Lemgos elektrisierendes Ende nach dem drohenden Spielabbruch

Lemgo . In der Halbzeit gab es einen 30-minütigen Stromausfall. Nach 60 Minuten brannte dem elektrisierten Publikum in der nicht mal zur Hälfte gefüllten Phoenix-Contact-Arena (1809 Zahlende) die Sicherungen durch. Vier Sekunden vor dem Abpfiff erzielte Lukas Hutecek mit seinem allerersten Bundesligatreffer den 26:26-Ausgleich für einen leidenschaftlich kämpfenden TBV Lemgo Lippe gegen die fast durchgängig führende MT Melsungen.

Es war das 1200. Bundesligaspiel in der 39-jährigen Erstligahistorie des TBV. Nur der VfL Gummersbach (1288) und der THW Kiel (1353) haben mehr Partien bestritten. Doch beim 11:12 zur Pause stand die Neuauflage des DHB-Pokalfinales kurzzeitig auf der Kippe. Eine halbe Stunde lang war es auf dem Lüttfeld zappenduster. Musik und Notbeleuchtung liefen mit Diesel über ein Notstromaggregat. Bis zu der langen Unterbrechung hatte das Publikum eine Melsunger Mannschaft mit neuer Note kennengelernt. Gudmundur Gudmundsson verzichtete über weite Strecken auf Spezialistenwechsel und gab den Ton an. Nach dem 4:4 (10.) dauerte es bis zur 37. Minute, bis der TBV beim 14:14 endlich mal wieder den Gleichstand geschafft hatte. Doch eine Führung war bis zum Ende nicht drin.

Hutecek übernimmt Verantwortung

Als der mit 41 Jahren älteste Feldspieler Alexander Petersson den 20 Jahre jüngeren (!) Lukas Hutecek auswackelte, betrug der Rückstand in der 52. Minute wieder drei Tore (18:21). Doch der österreichische Neuzugang korrigierte die kleine Unachtsamkeit sofort, zog auf der Gegenseite eine Marke und ging in den Schlusssekunden All-in. Melsungens starker isländischer Neuzugang Elvar Örn Jonsson hatte mit seinem fünften Treffer 35 Sekunden vor Ultimo zum 25:26 getroffen. 22 Sekunden blieben dem TBV noch, als Trainer Kehrmann eine Auszeit beantragte. Vier Sekunden vor dem Ende nahm Hutecek allen Mut zusammen und wuchtete den Ball zum stürmisch umjubelten 26:26 in die Melsunger Maschen. Die letzte Auszeit der Gäste brachte zwei Sekunden vor Schluss nichts mehr ein. Peter Johannesson drückte den Distanzwurf von der Mittellinie mit der Brust zurück ins Feld und hatte mit seiner 16. Parade maßgeblichen Anteil an der ersten Punkteteilung der neuen Saison.

Die Trainer waren nach dem dramatischen Verlauf entsprechend aufgekratzt. &bdquo;Mit der ersten Hälfte und besonders unserer Abwehr bin ich sehr zufrieden. In der zweiten Halbzeit war es kein einfaches Spiel, obwohl wir immer geführt haben", meinte Gudmundsson. Florian Kehrmann sprach von einem Handballspiel, &bdquo;das alles hatte – auch die verrückte Sache mit dem Stromausfall". Beide Mannschaften hätten bereits zum Saisonauftakt alles investieren müssen. &bdquo;Melsungen hatte immer die Kontrolle und wir mussten uns jedes Tor hart erarbeiten. Das war Schwerstarbeit. Doch das Sieben-gegen-Sechs ab der 52. Minute hat uns geholfen, weil wir zu besseren Chancen gekommen sind." Fazit Kehrmann: &bdquo;Das Ergebnis ist etwas glücklicher für uns, aber nicht unverdient."

Lukas Hutecek erlebte seine Bundesligapremiere als &bdquo;am Ende sehr cool". Einige technische Fehler seien in der frühen Phase der Saison normal. &bdquo;Es war ein hart erkämpfter Punkt, denn wir waren meistens knapp hinten dran und konnten das Spiel kein einziges Mal kippen." Der Stromausfall habe beide Teams aus dem Rhythmus gebracht. Die finale TBV-Aktion beschrieb &bdquo;Huti" so: &bdquo;Wir spielen klare Auftakthandlungen, wo Jonathan Carlsbogard die Entscheidungen trifft. Weil er drei Leute gebunden hat und nur noch vier Sekunden auf der Uhr waren, habe ich einfach mal draufgehalten."

Lemgos elektrisierendes Ende nach dem drohenden Spielabbruch

Kunststück in Kassel: TBV Lemgo Lippe ergattert als einziges Gästeteam einen Punkt

Zwei rote Karten und viele blaue Flecken - TBV Lemgo Lippe erlebt schmerzhaften Abend

Thermik, Schock und Schnappatmung: TBV Lemgo Lippe fordert den Meister aufs Äußerste

40-Punkte-Schallmauer knapp verpasst: TBV Lemgo Lippe ist auch auf Platz acht stolz

Das war knapp: So zittert sich der TBV Lemgo Lippe zum 22:21-Sieg in Potsdam

Auf einmal packt Suton den Kempa aus: TBV steht im Viertelfinale

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €