Trotz Pokal-Aus: TBV Lemgo Lippe verlängert mit "Mafia-Boss" und Final-Four-Experten

Lemgo . Er ist Deutschlands größter Final-Four-Experte der vergangenen Jahre. Viermal in Folge war Frederik Simak zuletzt beim Handball-Topevent vertreten. 2019 mit den Füchsen Berlin, danach dreimal mit dem TBV Lemgo Lippe und 2021 sogar als Cupsieger. Umso bitterer war für den 25-jährigen Badener das frühe Aus in diesem Jahr gegen FA Göppingen. Aber es gibt einen kleinen Trost: Simak verlängerte seinen Vertrag um zwei Jahre bis 2026.

Freddy, wie haben Sie den K.o. am Mittwochabend verdaut?

Frederik Simak: Der Schmerz ist auch einen Tag später noch sehr, sehr groß. Auch, weil die Art und Weise extrem ärgerlich war. Nach dem Spiel bin ich früh mit meiner Freundin nach Hause gefahren. Doch Ablenkung fällt in solchen Momenten schwer. Schlafen kann man dann ohnehin nicht. Ich war riesig enttäuscht, habe mir dann noch einige Spielszenen angeschaut.

Und woran lag es? Der Trainer vermisste Emotionen und Geilheit.

Wir hatten natürlich alle Bock, hätten aber mehr machen müssen, damit es richtig brennt in der Halle. Insgesamt hat uns die letzte Konsequenz gefehlt. Dieses dreckige und zähe Spiel, für das der TBV bekannt ist, haben wir nicht hinbekommen. Am Ende brechen uns die technischen Fehler das Genick. Aber mit mangelndem Willen hatte das nichts zu tun, eher mit dem kühlen Kopf, der fehlte.

Mitten in den Frust über das Pokal-Aus kommt nun die Meldung über Ihre Vertragsverlängerung. Was ist der Grund für den Nachschlag beim TBV?

Ich fühle mich unglaublich wohl hier. Ob die Interaktion mit den Fans und der Verein überhaupt. Das passt. Ich denke, dass man das auch merkt. Zudem habe ich in Lemgo meine Freundin Annika kennengelernt. Außerdem habe ich als Abwehrchef sportlich eine gute Rolle, die ich noch mehr annehmen möchte. Ich fühle mich mega wohl im Team und empfinde den Handball nicht nur als Beruf. Da haben sich auch Freundschaften gebildet. Mit Lukas Hutecek, Samuel Zehnder und unseren Freundinnen unternehmen wir auch häufig was. Zudem ist ,Flo als Trainer ein Punkt, der auch sehr gut passt.

Wie interpretieren Sie denn die Rolle als Abwehrchef?

Ich will dem Team helfen, wo ich kann. Im Angriff haben wir mit Hutecek oder Suton andere Spieler, die besser sind. Doch ich kann in der Abwehr meinen Teil zum Erfolg beitragen. Wobei ich nicht ausschließe, auch wieder mehr für den Angriff zu trainieren. Aber aktuell fühle ich mich in der Abwehr wohler. Viel gelernt habe ich dabei von Gedeon Guardiola. Das hat mir sehr geholfen.

6:0, 5:1, 3:2:1, 4:2, 3:3, ballbezogen, mannbezogen – welches System bevorzugen Sie?

Ich sehe mich mehr als schlauen Abwehrspieler, der nicht alles mit Kraft macht, sondern antizipativ verteidigt. Wichtig ist, dass wir immer im System bleiben. Ich genieße etwas mehr Freiheiten und darf mit dem Gegner spielen, um ihn zu Fehlern zu zwingen. Aber Abwehrarbeit ist und bleibt immer Teamwork.

Was ist für einen Abwehrexperten denn wichtiger: schnelle Beine oder stabile Arme?

Sowohl als auch. Es kommt auf den Spielstil an. Gute Beinarbeit ist wichtig, aber man muss auch gegenhalten können. Die Mischung machts.

Wie gehts jetzt mit Ihrem Fanklub, der ,Frederik-Simak-Mafia weiter? Die fröhliche Truppe mit den vielen Nummer-8-Trikots hatte bei den vergangenen Final-Four-Turnieren stets große Auftritte.

Das sind geile Jungs und Mädels aus dem Ortenau-Kreis, meiner Heimat. Auch mein Bruder, der in Köndringen-Teningen spielt, gehört dazu. Alle sind natürlich sehr traurig, dass der TBV diesmal nicht beim Final-Four in Köln dabei ist. Die ,Frederik-Simak-Mafia wird aber bestimmt mal bei einem Auswärtsspiel vom TBV auftauchen, vielleicht bei den Rhein-Neckar-Löwen. Da ist der Weg nicht so weit. Einige Kumpels besuchen mich aber auch regelmäßig in Lemgo.

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