Beller Feld: Die Weichen für Amazon sind gestellt

Horn-Bad Meinberg . Die Aktivisten vom Beller Feld probten noch ein letztes Mal den Widerstand, doch der Rat ließ sich nicht umstimmen: Wie schon im Ausschuss für Stadtentwicklung gab eine große Mehrheit grünes Licht für die Ansiedlung eines Amazon-Logistikzentrums im Industriepark Lippe. Schon kommende Woche sollen vorbereitende Arbeiten beginnen.

Unhöfliche Zwischenrufe Vor dem Kurgastzentrum hatten die Amazon-Gegner eine symbolische Wand aus Versandkartons aufgebaut, drinnen wurden derweil letzte Verträge über Ausgleichsmaßnahmen abgeschlossen. Bevor der Rat in Sachen Industriepark in medias res gehen konnte, nutzten die Amazon-Gegner einmal mehr die Einwohnerfragestunde, um schon oft gestellte Fragen zu wiederholen und Antworten mit unhöflichen Zwischenrufen zu quittieren.

Mehr als einmal musste Bürgermeister Heinz-Dieter Krüger bremsend eingreifen, damit die Fragestunde nicht zur Anti-Amazon-Kundgebung missbraucht wurde. Den zur Abstimmung stehenden Bebauungsplan nannte Krüger einen wichtigen Entwicklungsschritt und eine Chance für Stadt und Region. Allein mit Amazon kämen tausend neue Arbeitsplätze, und die Nachfrage nach Gewerbegrundstücken sei weiterhin hoch. Ausdrücklich dankte er den Mitarbeitern der Verwaltung, die viel Arbeit in das Projekt gesteckt hätten, und dem Planungsbüro von Beeren.

Planverfahren Architekt Werner von Beeren stellte einen kurzen Abriss des Planverfahrens dar und erläuterte die vielen kleinen Veränderungen, die noch in den Bebauungsplan Be 10 eingeflossen waren. Diana Ammer (Die Linke) wollte wissen, was ein Betrieb zur Autoreifen-Pyrolyse im Beller Feld zu suchen habe. Es gehe um Wertstoffrecycling und Material-Energie-Kreisläufe, entgegnete von Beeren. Für ein Unternehmen, das dies könne, solle eine Ansiedlung im Beller Feld möglich sein.

Wirtschaftsförderer Rüdiger Krentz sagte, dass es zwar Anfragen in diese Richtung gebe, aber noch nichts Konkretes. Zu Ammers Behauptung, der Digitale Zwilling dieses Bereiches sei in puncto Hochwasserschutz für Wöbbel fehlerhaft, entgegnete von Beeren, dass das darin gezeichnete Hochwasserszenario nichts mit dem Industriepark zu tun habe. Die zwei Regenrückhaltebecken seien auf Starkregen bis zehn Liter pro Sekunde und Hektar ingenieurmäßig berechnet und ausreichend.

Wichtige Entscheidung Celil Celik (SPD) sprach von einem historischen Tag für die Stadt. Vor 20 Jahren hätten die Industriepark-Planungen begonnen: &bdquo;Heute fahren wir die Früchte dieser richtigen und wichtigen Entscheidung ein." Damals wie heute sei man davon überzeugt, dass dies Arbeitsplätze schaffe, Familien sich in der Stadt ansiedeln, und es sich das für die Stadt finanziell positiv auswirke. Daher lasse man sich nicht von einer lauten Minderheit treiben, sondern stimme im Sinne der schweigenden Mehrheit für den Industriepark und damit auch für Amazon.

Ähnlich äußerte sich Dr. Alexander Martin (CDU). Amazon sei eine Chance für die Stadt. Andreas Mickel (FDP) hatte vor allem die vielen Hartz-IV-Empfänger im Blick, die in der Stadt wohnen: &bdquo;Für die ist Amazon wichtig." Es sei schon erstaunlich, dass sich am Industriepark jahrelang niemand gestört habe, bis Amazon gekommen sei, um dort ein Logistikzentrum zu bauen.

Diana Ammer prophezeite ein finanzielles und ökologisches Desaster für die Stadt. Lena Gerke (Grüne) bekräftigte die ablehnende Haltung ihrer Fraktion zum Projekt. Es sei formal genehmigungsfähig, aber nicht wünschenswert. Aber: &bdquo;Ich hoffe, ich kann in zehn Jahren froh über die Ansiedlung sein."

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