Alles besser für den „Leineweber“ nach Eurobahn-Übernahme?

Kreis Lippe. So etwas hat es bislang noch nicht gegeben: Der Nahverkehr-Zweckverband NWL übernimmt die marode Eurobahn für einen Euro. Damit gibt es die Hoffnung, dass der Schienenverkehr in Lippe künftig zuverlässiger funktioniert. Und die Erwartung, dass auf der ausgedünnten Regionalexpress-Linie 82 von Altenbeken über Detmold nach Bielefeld (&bdquo;Der Leineweber“) wieder mehr Züge fahren. Dr. Rudolf Hüls aus Lage, Vorstandsmitglied des Fahrgastverbands Pro Bahn OWL: &bdquo;Zum Frühjahr muss der RE 82 häufiger fahren.“

Der NWL (Nahverkehr Westfalen-Lippe) ist dafür zuständig, Verkehr auf der Schiene zu vergeben. Dafür hatte die Eurobahn einst - neben anderen - den Zuschlag bekommen. Nun übernimmt der NWL als Auftraggeber mit der Eurobahn einen Auftragnehmer. &bdquo;Ein Novum“, sagt Hüls. &bdquo;Das ist zwar eigentlich gegen die reine Lehre, aber die Alternative wäre der Zusammenbruch des Bahnverkehrs in Ostwestfalen und Lippe gewesen.“ Das Unternehmen stand demnach vor der Insolvenz. Im Jahr 2021 hatte sich der französische Mutterkonzern Keolis zurückgezogen, seitdem stand die Eurobahn zum Verkauf. Nur wollte sie niemand haben.

99 Fahrzeuge, 900 Mitarbeiter Nun soll die Eurobahn mit ihren 99 Fahrzeugen, knapp 900 Beschäftigten und 2 Werkstätten zum April eine 100-prozentige Tochter des NWL werden. Das ist eine gute Nachricht für die Beschäftigten, meint Dr. Rudolf Hüls, und Kurt Kalkreuter (SPD) aus Lage, stellvertretender Vorsitzender der NWL-Verbandsversammlung, stimmt ihm zu. Denn: &bdquo;Weitere Eurobahn-Mitarbeiter hatten gekündigt.“ Ihnen schien die Zukunft bei der Eurobahn offenbar zu unsicher. Deshalb, so Hüls, habe das Unternehmen es auch nicht geschafft, sein Versprechen einzuhalten, wenigstens mit dem reduzierten Fahrplanangebot verlässlich zu fahren. Auf der Linie RE 82 hatte die Eurobahn seit Frühjahr 2024 den Verkehr bis auf einige Ausnahmen wegen Personalmangel weitgehend eingestellt .

Der NWL will nun zunächst Eigentümer der Firma bleiben und sie ab 2027 wieder verkaufen. &bdquo;Wir versuchen, das Ganze zu stabilisieren“, erklärt Kalkreuter. Er zeigt sich überzeugt, dass die Übernahme die Personalsituation entspannt. &bdquo;Das ist auch ein Signal an die Mannschaft der Eurobahn.“ Auch der Unterhalt der Fahrzeuge habe gelitten, sagt Hüls. Nun könne es nur besser werden.

Wann das alles beim &bdquo;Leineweber“ zu spüren sein wird, ist offen. Ob und wann eine Rückkehr zum Normalfahrplan möglich ist, sei &bdquo;stark von zur Verfügung stehenden Personalen abhängig“, erklärt die stellvertretende NWL-Pressesprecherin Anne Zimmermann auf LZ-Anfrage. Der NWL hat bereits angekündigt, man wolle neue Mitarbeiter für die Eurobahn einstellen und drei zusätzliche Fahrzeuge kaufen.

Jährlicher Millionen-Verlust Die Eurobahn hat nach LZ-Informationen bislang jährlich 25 Millionen Euro Verlust produziert. Dabei spielten Corona und die höheren Energiepreise eine Rolle. Nun kann der NWL mit seiner neuen Tochter nach Kalkreuters Worten &bdquo;auskömmlichere Verträge“ verhandeln. Mit 40 Millionen Euro sei dieser ohnehin der Hauptgläubiger. Unklar ist bislang, ob finanzielle Belastungen auf den Kreis Lippe als einen der NWL-Träger zukommen.

Bleibt die Frage, ob das bisherige System noch tauglich ist, wonach Unternehmen sich für ausgeschriebene Fahrleistungen bewerben. Kalkreuter verweist darauf, dass das System bislang viele Vorteile gebracht habe, in diesem Fall hätten die Unternehmen aber teils unter den Einstandspreisen geboten, um auf dem Markt Fuß zu fassen. Hüls konstatiert: &bdquo;Der Wettbewerb hat hier nicht richtig funktioniert.“

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