Lemgo. Möstl-Verlängerung, erneutes HSV-Finanz-Loch und mit 41:29 (20:15) der höchste Saisonsieg des TBV Lemgo Lippe. Der Gründonnerstag in der Phoenix-Contact-Arena bot handballerisch diverse Paukenschläge.
Begonnen hatte der außergewöhnliche Bundesligaabend an der Bunsenstraße mit einer spektakulären Nachricht. Per Videobotschaft verkündete Publikumsliebling Constantin Möstl wenige Minuten vor dem Anpfiff seine Vertragsverlängerung bis 2028 – und die 4365 Zuschauer flippten das erste Mal aus.
Der Handball Sport-Verein Hamburg zeigte sich zunächst weder von der prickelnden Stimmung noch von dem am Donnerstagmittag öffentlich gewordenen Lizenzgerangel beeindruckt. Während der TBV Lemgo Lippe die neue Bundesligalizenz problemlos erhielt, müssen die Hamburger wieder einmal nachsitzen. Der Ligaverband HBL verknüpft die unter Vorbehalt in Aussicht gestellte Spielberechtigung für die Saison 2025/2026 mit der Forderung, dass bis zum 5. Mai „eine finanzielle Bedingung gegenüber der Lizenzierungskommission nachgewiesen wird“. Ansonsten drohe dem HSVH der Zwangsabstieg. In Hamburger Medien wurde über eine siebenstellige Summe spekuliert.
Auf dem Spielfeld war das alles Nebensache. Die Norddeutschen freuten sich in den ersten 20 Minuten über gleich fünf Siebenmeterpfiffe. Doch nach dem 11:10 setzte sich der TBV Lemgo Lippe nach 17 Minuten beim 13:10 erstmals auf drei Tore ab. Wichtig war, dass die Abwehr voll auf Betriebstemperatur war. Sinnbildlich durch einen super Hecht von Frederik Simak, der in Unterzahl den Ball eroberte und Samuel Zehnder zum 10:7 auf die Reise schickte. Stark auch die Blockarbeit von Lukas Hutecek beim 16:13 gegen Moritz Sauter. Und vorne trafen Niels Versteijnen (9) und Hendrik Wagner (8) mit ganz viel Überzeugung. Die Weichen auf Sieg wurden bereits kurz vor der Pause gestellt, als der TBV von 16:13 auf 20:14 davonzog.

Konnten die Gäste die Partie bis zum 23:19 noch im erträglichen Rahmen halten, so gab es nach Simaks Treffer ins leere HSV-Tor kein Halten mehr. Auch, weil es da hinten, zwischen den Pfosten, wieder mal gewaltig „möstelte“. Der 25-jährige Österreicher feierte seine Vertragsverlängerung auf spezielle Art: mit drei gelungenen Siebenmeterparaden binnen drei Minuten. Und prompt führte der TBV beim 35:25 (52.) erstmals zweistellig.
TBV-Trainer Florian Kehrmann befeuerte die Partystimmung durch eine besondere Einwechslung. Als Ersatz für den erkrankten Sadik Herseklioglu stand erstmals Moritz Sundermann im Bundesligakader. Sein erster Einsatz dauerte nur zwei Minuten, ehe er eine Zeitstrafe kassierte. Doch nach seiner Rückkehr gelang dem 17-Jährigen Rückraumspieler mit seinem ersten Torwurf gleich sein Premierentor in der höchsten deutschen Liga. „Davon habe ich erstmals in der D-Jugend geträumt. Einfach unfassbar“, schien der aus Lügde-Rischenau stammende Moritz Sundermann nach dem Match mit Constantin Möstl um die Wette zu strahlen.

Und die Lemgoer Erfolgsgeschichte ging noch weiter. Zweieinhalb Minuten vor Schluss knackte Leos Petrovsky sogar die 40-Tore-Marke, so dass die Fangesänge unwidersprochen blieben: „Hier regiert der TBV.“
Beim Blick in die Statistik fällt eine weitere ganz besondere Marke auf. Der TBV trumpfte mit einer Wurfquote von sagenhaften 77 Prozent auf. „Ich bin ein bisschen baff, dass wir den HSV mit zwölf Toren besiegen konnten. Die Höhe ist überraschend, denn zwischen Lemgo und Hamburg waren es zuletzt immer enge Spiele. Doch heute ist viel für uns gelaufen“, freute sich Florian Kehrmann über das vorösterliche Schützenfest.
Und auch das von Constantin Möstl ausgebrütete „Überraschungsei“ stimmte den TBV-Coach happy:„Constantin ist ein außergewöhnlicher positiv-verrückter Charakter, der definitiv eine Bereicherung für unser Team ist. Es ist immer wieder schön, wenn sich Spieler bei uns wohl fühlen und sich in Lemgo für ihre weitere Entwicklung richtig aufgehoben sehen. Ich bin überzeugt, dass in ihm noch viel Potenzial steckt, das wir gemeinsam in den kommenden Jahren weiter entfalten werden“, so der Lemgoer Cheftrainer.
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Und auch Geschäftsführer Jörg Zereike ist glücklich, nach der langfristigen Vertragsverlängerung mit Tim Suton (musste wegen seiner Bauchmuskelverletzung erneut pausieren), einen weiteren wichtigen Kaderbaustein über 2026 halten zu können: „Constantin hat sich mit seiner Explosivität und seinem starken Charakter innerhalb kürzester Zeit zu einem wichtigen Rückhalt für uns entwickelt. Dass er sich langfristig an uns bindet, zeigt sein Vertrauen in unseren Weg. Wir freuen uns deshalb sehr, dass er auch in Zukunft Teil unserer Mannschaft bleibt“, so Zereike.
Statistik:
TBV Lemgo Lippe: Möstl, Kastelic; Hutecek (3), Theilinger, Zehnder (6/2), Brosch (2), Simak (5), Schagen (5), Carstensen (1), Versteijnen (9), Wagner (8), Faust, Sundermann (1), Petrovsky (1).
Handball Sport Verein Hamburg: Haug, Knaack; Magaard (4), Tissier (3), Lassen (2), Weller, Bo Andersen (8/6), Hartwig (2), Möller (1), Unbehaun, Sauter (8), Ilic (1), Valiullin.