TBV Lemgo schlagen zum Final Four in Hamburg auf

Lemgo. Als sich die Handballer des TBV Lemgo Lippe Freitagmittag auf die Mission Titelverteidigung Richtung Hamburg begaben, dürfte der Mannschaftsbus vermutlich auch das ein oder andere Großflächenplakat passiert haben. Die alte Hansestadt ist nämlich seit einigen Tagen geschmückt mit stimmungsvollen Final-Four-Plakaten – Tenor: &bdquo;Wir sind wieder da" – auf denen die Guardiola-Zwillinge mit den omnipräsenten Politiker-Köpfen um die Wette strahlen.

&bdquo;Wir sind stolz, dabei zu sein und möchten das letzte Final Four in Hamburg genießen", gibt sich Geschäftsführer Jörg Zereike vor dem Halbfinale am Samstag, 23. April, gegen den THW Kiel (Anwurf 13.30 Uhr, live bei Sky) bescheiden. Welch große Fußspuren der TBV in den vergangenen 28 Jahren an der Elbe hinterlassen hat, dürfte der Lemgoer Abordnung um Zereike, seinem Geschäftsführerkollegen Ulrich Kaltenborn sowie Andrej Kogut, Tim Suton und Isaias Guardiola am Abend beim Senatsempfang bewusst werden, wo unter den Postern aller &bdquo;Hamburger Pokalsieger" gleich vier Lemgoer Siegerfotos präsentiert werden. Unter anderem mit den Pokalhelden von 2002, die im Halbfinale den THW Kiel mit 34:28 knackten, weil ein unbekannter Torhüter-Nobody namens Julius Kaiser den Kielern Lövgren, Pettersson und Lozano drei Siebenmeter abkaufte und sie im Finale den SC Magdeburg mit 39:38 niederrangen.

Nicht nur, weil sich 20 Jahre später bis auf Nordhorn/Erlangen die gleichen Teams duellierten, kann sich Lutz Grosser noch lebhaft an jenen dritten Lemgoer Streich in der Alsterdorfer Sporthalle erinnern. Bei den Triumphen 1995 und 1997 hatte der einstige DDR-Nationaltorhüter noch selbst zwischen den TBV-Pfosten &bdquo;gehext". Doch nach seinem Karriereende wollte er das einst von Ligachef Heinz Jacobsen initiierte &bdquo;Wembley des deutschen Handballs" mal aus Fansicht miterleben. Die Emotionen seien bis heute unvergessen. &bdquo;Ich war mit dem Herzen ja noch Sportler und bin als Fan in der Reihe Null wie wild rumgesprungen", erinnert sich Grosser.

"Nostalgie ist im Vorfeld ein schlechter Berater"

Vor dem 2022er Duell zwischen dem THW und dem TBV ist der 61-jährige Versicherungskaufmann eher skeptisch. &bdquo;Kiel wird sich vermutlich nicht noch einmal derart übertölpen lassen wie im vergangenen Jahr. Da war beim THW viel Dummheit, aber auch Lemgoer Cleverness und Glück im Spiel." Für Florian Kehrmann, mit dem Lutz Grosser von 1999 bis 2001 noch zwei Jahre zusammengespielt hat, müsse der letztjährige Triumph &bdquo;Schnee von gestern" sein. Grosser: &bdquo;Nostalgie ist im Vorfeld ein schlechter Berater. Wenn man nur in Erinnerungen schwelgt, wird man garantiert zweiter Sieger sein."

Zumindest der TBV-Coach wird in diese Falle nicht tappen. Das Video vom letztjährigen Husarenstreich hat er sich bis heute noch nicht angeschaut. Von der Konstellation habe sich gegenüber 2021 wenig geändert. &bdquo;Favoriten sind Magdeburg und Kiel. Erlangen und Lemgo haben die Außenseiterrolle, wobei wir durch unseren Vorjahreserfolg vielleicht etwas mehr wahrgenommen werden", sagt Kehrmann, der in den vergangenen Tagen intensiv an einem neuen Matchplan gearbeitet hat. Denn, so der TBV-Coach: &bdquo;Geschichte wird nie zweimal gleich geschrieben. Wir müssen jetzt eine andere Story mit neuen Kapiteln schreiben."

Unabhängig vom Ausgang des Final Four ist Lutz Grosser schon jetzt vom TBV 2022 angetan. &bdquo;Von außen betrachtet fällt auf, dass sie gut harmonieren. Es muss ein tolles Gefüge sein, das begeistert. Der TBV macht keine überkandidelten Sachen, sondern steht für das Handwerk, das man von ihm erwartet. Geile Spiele werden es, wenn sie strukturiert angreifen und wenig Fehler machen. Gefährlich wird's allerdings, wenn sie schneller spielen, als sie denken können. Von der Qualität her wird der TBV sicher nicht die Champions League gewinnen. Aber sie haben immer die Klasse, einen Großen ärgern zu können."

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