Gütersloh. Leben retten liegt den Männern und Frauen der Feuerwehr im Blut. Das gilt für die Einsatzkräfte in OWL jedoch nicht nur im Ehrenamt oder Beruf. Sie retten auch Leben, wenn sie nicht im Einsatz sind und rufen deshalb die Bevölkerung dazu auf, sich als potenzielle Stammzellspender registrieren zu lassen. 513 Feuerwehreinheiten in OWL laden deshalb am 3. Juni zwischen 11 und 15 Uhr alle gesunden Menschen im Alter zwischen 17 und 55 Jahren zum Typisieren ein, um Menschen zu helfen, die an Blutkrebs erkrankt sind. Allein in Deutschland bekommt nach Angaben der deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) alle zwölf Minuten ein Mensch die Diagnose Blutkrebs. Einer von ihnen ist Dietmar Maasjosthusmann von der Freiwilligen Feuerwehr Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh. 2006 erhält Maasjosthusmann die niederschmetternde Nachricht. Dank zweier Stammzellspenden überlebt er den Kampf gegen die Krankheit trotz eines Rückfalls im Jahr 2013. „Das war ein schwerer Weg mit großen Ängsten, starken Schmerzen und vielen Tränen, aber ich bin glücklich, dass ich noch am Leben bin und dank der Spender nun keine Leukämie mehr habe“, erklärt Maasjosthusmann. Trotz gesundheitlicher Einschränkungen infolge mehrerer Chemotherapien und Bestrahlungen engagiert sich der 54-Jährige weiter in der Feuerwehr, zunächst wieder im aktiven Dienst, später in der Ehrenabteilung. „Ich bin seit 36 Jahren Mitglied. Feuerwehrmann zu sein, ist kein Hobby, sondern eine Berufung.“ Auch bei der Typisierungsaktion wird Maasjosthusmann unterstützen. „Das ist selbstverständlich, denn das Engagement der vielen Einsatzkräfte in OWL für Leukämie-Patienten rührt mich sehr.“ Erfolge in Gütersloh: fünf Spender retten Leben Das Schicksal von Maasjosthusmann und der vielen anderen Betroffenen bewegt auch seine Kameraden, weshalb die Feuerwehren im Kreis Gütersloh bereits 2018 mit der DKMS eine erste Typisierungsaktion organisieren. Kreisbrandmeister Dietmar Holtkemper mobilisiert damals alle Einheiten, sodass sich am Ende 1.200 Menschen in 50 Feuerwehrhäusern typisieren lassen. „Seitdem haben fünf dieser Spender bereits Stammzellen gespendet und damit Leben gerettet. Das zeigt, wie wichtig Typisierungen sind“, erklärt Holtkemper. „Wir müssen den Solidargedanken in unserer Bevölkerung wieder in den Vordergrund stellen. Im Leben sind wir eben nicht nur für uns selbst verantwortlich, sondern auch für unsere Mitmenschen.“ Um an diesen Erfolg anzuknüpfen und so weiteren Blutkrebs-Patienten helfen zu können, hat Holtkemper für dieses Jahr auch seine Kollegen im Rest von OWL mobilisiert. „Alle haben sofort einer gemeinsamen Aktion zugestimmt, sodass wir am 3. Juni in OWL 513 Feuerwehrhäuser für die Typisierungen öffnen können.“ Holtkemper und seine Kameraden hoffen auf viele neue potenzielle Stammzellspender. „Es gibt noch viel Potenzial.“ Denn nach Angaben der DKMS sind von den zwei Millionen Einwohnern in OWL bisher 237.000 registriert. 3.290 von ihnen haben bereits Stammzellen gespendet und Blutkrebs-Patienten damit eine Überlebenschance geschenkt. Feuerwehrmann aus Büren rettet mit Spende das Leben einer Frau Einer von ihnen ist Oberbrandmeister Lukas Duscha von der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Büren im Kreis Paderborn. 2018 spendet er Stammzellen und rettet so einer Frau in Thüringen das Leben. „Ich bin sehr froh, dass ich mit meinem Handeln das Leben eines anderen Menschen so positiv beeinflussen konnte“, sagt der 29-Jährige. Als Jugendlicher erlebt Duscha in der Verwandtschaft, was die Diagnose Blutkrebs bedeutet. Damals kann er sich aufgrund seines Alters allerdings noch nicht als Stammzellspender registrieren lassen. „Meine Familie hat sich damals registrieren lassen, und ich habe es als Erwachsener nachgeholt.“ Die Wahrscheinlichkeit, als Stammzellspender infrage zu kommen, ist gering. Nach Angaben der DKMS kommt es bei fünf von 100 potenziellen Spendern innerhalb der zehn Jahre nach der Registrierung zu einer Spende. Für junge Spender betrage die Wahrscheinlichkeit etwa ein Prozent innerhalb des ersten Jahres nach der Typisierung. „Es kommt selten zu Treffern, aber wenn es passt, ist es wichtig, zu handeln, weil Stammzellspender häufig die letzte Chance für Blutkrebs-Patienten sind“, sagt Duscha. „Vor, während und nach der Spende habe ich mich sehr gut versorgt gefühlt. Die Spende habe ich deshalb als sehr positives Erlebnis in Erinnerung.“ NRW-Minister sind dankbar für den Einsatz NRW-Innenminister Herbert Reul hofft, dass sich durch die Aktion weitere Spender wie Duscha finden. Der CDU-Politiker hat deshalb die Schirmherrschaft für die Typisierungsaktion in OWL übernommen. Reul ist sich sicher, dass die Aktion den Erfolg aus dem Jahr 2018 im Kreis Gütersloh noch übertreffen wird. „Das Engagement zeigt einmal mehr, dass Feuerwehrleute ein ganz besonderer Schlag Mensch sind. Leben retten liegt ihnen im Blut.“ Auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ist davon überzeugt, dass durch die Aktion weitere Lebensretter gefunden werden. „Oft ist die Stammzellspende die einzige Möglichkeit, Blutkrebs zu besiegen. Die Suche gleicht der Nadel im Heuhaufen. Deswegen ist es so wichtig, dass viele Menschen von diesem Angebot Gebrauch machen und sich am 3. Juni registrieren lassen.“ Die DKMS arbeitet bundesweit mit Feuerwehren zusammen. „Bei fast jedem unserer Aufrufe sind es die Kameraden, die uns zuverlässig unterstützen, ihre Netzwerke zur Verfügung stellen und uns nach Kräften helfen. Auf die Feuerwehr ist auch Verlass, wenn es bei uns brennt“, erklärt Annika Schirmacher, die bei der DKMS die Kooperation mit dem Deutschen Feuerwehrverband betreut.