TBV-Heimsieg gegen Erlangen: Taktik von Florian Kehrmann geht auf

Lemgo. Da hätte der Hexenkessel gebrodelt... Doch auch ohne den berühmten Funken, der vom Publikum auf die Mannschaft überspringt, warf der TBV Lemgo Lippe am Samstagabend alles in die Waagschale und setzte sich hauchdünn mit 24:23 (9:9) gegen den HC Erlangen durch. 2:0, 4:8, 17:13, 19:20 – bei dem dritten Lemgoer Geisterheimspiel in Folge hätte die Partie in beide Richtungen gehen können. Die LZ fasst die wichtigsten Phasen zusammen und liefert die Hintergründe.

Die TBV-Abwehr: Bis zur 20. Minute stellte der TBV eine 6:0-Formation mit zunächst den Guardiola-Zwillingen Isaias und Gedeon im Innenblock sowie Andrej Kogut und Tim Suton daneben. &bdquo;Wir haben es nicht so schlecht gemacht“, meinte Trainer Florian Kehrmann, &bdquo;doch wir belohnten uns nicht“. Acht Gegentore waren auch nicht das Problem. Es lag in der Offensive, weil die Lemgoer nicht ins Tempospiel kamen. Der erste Gegenstoßtreffer gelang Bjarki Mar Elisson zum 9:9 (30.). Mit der Umstellung auf 5:1 und der Einwechslung von Lukas Zerbe, der auf der Spitze spielte, kassierten die Gastgeber bis zur Pause nur noch einen Gegentreffer. &bdquo;Das war Gold wert“, so Kehrmann.

Mit Schwung aus der Pause: Neben der neuformierten Abwehr fand Kehrmann vorne mit dem Rückraum Dani Baijens, Suton und Andreas Cederholm eine starke Formation. Suton machte Druck, erzielte Tore (sechs bei zehn Versuchen) und holte eine wichtige Zeitstrafe heraus. Zerbe klaute nicht nur einen Ball vor dem 16:13, sondern bewies auch Treffsicherheit – sechs Tore bei sieben Abschlüssen.

Erlangen meldet sich zurück: Beim 17:13 (43.) sprach alles für Lemgo, doch fünf Minuten später stand ein 17:17 auf der Anzeigetafel. Kehrmann: &bdquo;Die offensive Deckung kostete viel Kraft, auch die Tore mussten wir uns hart erarbeiten.“

Und dann kommt wieder Hangstein: Der Lemgoer Coach reagierte mit frischen Kräften, brachte Fynn Hangstein und Bobby Schagen im Rückraum. Ab der 53. Minute agierte Lemgo mit dem siebten Feldspieler. Bis zur Auszeit beim 23:21 durch Suton 1:35 Minuten vor Schluss wählte Kehrmann diese mutige Taktik und bewies damit: &bdquo;Ich will unbedingt gewinnen.“ Das Signal kam beim Team an. Hangstein, schon am Remis in Leipzig entscheidend beteiligt, legte das 21:20 durch Marcel Timm vor und markierte das 22:20 selber. Peter Johannesson hielt nach dem 23:21 seinen 15. Ball, Suton machte mit dem 24:22 28 Sekunden vor dem Ende den Deckel drauf. Das 23:24 per Siebenmeter – der einzige für Erlangen – war nur noch Kosmetik. Lemgo brachte den knappen Vorsprung über die Zeit.

Statistik: TBV Lemgo Lippe – HC Erlangen 24:23 (9:9)

Torstationen: 2:0 (5.), 2:2, 3:6 (16.), 4:8 (20.), 6:9 (26.), 9:9 (Pausenstand); 11:9, 12:10 (35.), 13:11, 17:13 (43.), 17:17 (42.), 19:20 (54.), 22:20, 23:21 (58.), 24:22, 24:23.

TBV Lemgo Lippe: Johannesson, van den Beucken (n.e.); Elisson (4/1), Kogut, I. Guardiola (1), Schagen, Timm (2), Hangstein (1), Suton (6), Zerbe (6), G. Guardiola (1), Cederholm (3), Blaauw (n.e.), Geis (n.e.), Baijens.

HC Erlangen: Ziemer (n.e.), Ferlin; Sellin, Jaeger, Overby (2), Marschall, Fäth (1), Kellner (2), Firnhaber (3), Ivic (3/1), Bissel (1), Schäffer, Metzner (3), von Gruchalla, Jeppsson (6), Olsson (2).

Siebenmeter: 3/1:1/1 (Elisson scheitert an Ferlin und wirft an die Latte).

Zeitstrafen: 2:4 (G. Guardiola, Cederholm – Fäth, Schäffer, Bissel, Ivic).

Auffälligste Spieler: Johannesson, Zerbe, Suton – Ferlin, Jeppsson

Schiedsrichter: Hannes/Hannes Zuschauer: 0.

Nächstes Spiel: Für den TBV Lemgo Lippe geht es am Sonntag, 6. Dezember, mit dem nächsten Punktspiel weiter. Anwurf beim SC Magdeburg ist um 16 Uhr.

Kommentar von Sebastian Lucas: Der unbedingte Siegeswille

Natürlich machen sich die Anhänger des TBV Lemgo Lippe Sorgen um die Zukunft des Profi-Handballs. Das sagte Michael Oppermann, stellvertretender Vorsitzender der Hexen, im LZ-Gespräch vor dem Spiel gegen Erlangen. Dass die Anhänger wegen der Pandemie nicht von der Tribüne aus unterstützen können, schmerzt sie und alle Teams der Eliteklasse. Drei Heimspiele hat der TBV noch in 2020, dann geht es im Februar 2021 weiter.

Sportliche Sorgen müssen sich die Fans derzeit nicht machen. Klar: Die Heimniederlage gegen Balingen schmerzte, doch mit dem Punkt in Leipzig und dem hauchdünnen Erfolg gegen Erlangen fand die Kehrmann-Truppe in die Spur zurück. Mit taktischen Kniffen wie dem siebten Feldspieler und dem unbedingten Willen, das Maximale herauszuholen, gelang das. Keine knappe Partie ging verloren. Jonathan Carlsbogård (Hand-OP), der wohl erst 2021 wieder spielen kann, fehlt natürlich, aber als Team schließt der TBV diese Lücke.

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