Beim Streit um die Bahntrasse kippt die Stimmung im Regionalrat

Detmold. Ein Großaufgebot an Experten hatte der Detmolder Regionalrat eingeladen, um sich über die Planungen für die Ertüchtigung der Bahnstrecke zwischen Bielefeld und Hannover zu informieren. Doch rund zweieinhalb Stunden später hatten wohl alle Beteiligten den Eindruck, dass man kaum weitergekommen war. Streitpunkte einmal mehr: die Vorgabe des Bundes für eine Fahrzeit von 31 Minuten auf dem künftigen Abschnitt Bielefeld-Hannover, die Dauer der Realisierung und die Eingriffe in die Natur.

Bundesregierung Vertreter des Bundesverkehrsministeriums machten deutlich, dass der Deutschlandtakt in Etappen realisiert werden solle und er als zentrale Ziele die Steigerung der Fahrgastzahlen um 50 Prozent und des Güterverkehrs um 25 Prozent habe. &bdquo;Der Deutschlandtakt ist keine Hochgeschwindigkeitsorgie“, so Erich Schmid, beim Verkehrsministerium Leiter der Stabsstelle, die diesen Fahrplan der Zukunft realisieren soll. Der Schienennahverkehr sowie der Öffentliche Personennahverkehr würden integriert. &bdquo;Das dient der Attraktivität des Gesamtnetzes.“

Referatsleiter Frank Engel betonte, dass die Fahrzeit von 31 Minuten &bdquo;die verkehrliche Ausgangsbasis“ für die Planung der künftigen Trasse sei. Zwar könne deshalb die Bestandsstrecke nicht im kompletten Verlauf ausgebaut werden, doch: &bdquo;Wir werden uns ganz stark am Bestand orientieren.“ Möglich sei hier etwa ein Anteil von 50 Prozent. Kritiker beklagen diese Zeitvorgabe seit langem, weil sie günstigere und schonendere Ausbauvarianten für Umwelt und Anwohner ausschließe.

Pro Jahr, entgegnete Engel, würden durch die Verlagerung des Bahnverkehrs auf eine neue Trasse rund 44.000 Tonnen CO2 eingespart; der Bau koste etwa 12.000 Tonnen.

Region OWL Kai Schulte, Leiter des Kompetenzcenters integraler Taktfahrplan (ITF) für NRW beim Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), hob den engen Zusammenhang zwischen der Ertüchtigung der Strecke Bielefeld-Hannover und der Realisierung des S-Bahn-Konzepts Ostwestfalen-Lippe und dem sonstigen Nahverkehr hervor. &bdquo;Wir wollen heute loslegen, denn die Verkehrswende braucht schon jetzt wirksame Impulse.“

Das Zielkonzept der S-Bahn OWL baue auf dem Deutschlandtakt auf. Wenn die neue Trasse komme, gebe es Vorteile für die Region, wie die Entflechtung von Nah- und Fernverkehr. &bdquo;Uns ist wichtig, dass wir recht bald Planungssicherheit bekommen“, sagte Schulte. Zwar ist der Planungshorizont für das S-Bahn-Netz auf das Jahr 2040 ausgelegt, doch sollen erste Vorstufen bereits in Kürze kommen. So sollen akkubetriebene Fahrzeuge bald Dieseltriebfahrzeuge ersetzen. Das S-Bahn-Netz OWL umfasst insgesamt 13 Linien.

DB Netz AG Frank Limprecht und Peter-Alexander Müller umrissen den Stand der Planungen, die die DB Netz AG in Hannover im Auftrag des Bundes bislang durchgeführt hat. Limprecht räumte ein, dass das Bürgerdialogverfahren jüngst &bdquo;mit Ruckeleien“ über die Bühne gegangen sei. Doch: &bdquo;Wir wissen immer genauer, wo die Korridore sind.“ Aus diesen Planungskorridoren entwickele man nun die konkreten Trassenentwürfe. &bdquo;Wir wollen sie dort besprechen, wo sie stattfinden würden“, so Limprecht, der betonte, dass man noch in einer sehr frühen Beteiligungsphase der Öffentlichkeit sei.

Auch in der Bauphase werde man die Öffentlichkeit weiter beteiligen und mit ihr diskutieren. Müller unterstrich, dass die Realisierung des Deutschlandtakts auf der Strecke Bielefeld-Hannover &bdquo;eine integrierte Planung“ unter Einschluss des Schienennahverkehrs in OWL sei. Nach seiner Ansicht könne bis zum Jahr 2024 eine Trassenempfehlung abgegeben werden.

Umweltverbände Als Vertreter der Umweltverbände zeigte sich Ullrich Richter wenig begeistert von etwaigen Neubauplänen. Auf 80 Kilometer Länge und 30 Meter Breite werde dadurch Landschaft zerschnitten, was Natur, Siedlungen und Nachbarschaften zerstöre. Deshalb hätten einige Initiativen &bdquo;zu Recht den Planungsdialog verlassen“. Man müsse eine Klimaschutzvergleichsberechnung anstellen, um die Einflüsse der Entwürfe auf das Klima festzustellen. Und: &bdquo;Die Region möchte die zerschneidende Trasse nicht.“

Politik &bdquo;Wir hatten gehofft, eine Staatssekretärin hierzuhaben“, befand Rainer Brinkmann, Vorsitzender der SPD-Fraktion, und stellte die etwas zynisch gemeinte Frage, ob ihre Abwesenheit bedeute, dass das Projekt Deutschlandtakt bereits tot sei. &bdquo;Die Verkehrswende wird gebremst durch den Deutschlandtakt“, so Brinkmann.

&bdquo;Die Grünen halten den Deutschlandtakt für ein wesentliches Element der Verkehrswende“, befand hingegen Burkhard Pohl (Grüne). Es gebe eine &bdquo;Dringlichkeit für einen ehrlichen Austausch in der Region.“ Die Offenheit des Planungsprozesses werde nicht ernst genommen, wenn die Fahrzeit von 31 Minuten fix sei. Auch Vertreter der FDP/FW-Fraktion forderten eine ehrlichere Debatte um die Trasse. Die CDU, größte Fraktion im Regionalrat, griff in die Debatte nicht ein.

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