Erst Champions League, jetzt zweites Glied: Diesen Spieler holt der TBV für den Kreis

Lemgo. Teil eins des Kreisläufer-Puzzles beim TBV Lemgo Lippe ist gelöst. Der 1,96 m große Adam Nyfjäll von der TSV Hannover-Burgdorf hat einen Zwei-Jahres-Vertrag bis zum 30. Juni 2027 unterschrieben. Die LZ sprach mit dem 32-jährigen Schweden, der 2020 und 2021 zweimal zum besten Kreisläufer der schwedischen Liga gewählt wurde.

Da ihre Entscheidung schon etwas länger festzustehen scheint: Haben Sie sich am Sonntag bei Dyn das Heimspiel ihres künftigen Vereins gegen die Rhein-Neckar Löwen angeschaut?

Adam Nyfjäll: Auf jeden Fall. Ich weiß ja aus eigener Erfahrung: In Lemgo ist es als Gegner immer schwierig. Es war sehr positiv, was der TBV da abgeliefert hat. Denn es war ja nicht so, dass ein einzelner Spieler das Spiel entschieden hat, sondern es war eine Mannschaftsleistung. Das hat mich beeindruckt. Und dass es nachher so deutlich wurde, ist schon ein Zeichen.

Seit wann standen Sie mit dem TBV in Kontakt?

Heutzutage haben alle Spieler ja einen Berater. Als mich mein Berater kontaktierte und fragte, wie es bei mir aussieht, habe ich sofort gesagt, dass mich dieser Traditionsverein sehr interessiert. Wir haben telefoniert, um in den Austausch zu kommen. Man hat mir gesagt, welche Rolle ich spielen kann und wie ich das sehe. Und dann ist die Entscheidung schnell gefallen.

Welche Rolle werden Sie denn einnehmen?

Ich bin mit 32 Jahren durchaus erfahren und – toi, toi, toi – bislang gesundheitlich gut durchgekommen. Ich war erst einmal richtig verletzt: zu Beginn in Hannover hatte ich eine Knöchelverletzung. Ich fühle mich fit und in der Lage, immer noch auf hohem Niveau zu spielen. In Lemgo gibt es auch viele junge Spieler. Diese Mischung interessiert mich sehr. Ich könnte vorweggehen und ihnen ein paar Tipps geben.

Was war denn das wichtigste Argument pro Lemgo?

Wenn ich die Lemgoer Mannschaft sehe, dann habe ich einfach ein gutes Gefühl. Es ist das gesamte Paket. Der Verein beeindruckt mich schon seit einigen Jahren. Zum einen glaube ich, dass es sich um einen familiären Verein handelt. Außerdem finde ich es außergewöhnlich, wie sie immer wieder den Abgang wichtiger Spieler auffangen. Als meine Landsleute Jonathan Carlsbogard und Peter Johannesson weggingen und außerdem noch Bjarki Mar Elisson, haben alle in der Bundesliga gedacht: Oh, jetzt wird es aber schwer für Lemgo.

Doch plötzlich kommen andere Spieler und übernehmen die Rolle. Das ist immer wieder beeindruckend, wie der TBV das hinkriegt.

Mit der HSG Wetzlar haben Sie vor einigen Jahren mit neun Toren in Lemgo eine besondere Visitenkarte hinterlassen...

Wirklich? Da kann ich mich überhaupt nicht dran erinnern. Aber das ist ja Ihr Job. Ich werfe Tore und Ihr macht die Striche. Ich weiß nur, dass ich noch nie in Lemgo gewonnen habe.

Wenn man ihren Werdegang sieht, dann haben Sie zunächst quer durch Skandinavien gespielt. Stavanger und Haslum in Norwegen, dann zwei Jahre bei SønderjyskE in Dänemark und von 2018 bis 2021 bei IFK Kristianstad.

Ja, das stimmt. Doch eigentlich bin ich erst mit 23 Jahren Profi geworden. Vorher habe ich semiprofessionell gespielt. In Norwegen war das eine Mischung aus Familie, Arbeit und Sport. Ich habe viele Sachen gemacht. War Verkäufer in der Kaffeebranche. Voll auf Handball habe ich erst mit meinem Wechsel nach Dänemark gesetzt. In Kristianstad spielte ich dann sogar Champions League.

Dann kam Wetzlar, wo Trainer Ben Matschke sie sogar zum Spielführer machte. Aber plötzlich wurde Matschke entlassen und auch sie wurden von Nachfolger Hrovje Horvath aufs Abstellgleis geschoben...

Das letzte halbe Jahr in Wetzlar war speziell – für uns alle im Team eine merkwürdige Geschichte. Erst wurde mit Matschke verlängert und plötzlich wurde alles umgedreht.

Sie spielen ja erst seit 2021 in Deutschland, sprechen die Sprache aber nahezu perfekt. Wie haben Sie das geschafft?

Oh, ist das so? Danke. Aber mir ist es wichtig, dass ich die jeweilige Landessprache spreche. Das macht alles einfacher. Meine Frau Emily hilft mir dabei. Durch ihre Mutter ist sie eine halbe Deutsche.

Sie stammen aus Lysekil, einem kleinen Städtchen nördlich von Göteborg. Da dürfte ihnen der Wechsel aus einer Großstadt wie Hannover nach Lemgo nicht schwer fallen, oder?

Lemgo ist ja fast viermal größer als meine schwedische Heimatstadt. Die Vorzüge von Hannover konnten wir gar nicht so richtig nutzen. Wir bekommen im Februar unser zweites Kind. Und da passt es für unsere Familie mit einer Stadt wie Lemgo sicherlich ganz gut.

In Hannover bekleiden sie derzeit eine undankbare Rolle. An Nationalspieler Justus Fischer scheint es kein Vorbeikommen zu geben. Zudem hat der Verein im Sommer mit Thomas Solstad noch einen weiteren Kreisläufer aus Norwegen geholt.

&bdquo;Fischi“ hat tatsächlich auch etwas ganz Besonderes geliefert. Das respektiere ich. Wenngleich es eine schwierige Situation für mich ist. Umso schöner, dass ich jetzt weiß, was ich in Zukunft machen werde.

Haben Sie sich bezüglich Lemgo auch bei Hendrik Wagner erkundigt, mit dem sie ja in Wetzlar zusammengespielt haben?

Ja, wir haben uns in der Vorbereitung auf einem Turnier in Braunschweig getroffen. Als ich ihn fragte, wie es ihm in Lemgo gefällt, war er mega happy und hat nur positive Dinge erzählt. Das hat mir danach sehr geholfen. Die Vereine sagen über sich selbst ja nur gute Sachen. Aber wenn man das aus einer anderen Richtung hört, dann ist das viel ehrlicher.

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