Am 36. Geburtstag wollen sich die TBV-Zwillinge selbst beschenken

Lemgo. Wenn Gedeon Guardiola mit seinem schnittigen Mountainbike durch die Straßen und Gassen der alten Hansestadt rollt, freut er sich über die vielen freundlichen Menschen in Lemgo. &bdquo;Überall werde ich gegrüßt“, weiß der erst vor wenigen Wochen von den Rhein-Neckar Löwen ins Lipperland gewechselte Spanier, dass diese Signale vermutlich seinem fast identisch aussehenden Bruder Isaias gelten. Nach acht Jahren sind die Zwillinge wieder vereint und feiern am 1. Oktober einen besonderen Geburtstag. Zum 36. Wiegenfest startet der TBV Lemgo Lippe in seine 38. Erstligasaison. Vor dem Heimspiel gegen den HSC 2000 Coburg spricht Gedeon Guardiola über Vergangenheit, Zukunft, den Wert von Familie und seine Ziele beim TBV.

Vergangenheit: Schon als 15-jährige spielten die Guardiolas in ihrer Heimatstadt Petrer in der Provinz Alicante in der 3. Liga, ehe sie gemeinsam nach Valencia wechselten. Mit 21 Jahren trennten sich die Wege, die sich in Logrono und in Kronau aber noch zweimal kreuzten. Gedeon Guardiola blieb acht Jahre bei den Rhein-Neckar Löwen, mit denen er 2016 und 2017 Meister wurde und 2018 den DHB-Pokal gewann. Zugleich reifte er in dieser Zeit zu einem der weltbesten Abwehrspieler. Mit den beiden EM-Titeln 2018 und 2020 ist der Weltmeister von 2013 sogar noch ein Stückchen erfolgreicher als sein neuer Trainer Florian Kehrmann. Umso mehr hat es &bdquo;GG“ getroffen, als er unter Kristjan Andresson in der vergangenen Saison aufs Abstellgleis geriet und kaum noch spielte. &bdquo;Ich war sauer und habe noch mehr trainiert“, erinnert er sich ungern an dieses dunkle Kapitel zurück. Auch ein neues Vertragsangebot blieb aus. &bdquo;Ich musste das akzeptieren, doch mein Herz tat weh“, sagt Gedeon Guardiola, dem coronabedingt auch ein großer Abschied in der SAP-Arena verwehrt blieb. Bei einem Treffen mit den Geschäftsstellenmitarbeitern in der Trainingshalle verabschiedete Geschäftsführerin Jennifer Kettermann den verdienten Spanier, bei dem vor Wehmut die Tränen kullerten.

Familienbande: Nicht nur die Eltern der Guardiolas freuen sich über die Familienzusammenführung. Auch die Kinder. Gattin Paula hat Gedeon junior (6) und Alma (3) in Heidelberg zur Welt gebracht. Sie können nun mit ihrer Cousine Aina (5) wunderbar zusammen spielen, zumal beide Familien nicht weit entfernt voneinander wohnen. Gedeon kann von seinem neuen Zuhause in der Liebigstraße zu Fuß zur Phoenix-Contact-Arena gehen. Ein klarer Vorteil zu den Löwen, wo er vom Häuschen in Sankt Leon-Rot mit dem Pkw 20 Minuten zur Trainingshalle und 25 Minuten bis zur SAP-Arena benötigte. Isaias war es übrigens, der den Impuls zu einem Wechsel zum TBV gab. &bdquo;Als er sich im vergangenen Herbst vorsichtig nach meiner Zukunft erkundigte, habe ich ihm gesagt, dass die Löwen mein Herzverein sind. Doch nach dem Termin mit Jennifer Kettermann und Oliver Roggisch habe ich Isa sofort angerufen“, sagt Gedeon Guardiola.

Zukunftspläne: Trotz der großen internationalen Meriten ist Gedeon Guardiola noch längst nicht satt. &bdquo;Ich möchte unbedingt noch einmal zu den Olympischen Spielen nach Tokio. Dafür werde ich jeden Tag kämpfen.“ Dass Spanien vor vier Jahren die Spiele in Rio verpasste, tut ihm noch heute weh. Das besondere Olympia-Feeling kennt er gut von London 2012. Die goldene spanische Handballgeneration, zu der auch Raúl Entrerrios, Julen Aguinagalde, Viran Morros oder Daniel Sarmiento zählen, hält sich auch für die WM in Ägypten bereit.

Arbeitsplatz Kreis: In seine Offensivrolle muss sich Gedeon Guardiola erst wieder einarbeiten. &bdquo;Acht Jahre lang lag meine Priorität in der Abwehr, wo ich auch ein besseres Gefühl als im Angriff habe. Vorne hatte ich sowohl Glück als auch Pech. Mit Bjarte Myrhol oder Julen Aguinagalde hatte ich Top-Kreisläufer vor mir. Hinter ihnen war ich die klare Nummer zwei. Doch ich habe sehr viel von ihnen gelernt und denke, dass das Gefühl für den Kreis bei mir wieder kommt.“

Arbeitsplatz Abwehr: Bei diesem Thema ist der neue Lemgoer Verteidigungsminister sofort in seinem Element. &bdquo;Unsere Identität ist das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torwart. Das müssen wir noch mehr verbinden. Ob ich hinten mit Jonathan Carlsbogård, Marcel Timm, Isa, Linus Geis oder Jari Lemke decke, ist alles kein Problem. Wir haben viele Varianten in unserer Aufstellung und können auch eine gute, spanische 5:1-Abwehr stellen. Das wäre eine gute Waffe.“

Persönlich Gedeon Guardiola wurde am 1. Oktober 1984 in Petrer in der Provinz Alicante geboren. Er ist zwei oder drei Minuten älter als sein Zwillingsbruder Isaias, der bereits seit 2017 für den TBV Lemgo Lippe spielt. Gemeinsam spielten die großgewachsenen Zwillinge bis 2001 für ihren Heimatklub, ehe sie zu BM Valencia wechselten. Ab 2005 spielte Gedeon drei Jahre für SD Tencro, ein Jahr bei Naturhouse La Rioja in Logrono und von 2009 bis 2012 bei SDC San Antonio. Als der Verein in die Insolvenz rutschte, wechselte er zu den Rhein-Neckar Löwen. Gedeon Guardiola ist verheiratet mit Paula. Sohn Gedeon junior und Tochter Alma kamen in Deutschland zur Welt.

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