Bekanntes Bielefelder Gasthaus soll nach Jahren des Verfalls wiederbelebt werden

Bielefeld. In den vergangenen 15 Jahren hat sich Hillegossen deutlich verändert. 2010 schloss das traditionsreiche Möbelhaus Deppe und wurde für ein Ladenzentrum abgerissen, wenige Meter weiter östlich verschwand 2017 die zentrale Kreuzung zugunsten eines großen Kreisverkehrs.

Auch in jüngerer Vergangenheit wurde viel Neues geschaffen: Am Freibad entstand 2022 ein großer Wohnungskomplex, auf dem ehemaligen Sportplatz ist eine Kindertagesstätte aus dem Boden gestampft worden, die in die Jahre gekommene Sparkasse wurde für einen Neubau abgerissen und die Grundschule weihte erst vor wenigen Wochen ihre heiß ersehnte Erweiterung ein.

Denkmalschutz macht es den Investoren nicht leicht Nur an einer Stelle im Ort scheint die Zeit stillzustehen: Das Gasthaus Siekmann, seit Juli 2009 geschlossen, steht unverändert leer und bietet seit Jahren ein Bild des Verfalls und des Jammers.

Nur wenig erinnert noch an die glanzvollen Zeiten der Gaststätte, deren Wurzeln bis ins Jahr 1828 zurückreichen und in dessen Saal vor 120 Jahren der TuS &bdquo;Einigkeit“ Hillegossen gegründet wurde. Die Scheiben sind eingeschlagen, im Inneren haben ungebetene Besucher die kärglichen Reste des Mobiliars zertrümmert und der einstmals schmucke Biergarten &bdquo;Zur Quelle“ gleicht einem Dschungel.

Jetzt aber, nach 16 Jahren Stillstand, scheint endlich wieder Bewegung in die Sache zu kommen. Dies stellt der Geschäftsführer von Domo Immobilien, Alexander Isaak, in Aussicht: &bdquo;Wir sind in sehr guten Gesprächen mit der Stadt Bielefeld.“

Das Unternehmen mit Sitz an der Potsdamer Straße in Oldentrup hatte das rund 1,5 Hektar große Grundstück im Jahr 2013 erworben und auch zu weiten Teilen bereits entwickelt: Das schmucklose Hotel Siekmann wurde abgerissen und wich drei Neubauten mit 20 Wohneinheiten, im hinteren Bereich des Areals entstand ein Seniorenwohnheim mit großzügigem Garten.

Nur das historische Gasthaus selbst blieb unberührt, was in erster Linie auf den strengen Denkmalschutz zurückzuführen ist – und mit den Plänen des Vorbesitzers, das Gebäude für einen Discounter-Markt dem Erdboden gleichmachen zu wollen. Als dies kurz nach der Schließung der Gaststätte bekannt wurde, handelte erst die Bezirksvertretung und direkt danach die Stadt. Seit 2010 ist das Gebäude geschützt.

Dabei wurde möglicherweise etwas über das Ziel hinausgeschossen, wie Bernd Henrichsmeier (CDU) jetzt einräumt. &bdquo;Das war damals eine Hauruckaktion, um den Einzelhandel zu verhindern und um das ortsbildprägende Gebäude zu erhalten“, sagt der Bezirksbürgermeister. Klagen gegen den Denkmalschutz scheiterten, das Haus blieb stehen – doch den Besitzern waren für die weitere Entwicklung die Hände gebunden.

Mehrfach gab es Anläufe, in dem Haus Wohnungen oder eine Tagespflege für Senioren einzurichten, sie verliefen jedoch alle im Sande. Zuletzt hatte Domo Immobilien auch seinen Fokus auf andere Projekte gelegt, wie Isaak einräumt. &bdquo;Es war eine sehr schwierige Zeit in der Baubranche, da hatte anderes Vorrang.“

Historisches Gebäude wird zum &bdquo;Erschließungskern“ Jetzt aber hat er den Blick wieder auf das Gasthaus Siekmann gerichtet – und hofft darauf, dass die Stadt und der LWL die hohen Hürden etwas absenken. Denn bei einem Ortstermin war vor drei Jahren deutlich geworden, dass viel der vermeintlich historischen Bausubstanz gar nicht historisch und damit auch nicht schützenswert ist. &bdquo;Wenn man an Denkmalschutz denkt, romantisiert man recht schnell“, sagt Isaak. Dennoch ist es sein erklärtes Ziel, das alte Gasthaus zu erhalten und so zu entwickeln, dass es wieder die Bezeichnung &bdquo;Ortsbildprägend“ verdient.

&bdquo;Unsere Ideen sind flexibel“, sagt der Immobilien-Spezialist. Ihm schwebt das alte Haus als &bdquo;Erschließungskern“ vor, der modular mit möglichen Neubauten, die anstelle des verfallenen alten Saals und der 1928 errichteten und inzwischen halb abgesackten Veranda errichtet werden, verbunden ist. Eine Arztpraxis sei hier denkbar, ebenso barrierefreie Seniorenwohnungen. &bdquo;Wir könnten uns hier auch Büros vorstellen“, sagt Isaak.

Die Stadtverwaltung habe auf erste Anfragen positiv reagiert und sei sehr bemüht. Auch aus der Bezirksvertretung kamen wohlwollende Reaktionen. &bdquo;Jetzt muss nur noch der Denkmalschutz mitmachen“, sagt Isaak. Läuft alles glatt, könnte er sich vorstellen, dass das alte Gemäuer schon im kommenden Jahr aus seinem Dornröschenschlaf geweckt wird. Und spätestens dann würde das Gasthaus Siekmann wieder in das in den vergangenen Jahren rundumerneuerte Ortsbild von Hillegossen passen. &bdquo;Es wäre auf jeden Fall eine Abrundung“, sagt Bernd Henrichsmeier.

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