Corona-Schutz beim TBV: Kehrmann teilt die Mannschaft auf zwei Kabinen auf

Lemgo. Die längste Handball-Pause der Bundesligageschichte neigt sich langsam dem Ende entgegen. Über den Vorbereitungsstand beim TBV Lemgo Lippe befragten wir Trainer Florian Kehrmann.

Wo steht der TBV drei Wochen vor dem Saisonstart?

Florian Kehrmann: Der Ausfall des Emsdetten-Spiels war nicht schlimm. Dank Michel Reitemann und Linus Geis konnten wir sehr intensiv untereinander 9:9 spielen. Das war vermutlich besser, als wenn wir gegen einen sehr ersatzgeschwächten Zweitligisten geprobt hätten. Wichtiger war, dass wir das Turnier in Wilhelmshaven gut genutzt haben. Da war ich größtenteils zufrieden. Bei vielen Wechseln haben wir das Niveau zwar nicht immer gehalten und gegen Hannover haben wir uns teilweise auch gegen die offensive Abwehr schwer getan. Jetzt geht es darum, die Athletik in Spritzigkeit und Schnelligkeit umzusetzen und die Spielausdauer auszubauen.

Mit Gedeon Guardiola hat der TBV einen amtierenden Europameister im Team. Welche Rolle bekleidet er?

Kehrmann: Man merkt in den Trainingseinheiten oder beim Umgang in der Kabine, dass alle Spieler zu ihm hoch schauen. Gedeon hat eine Aura. Er ist eine Respektperson. Mit ihm haben wir den richtigen Baustein gefunden, um Fabian van Olphen ersetzen zu können. Wobei beide nicht vergleichbar sind.

Gedeon Guardiola muss mit Marcel Timm auch am Kreis eine große Lücke schließen. Dabei hat er diese Position bei den Löwen in den vergangenen Jahren nur noch sporadisch bekleidet...

Kehrmann: Gedeon ist einer der besten Abwehrspieler der Welt – und auch vorne nicht der Schlechteste. Natürlich ist er da nicht vergleichbar mit Kohlbacher, Baena oder Pekeler. Aber wir arbeiten an Spielverständnis und dem Erkennen der Situationen. Marcel Timm, der nach seiner Wadenverletzung wieder fit ist, lernt fleißig. Wir brauchen ihn nicht nur vorne. Auch hinten zeigt er gute Ansätze. Dazu wollen wir Michel Reitemann und Thore Oetjen weiter entwickeln. Und ,Theuer wird immer der Backup sein, sollte uns etwas mit Verletzungen in die Quere kommen.

Den ersten Pechvogel gibt es auch schon. Wie haben Sie Finn Zecher wieder aufgebaut?

Kehrmann: Wir haben ihm klar gemacht, dass die Verpflichtung von Mark van den Beucken nicht bedeutet, dass er raus ist. Er benötigt Zeit, um seinen Kahnbeinbruch in Ruhe auszuheilen. Zuvor hat er die Coronapause ja gut genutzt und viel individuell trainiert. Finn wird weiter die Zukunft des TBV sein.

Mit Jari Lemke und Tim Suton gibts ja noch zwei verkappte Neuzugänge. Welchen Eindruck haben Sie von den beiden nach der langen Ausfallzeit?

Kehrmann: Das sind zwei unterschiedliche Situationen. Jari hat sehr, sehr lange gefehlt. In der Zwischenzeit hat er begriffen, dass er etwas für seinen Körper machen muss. Ihm fehlt derzeit noch etwas Selbstverständnis und Spielpraxis. Doch das wird kommen. Er war ja auch vorher ein junger Spieler. Das sieht man auch an seinem Gemüt. Er ist manchmal noch zu lieb und vorsichtig. Daran arbeiten wir. Das wird Jari noch lernen. Tim Suton war bereits vor seinem Kreuzbandriss unser &bdquo;go-to-guy", unser wichtigster Spieler. Das wird nicht sofort wieder zurückkommen. Doch wir werden auch ihm alle Zeit geben. Körperlich ist er topfit und hat in den Testspielen schon seine Klasse aufblitzen lassen.

Inwieweit wird Corona den Handball verändern?

Kehrmann: Das ist ein neues Thema, mit dem noch keiner richtige Erfahrung hat. Bestes Beispiel ist die MT Melsungen, die mit Lemke und Heinevetter schon zwei Ausfälle hatte. Die Unsicherheit ist da. Corona wird definitiv eine Rolle spielen. Zum Beispiel in den englischen Wochen. Das ist dann auch ein bisschen Schicksal. Doch man kann sich nicht vor allem schützen.

Welche internen Vorkehrungen wurden beim TBV getroffen? Im Bus oder in der Kabine?

Kehrmann: Wir achten auf Abstand, werden mehr durchlüften und häufiger Pausen machen. Bei gutem Wetter werden wir die Dachluke während der Fahrt öffnen. Es sind halt viele Kleinigkeiten. Da alle Positionen im Kader doppelt besetzt sind, haben wir positionsgetreu zwei Mannschaften gebildet und auf zwei Kabinen aufgeteilt. Zudem haben wir in jeder Kabine Lufttauscher aufgestellt.

Blicken wir nach vorne. Was wäre denn für Sie eine erfolgreiche Saison?

Kehrmann: Wenn wir keinen Coronafall haben, von Verletzungen verschont bleiben und so viele Punkte wie möglich holen. Vom Spielstil wollen wir weiterhin den Ball laufen lassen und nur auf gute Abschlüsse gehen. Aber konkrete Ziele werden wir wie immer intern besprechen.

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