Gewalttat im Kurpark Bad Oeynhausen landet wieder vor Gericht

Bielefeld/Bad Oeynhausen. Die Gewalttat im Kurpark von Bad Oeynhausen, die im Sommer 2024 bundesweit für Aufsehen sorgte, steht wieder im Fokus: Denn der Anwalt von Mwafak al S., in erster Instanz zu neun Jahren Jugendhaft verurteilt, geht gegen Passagen in einem Buch eines bekannten Polizeigewerkschafters vor. Der Grund: Laut dem Juristen seien Angaben zu seinem Mandanten falsch. Der Autor sieht das anders - und ist &bdquo;sprachlos“ angesichts des Vorgehens. Nun muss sich ein Gericht mit dem Streit befassen.

Im Sommer veröffentlichte Manuel Ostermann, stellvertretender Vorsitzender der DPolG Bundespolizeigewerkschaft, sein Buch &bdquo;Deutschland ist nicht mehr sicher“, das es auch in Bestseller-Listen schaffte. Ostermann ist wegen seiner Funktion als Polizeigewerkschafter regelmäßig zu Gast in verschiedenen Nachrichtensendungen, in denen er primär über innere Sicherheit spricht.

In seinem Buch widmet sich Ostermann derweil auch an einer Stelle der Gewalttat im Bad Oeynhausener Kurpark. Wohl wegen Drogen gerieten im Sommer 2024 der Syrer Mwafak al S. und Philipos T., der eigentlich eine Abifeier im GOP besuchte, in Streit. In der Folge griff al S. sein Opfer an. Am Ende lag T. auf dem Boden, starb später im Krankenhaus an seinen schweren Kopfverletzungen. Mwafak al S. und seine Tat wurden in der Folge bundesweit von Medien thematisiert. Dabei fielen auch Aussagen, wonach er sein Opfer totgeschlagen oder -getreten habe.

Gericht konnte Ursache für tödliche Verletzung nicht klären Ein Gutachter vor Gericht konnte die genaue Ursache für die tödlichen Verletzungen von T. allerdings nicht bestimmen. Verschiedene Faktoren seien infrage gekommen. Zum Beispiel hätten die Verletzungen durch Schläge und Tritte des Syrers, aber auch durch einen einfachen Sturz oder dem Zusammenwirken des Sturzes und der Gewalt hervorgerufen werden können. Mwafak al S. wurde am Ende wegen versuchten Totschlags und unter anderem Körperverletzung zu einer neunjährigen Jugendhaftstrafe verurteilt. Die Entscheidung ist jedoch nicht rechtskräftig, denn der Anwalt von al S., Burkhard Benecken aus Marl, ging in Revision.

Ostermann schreibt derweil in seinem Buch unter anderem, al S. habe sei Opfer &bdquo;totgeschlagen“ oder &bdquo;brutal zusammengeschlagen, so dass er stirbt“. Ebenso schreibt er, al S. sei bereits unter anderem wegen verschiedener Delikte, darunter schwere Körperverletzung, Drogendelikte, Diebstahl oder versuchte Vergewaltigung, verurteilt worden.

Angaben von Autor laut Anwalt &bdquo;falsch“ &bdquo;Falsch!“, betont Anwalt Benecken. &bdquo;Mein Mandant war schockiert, dass ein Außenstehender, der offenbar keinen Tag während des Prozesses im Gerichtssaal saß, ihn als Totschläger darstellt. Dabei ist diese Aussage nachweislich unwahr.“ Benecken betont auch: Das Urteil sei gar nicht rechtskräftig - es sei also sogar möglich, dass die Entscheidung des Landgerichts Bielefeld noch gekippt wird. Aus diesem geht derweil auch hervor, das al S. erst wegen zwei Diebstahlsdelikten vor Gericht stand. Andere Vorstrafen werden nicht aufgeführt.

Benecken kündigte gegenüber dem TV-Magazin &bdquo;Kontraste“ an, wegen der Passagen im Buch juristische Schritte zu prüfen. In der Sendung vor wenigen Wochen wurden vier angebliche Ungereimtheiten in dem Buch von Ostermann beleuchtet, darunter auch die Aussagen zur Gewalttat in Bad Oeynhausen. Nun bestätigt Benecken auf Nachfrage, dass er dem Polizeigewerkschafter eine Unterlassungsaufforderung habe zukommen lassen. &bdquo;Meinem Mandanten geht es darum, dass die Aussagen nicht weiter verbreitet werden. Weil aus unserer Sicht mit diesen Aussagen aber Profit gemacht wurde, haben wir auch Schadensersatz gefordert.“

Ostermann: Forderungen &bdquo;unverschämt“ Ostermann und seine Anwälte sehen das ganz anders. Sie lehnen das Schreiben von Benecken ab und begründen das vor allem mit öffentlich zugänglichen Presseberichten, in denen die strittigen Aussagen aus dem Buch ebenfalls thematisiert werden. Ostermann erklärt dazu: &bdquo; Ich habe in meinem Buch den tragischen Tod von Philipos T. beschrieben und dabei einige bis heute abrufbare Aussagen in Presseberichten und Parlamentsreden verarbeitet.“ Er bezeichnet die Abmahnung und die Forderung, 25.000 Euro Schadensersatz zu zahlen, als &bdquo;ebenso unverschämt wie unberechtigt“. Der Autor weiter: &bdquo;Dass der Verurteilte, der im Buch noch nicht einmal namentlich genannt wurde, hiermit nun auch noch versucht, Geld zu generieren, lässt mich wirklich sprachlos zurück.“

Benecken kündigte an, eine einstweilige Verfügung einzureichen. Nun muss sich ein Gericht mit den Buchpassagen befassen.

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