Lebenshilfe Detmold feiert 60-jähriges Bestehen

Detmold. Nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 78 Jahren habe sich ein Paradigmenwechsel vollzogen, sagte Vorstandsvorsitzende Cordula Holle. Menschenverachtung kontra Menschenwürde. Denn auch behinderte Menschen waren damals getötet worden. Für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und die Gleichberechtigung von behinderten Menschen setzt sich seit 60 Jahren die Lebenshilfe Detmold ein. Der runde "Geburtstag" wurde mit Gästen im Kreishaus gefeiert, wo Redner auch einen Blick zurück warfen.

Landrat Dr. Axel Lehmann überbrachte Glückwünsche. "Die Lebenshilfe hat Begriffe wie Teilhabe gelebt und Menschen mit einer Behinderung als wichtigen und guten Bestandteil unserer Gesellschaft gesehen", erinnerte er sich. Auch Arbeit gehöre dazu, so der Landrat und verwies auf das Casino im Kreishaus, geführt von der Lebenshilfe, wo es vielen Menschen offensichtlich schmecke - ein Zeichen für gute Arbeit.

Kritik an Bezuschussung des Bundes Kritisch äußerte er sich zur finanziellen Ausstattung des Bundes für diesen Bereich. "Die Gesellschaft nimmt zunehmend mehr Geld für Inklusion in die Hand, das ist gut, aber die öffentliche Hand ist damit überfordert", sagte er mit Blick auf die Kommunen. Eine Dynamisierung sei wichtig, damit die Arbeit weiter geleistet werden könne.

Die Landesbeauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung, Claudia Middendorf, begann ihren Vortrag mit einem anerkennenden Lob. "Die Lebenshilfe leistet tolle Arbeit", sagte sie vorab. Rückblickend mahnte sie, niemals zu vergessen, was die Nationalsozialisten auch Behinderten angetan hatten. Bereits in der römischen Antike hätten Behinderte oft ein trauriges oder schlimmes Los gehabt und waren "als Strafe Gottes" oder noch Schlimmeres bezeichnet und entsprechend behandelt worden.

"Jeder einzelne von uns ist wertvoll", sagte Middendorf. Unterschiede sollten nicht gemacht. In den vergangenen Jahrzehnten sei einiges passiert. "Aber es ist noch lange nicht ein Punkt erreicht, um von vollständiger Integration sprechen zu können. Das Optimum haben wir noch nicht erreicht." Für eine volle Gleichberechtigung müsse weiter gekämpft werden. Die Lebenshilfe sei dabei ein Motor und eine laute Stimme für die Gleichberechtigung von Menschen mit einer Behinderung.

Arbeitsstätten und Wohneinrichtungen entstanden Der frühere Geschäftsführer und Pionier bei der Lebenshilfe, Hans-Hermann Schmitz, erinnerte daran, dass vor 1964 Eltern ihre behinderten Kinder nur ins Heim geben oder es zuhause lassen konnten. Die Lebenshilfe baute unter seiner Ägide unter anderem eine Tagesbildungsstätte, den über deutsche Grenzen hinaus bekannten Marianne-Frostig-Kindergarten auf, Werkstätten und Wohnmöglichkeiten für Menschen mit einem Handicap oder einer seelischen Beeinträchtigung. Zum Kopfschütteln brachte er die Gäste, als er vom Landesjugendamt erzählte, dass dieses in der Tagesbildungsstätte die Abstände der Handtuchhaken kontrolliert habe. Weitere Einrichtungen folgten wie der Kauf des Guts Johannettental und des Lohmannshofes. "Ich halte die Lebenshilfe für gut aufgestellt", resümierte Schmitz.

Über ihre persönlichen Kontakte mit der Lebenshilfe in den vergangenen Jahrzehnten erzählte Detmolds stellvertretende Bürgermeisterin Christ-Dore Richter. "Wir als Stadt Detmold können uns glücklich schätzen, dabei zu helfen, dass sich Menschen auf Augenhöhe treffen können", dankte sie für die Hilfen für ein selbstbestimmtes Leben.

Die Combo &bdquo;Lebenshilfe Blechgebläse“ spielte während der Feier Stücke zu den vergangenen sechs Jahrzehnten. Im Rahmen einer Talkrunde stellten sich Menschen mit Behinderung und ihre Mitwirkung bei der Lebenshilfe mit der pädagogischen Geschäftsführerin Stephanie Kleine vor.

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