organspender ein schriftlicher Wille vorhanden. Bei diesen lag die Einwilligungsrate bei 75,4 Prozent. Mussten die Angehörigen hingegen nach eigenen Wertvorstellungen entscheiden, lag die Zustimmungsrate nur bei 25,4 Prozent.

Mit einer Entscheidung können Angehörige entlastet werden &bdquo;Das ist eine unglaublich belastende Situation für die Angehörigen, die man ihnen mit einer Entscheidung ersparen kann“, sagt Knicker. Aus diesem Grund versucht der Bad Oeynhausener in seiner Aufklärungsarbeit auch stets, Wissenslücken zu schließen. &bdquo;Ich möchte niemanden überreden, sondern dabei unterstützen, eine selbstbestimmte Entscheidung für oder gegen eine Organspende zu treffen.“

Mit Knickers Geschichte als Comic möchte das Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit in Zusammenarbeit mit dem katholischen Krankenhausverband Deutschland einen neuen Zugang zu dem emotionalen Thema bieten. &bdquo;Wenige haben ihre persönliche Entscheidung festgehalten. Möglicherweise, weil sie bisher keine Berührungspunkte mit dem Thema hatten. Wir ermutigen alle Bürger, ihre Entscheidung zu treffen – egal wie sie ausfällt – und sie festzuhalten“, sagt Institutsleiter Johannes Nießen. &bdquo;Die Geschichte von Hubert K. zeigt eindrucksvoll, wie schnell und unerwartet man durch einen Zufall von einem gesunden Menschen zu einem Menschen werden kann, der auf eine ganz besondere Form der Hilfe angewiesen ist“, erklärt der Verbandsvorsitzende Dirk Albrecht.

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8.260 schwer kranke Deutsche warten auf ein Spenderorgan Und die Zahl der Menschen, die ein solches Schicksal teilen, ist laut Albrecht leider nicht so klein, wie man vermuten mag. &bdquo;Wir alle wissen, dass und wie wir helfen können. Und dass es nicht viel mehr braucht als eine eigene, innere Überzeugung. Für mich ist die Bereitschaft zur Organspende auch ein starker Ausdruck von Nächstenliebe.“ 8.260 schwer kranke Menschen warten aktuell allein in Deutschland auf ein Spenderorgan. Nicht alle von ihnen werden die Zeit auf der Warteliste überleben, weil zu wenige Spenderorgane zur Verfügung stehen. Deutschland ist im europäischen Vergleich Schlusslicht.

Hubert und Karin Knicker kämpfen dafür, dass sich das ändern wird und so mehr Menschen ihren zweiten Geburtstag feiern können, weil sich Mitmenschen zu Lebzeiten für eine Organspende entscheiden. Hubert Knicker weiß nicht, wem er sein Leben zu verdanken hat. Doch der 57-Jährige hat eine genaue Vorstellung: &bdquo;Er war ein Harley-Fahrer, dessen Herz mich nun ein Stück auf meiner Reise begleitet.“

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