Wegen Restaurant-Eröffnung in Bielefeld: Rapper Luciano löst Chaos am Jahnplatz aus

Bielefeld. Chaotische Zustände am Jahnplatz. Stau? Ja, aber anders. Mehr als 1000 Fans von Luciano – einem Rapper, der millionenfach jeden Monat bei Spotify gehört wird – wollten den 31-Jährigen aus Bautzen erleben. Viele standen seit 7 Uhr vor der neuen Filiale von Loco Chicken (ehemals Fielmann). Das Hühnchenrestaurant wurde mit dem Gesicht von Luciano gegründet, er hält Anteile. Zur Eröffnung sollte er kommen – und löste damit ein Chaos aus, mit Zusammenbrüchen, Schubsereien, Raufereien. Um 14.04 Uhr wurde alles aufgelöst. Und dann? Kam er doch. Um 15.25 Uhr.

Mit ihrer Ansage &bdquo;Wir lösen das hier auf“ kam Managerin Antonia Best der Polizei zuvor, die auch alarmiert war. Zu viel war schiefgelaufen. Akteure des Haupteigners von Loco Chicken, der Firma &bdquo;Lanch“ aus Berlin, zeigten sich erstaunt wegen der Massen, wegen des Andrangs. &bdquo;Lanch“-Chef Kevin Kock: &bdquo;So viele hatten wir, wenn überhaupt, nur in Düsseldorf und Nürnberg.“ Flatterbänder reichten nicht, auch Absperrungen wurden permanent umgangen und halb niedergedrückt.

Statt um 13 Uhr da zu sein, hieß es im Laufe des Mittags, es könnte bei Luciano 14.45 Uhr werden, die Menge zeigte sich immer ungeduldiger, aggressiver, auch viele Ordnungskräfte trugen ihren Teil dazu bei. Ein Dialog: Junger Mann: &bdquo;Ey, Alda, was ist dein Problem.“ Antwort Ordner: &bdquo;Du!“

Ansagen wie &bdquo;Ich befehle Euch, geht drei Schritte nach links“ – oder gewaltsam aus der Menge gezogene Minderjährige, die über den Jahnplatz geschubst und in die hintersten Reihen gedrängt wurden, befeuerten die Stimmung.

Rap-Promis am Bielefelder Jahnplatz erwartet

Immer wieder schlenderten in einer gewissen Social-Media-Szene bekannte Menschen wie Madou Mann, Ibrahim, ein Ali und Sami Delarue an der Menge vorbei, es wurde gekreischt und wieder neu gebrüllt, gedrängelt, geschubst – mehrere Kreislaufzusammenbrüche waren die Folge. Auch die Drill-Rapper Sosa La M und YC waren angekündigt, lockten an.

Hintergrund: Drill-Rap ist eine unterschwellig besonders harte Form des Raps, die in England für vermehrte Messerattacken unter Jugendlichen verantwortlich gemacht wird, schreibt die &bdquo;Zeit“. Diese Form des Raps wird auch Luciano zugeschrieben. Kock jedoch sieht bei Luciano, der Patrick Großmann heißt, auch andere Formen, er sei jetzt in verschiedenen Stilen unterwegs.

Paul (13) findet Luciano jedenfalls cool, sehr sogar, aber er ist fertig mit diesem Tag: &bdquo;Es wurde so viel geschubst und gedrängelt, ich kann nicht mehr, ich stehe hier seit 8.50 Uhr und hatte nicht einen Schluck zu trinken.“ Sagt er gegen 13.30 Uhr nach einem Zusammenbruch. Er bekommt kurz einen Hocker gereicht, ein Wasser, und wird dann plötzlich von einem Ordner eher derbe nach hinten in die letzte Reihe verfrachtet.

Vorne sitzen drei Frauen im abgesperrten Bereich, alle blass und schwer mitgenommen. &bdquo;Ich bin umgekippt“, sagt Paskalina, &bdquo;ich habe Panikattacken bekommen.“ Sie ist komplett enttäuscht, als dann auch noch alles aufgelöst wird. Janette ist eine der wenigen hier, die älter als 18 Jahre ist. Sie sagt: &bdquo;Ich war drauf und dran, die Polizei zu rufen, hier stehen Menschen seit acht Stunden und es ist komplett chaotisch organisiert.“ Eine weitere junge Frau klagt: &bdquo;Die behandeln uns hier wie Vieh.“ Parallel dazu diese Durchsage eines Ordners zur Auflösung: &bdquo;Los, ohne viel Gelaber – Ihr geht jetzt alle!“

Fans von Luciano sind für Autogramme angereist

Zustände, die Chef Kock nicht gefallen können, er sagt: &bdquo;Wir werden uns was für unsere Fans hier überlegen.“ Für Fans wie Josh aus Osnabrück, der um kurz vor zehn Uhr schon da war, aus Osnabrück immerhin. Der sich für 150 Euro neue Turnschuhe gekauft hat – und nur eines wollte: &bdquo;Keine Hühnchensachen, sondern ein Autogramm von Luciano.“ Auf den Schuh. Ali neben ihm ist auch nur wegen Luciano da: &bdquo;Seit 7 Uhr stehe ich hier“, sagt er.

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Kock muss miterleben, dass die 16. Eröffnung einer realen Loco-Chicken-Filiale bis 15.15 Uhr ziemlich in die Hose geht, da hilft auch die coole Rap-Musik wenig, mit der eine D-Jane den Platz beschallt. Parallel wurde in Wiesbaden übrigens Filiale Nummer 17 eröffnet, dazu kommen 567 andere Restaurants, die die Loco-Produkte nach Anweisung herstellen und verkaufen, Bestellung immer online.

Die Produkte kreisen ums Huhn, es gibt auch Veggie. &bdquo;Am besten gehen Filetteile und Burger“, sagt Kock. Filet in knackiger Kruste mit sieben Gewürzmischungen zum Drüberschütteln. Täglich am Jahnplatz von 11 bis 22 Uhr, so Kock. Ihm gefällt, dass die Menge zwischenzeitlich auf die Animation &bdquo;Loco“ mit &bdquo;Chicken!“ antwortet – aber dass die 28 Mitarbeiter und 25 Security-Leute am Ende die Schau auflösen müssen, ist ein Tiefschlag. Kock sagt: &bdquo;Wir wollen keine Verletzten.“

Und dann die Kehrtwende: Gegen 15.15 Uhr heißt es plötzlich, Luciano sei nun doch in Bielefeld angekommen. &bdquo;Wir stimmen uns nur noch ab, ob er wirklich zu uns kommen soll, wie groß das Risiko ist“, sagt Kock, ein besonnener Mann. Dann heißt es von ihm grünes Licht – und Luciano rauscht heran.

Der Rapper fährt Mercedes Viano – zwei schwarze Wagen fahren direkt vor die Filiale, mit Kennzeichen aus Berlin und Düsseldorf. Breit lächelnd steigt Luciano aus und macht die kleine Mia glücklich. Das junge Mädchen bekommt ein Foto mit ihm. &bdquo;Ich warte seit 7.30 Uhr darauf“, sagt sie, zitternd vor Aufregung. Begleitet wird Luciano von den Jungrappern Sosa La M und YC. Und noch immer kreischen Hunderte Fans, wollen auch ein Foto, eine Unterschrift. Nicht alle werden das bekommen.

Händlerin: Habe Sorge, dass es hier Verletzte gibt

Im benachbarten Apollo-Brillenladen erleben Kristina Molitor und ihre Kolleginnen und Kollegen einen vogelwilden Tag, ständig blockiert von Luciano-Fans ist ihr Eingang. &bdquo;Die Ordnungsleute tun uns leid, die Teenies sind schon echt ein bisschen stumpf teilweise“, sagt sie. &bdquo;Ich habe echt Sorge, dass es hier Verletzte gibt.“ Die Aggressivität habe ständig zugenommen, ihre Kunden hatten es schwer. Aber, so Molitor lachend: &bdquo;Wir schließen nie vorzeitig, nicht bei Querdenkern, nicht bei Hare Krishna – und auch nicht für Luciano.“

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