Regen, Regen, Regen: So geht es dem Norderteich derzeit

Kreis Lippe/Horn-Bad Meinberg. Das lippische Meer liegt an diesem verregneten Morgen da, als wolle es allen beweisen: Seht her, es gibt mich noch. Der Norderteich ist sehr gut gefüllt. Die Weiden, die vom Grund des Sees wachsen, lugen vor der Schutzhütte nur eine Winzigkeit aus dem Wasser. Das hat vor Wochen noch ganz anders ausgesehen . Von Entwarnung kann dennoch keine Rede sein. "Wir müssen abwarten, was das grade begonnene Jahr an Niederschlägen bringt", mahnen Revierförster Claus Groeger und sein Chef, Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast.

Das Stauwerk war undicht, drei Zuläufe zum Norderteich trockengefallen. Es war trocken und warm, viel Wasser war verdunstet. Nur viel Regen könne für einen Anstieg der Wasserfläche sorgen, hatte Groeger im Sommer gesagt. Das Wehr hat der Landesverband unterdessen instand gesetzt. Zwar zum Unmut vieler mit festen Elementen, aber diese Notkonstruktion könne jederzeit durch ein regelbares Bauwerk ersetzt werden, bekräftigt Düning-Gast. Und Regen gibt es seit Tagen in rauen Mengen, nahezu bergbachgleich rauscht das Wasser von der Aalbach-Abzweigung "Braukessel" durch den Jahrhunderte alten künstlichen Zulauf in den See - noch vor Wochen war er ausgetrocknet.

Die Feinde des Schilfs Also alles gut? "Wenn wir von Februar an keinen Regen mehr haben sollten, kann die ganze Sache wieder anders aussehen", mahnt Düning-Gast. Sorge vor Trockenheit, Klimawandel...: Die Zuläufe könnten dann weniger Wasser führen, das Wasser wieder verdunsten. Als 2003 entschieden worden sei, den Teich nicht mehr abzulassen, seien ganz offensichtlich nicht alle Aspekte bedacht worden. "Drum müssen wir jetzt alles bedenken, um nicht in 20 Jahren wieder hier zu stehen." Der Fahrplan, gemeinsam mit dem Kreis als Unterer Wasserbehörde zunächst ein Konzept zu erstellen, eine Vegetationsperiode abzuwarten und die Tier- und Pflanzenwelt zu beobachten, sei richtig: "Wir wissen nicht sicher, was Ursache und was Wirkung ist. Dass hier zum Beispiel viel mehr Wasservögel sind, die ihre Hinterlassenschaften in den Teich fallen lassen, führt ja dazu, dass andere Organismen sich entwickeln." Es gebe durchaus die Theorie von Naturkundlern, dass deswegen der Schilfgürtel zurückgegangen sei. Gänse zum Beispiel seien "Feinde des Schilfs".

Er hoffe, dass der Grundwasserspiegel sich erhöhe und die Weiden tatsächlich erstickten, sagt Groeger. "Sie haben eine gewisse Toleranz gegen Überflutung." Maximal 260 Stautage würden sie überleben. "Wenn es noch 14 Tage weiterregnet, gehen sie alle ein." Warum immer noch, wenn auch wenig, Wasser durch den Mönch entweiche, werde untersucht. "Das ist beauftragt, doch um eventuelle Hohlräume in dem Betonbauwerk mit einem sich verhärtenden Material zu füllen, muss es wärmer sein, und die Firma muss mit ihren Maschinen dahin kommen." Düning-Gast: "Wir sind jedenfalls frohen Mutes, dass es dann keine künstlichen Abflüsse mehr geben wird."

Großes Interesse ist "ideal" Der Regen allein hat über die Jahrhunderte niemals ausgereicht, um den Teich zu füllen, deswegen gibt es drei Zuflüsse. Die Abzweigung am Aalbach (Braukessel) hat der Landesverband erneuern lassen. Funktioniert habe das System übrigens immer: "Auch wenn wir nichts gemacht hätten, würde hier Wasser fließen. Durch unsere Abdichtung am Braukessel fließt aber nun mehr und hoffentlich für längere Zeit Wasser in den See. Insgesamt wollen wir hier möglichst wenig machen, um die Natur nicht zu stören - es ist FFH-Gebiet", sagt Groeger. Es gebe nun einmal keine einfache Lösung. Die Zuläufe auszubaggern etwa hätte zur Folge, dass mit dem Wasser viel mehr Sedimente in den Teich gelangten.

R ückblickend auf die zum Teil hitzigen Diskussionen in den vergangenen Wochen betonte Düning-Gast, Kreis und Landesverband hätten sehr viele Experten, Ingenieure und Biologen in die Entscheidung eingebunden, um die ganze Situation erst einmal zu beobachten. Er bedanke sich ausdrücklich für das Engagement und den Input derjenigen, die diesen Weg kritisierten. Das große Interesse der Öffentlichkeit sei unter Demokratie-Gesichtspunkten "ideal", auch wenn der Meinungsaustausch natürlich auch Frustrationen mit sich bringe. Dies sei normal. Aber: "Diese Diskussionen können doch nur in unser aller Sinne sein."

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