Sieben Gründe, weshalb der TBV Lemgo Lippe den THW Kiel knackt

Hamburg . Ganz Handball-Deutschland schaut am Donnerstag nach Hamburg, wenn der TBV Lemgo Lippe um 17 Uhr im ersten Final-Four-Halbfinale den THW Kiel herausfordert. Die Rollen sind klar verteilt, die Wettquoten eindeutig. &bdquo;bwin" zahlt 9,75 Euro für einen Lemgoer Halbfinalsieg, während für einen THW-Erfolg nur 1,09 Euro fließen. Aber die LZ hat auch einige – nicht ganz objektive – Gründe gefunden, weshalb den &bdquo;Kehrmännern" der Pokalcoup gelingen kann.

Wer Flensburg ins Straucheln bringt, kann auch Kiel kippen: Okay. Als Beispiel ist natürlich nicht die 22:33-Heimklatsche gegen Flensburg von vergangenem Sonntag gemeint. Da spukte Lemgo bereits der bevorstehende Saisonhöhepunkt durch den Hinterkopf. Trainer Kehrmann dosierte im letzten Spiel im Mega-Mai die Kräfte und nahm die Niederlage auf seine Kappe. Doch zu was der TBV zu leisten imstande ist, hat er beim 28:28 im Hinspiel im Februar in der Flens-Arena bewiesen. An einem guten Tag ist auf neutralem Boden auch gegen den THW etwas drin.

Pokal ist etwas anderes Die Lemgoer &bdquo;Jetzt-erst-recht-Haltung": Die vergangene Woche war für die Tonne. Drei Spiele, drei Niederlagen, so lautete die traurige TBV-Ausbeute. Da nützte es auch nichts, dass die Gegner mit THW Kiel, den Füchsen Berlin und der SG Flensburg-Handewitt aus dem obersten Regal waren. Doch Pokal ist etwas anderes. Es gibt für die TBV-Spieler keine bessere Möglichkeit, um den Skeptikern zu beweisen: Wir sind noch da. Oder, um mit den Fans zu singen: &bdquo;Wir sind – Lemmm-Goo".

Weil jeder TBV-Spieler hungrig auf den Pokal ist: Fragt nach bei Gedeon Guardiola. Der 36-jährige Spanier ist aktuell der einzige TBV-Akteur, der schon mal die 3,5 kg schwere Trophäe in die Luft gestemmt hat. 2018 gewann er mit den Rhein-Neckar Löwen mit 30:26 gegen TSV Hannover-Burgdorf. Bjarki Mar Elisson hat mit den Füchsen immerhin mal Final-Four-Luft geschnuppert. Für alle TBV-Spieler ist es eine Ehre, endlich mal bei der Party dabei sein zu dürfen. Diese einmalige Chance setzt Kräfte frei.

Rekord-Pokalsieger Weil sich Geschichte manchmal eben doch wiederholt: Kiel ist mit 14 Finalteilnahmen und elf Titeln der Rekord-Pokalsieger. Aber: Die Halbfinalstatistik spricht für den TBV. Dreimal duellierten sich die beiden Traditionsklubs im Semifinale. Nur in der Saison 1989/90 setzten sich die Kieler mit 26:20 durch. 1994/95 hatte der TBV in der Verlängerung mit 17:16 die Nase vorn und kürte sich danach zum Cupsieger. Ähnlich war es im bislang letzten Lemgoer Halbfinale, das 2002 mit 34:28 deutlich pro TBV ausging.

Finalsieg über Magdeburg

Weil der TBV mit einem riesigen Erfahrungsschatz anreist: Die Guardiola-Zwillinge oder Andrej Kogut sind jahrelang im Geschäft und lassen sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen. Aber auch abseits des Spielfeldes sind erfahrene Sekundanten mit an Bord. Fabian van Olphen (40), der im Viertelfinale in Ludwigshafen kräftig am Weiterkommen mitwirkte, ehe ein Kreuzbandriss seine Karriere beendete, erhielt vom TBV ebenso ein Ticket wie Evars Klesniks (41). Und Christoph Theuerkauf (36) könnte sogar noch mal auf dem Spielfeld für eine Überraschung sorgen.

Weil Florian Kehrmann weiß, wie man Pokale aus Hamburg mitbringt: 2002 gewann er im Finale in der Alsterdorfer Sporthalle gegen den SC Magdeburg seinen ersten großen Titel mit dem TBV. Ein Jahr später machte er in der Colorline-Arena die Meisterschaft perfekt.

"Mensch Filip..." Weil Filip Jicha genau weiß, wie gerne Lemgo mal wieder feiern würden: &bdquo;Mensch Filip, denk dran, wo du groß geworden bist", möchte man dem THW-Coach am liebsten zurufen. Und wo er auf den Spitznamen &bdquo;Pavel" getauft wurde. Im Übrigen hat Jicha bei allen seinen fünf Final-Four-Teilnahmen den Pott in der Hand gehalten. Selbst als Co-Trainer unter Alfred Gislason durfte er 2019 den DHB-Pokal schwenken. Darum könnte sich der unersättliche Pokalsammler ruhig mal etwas zurücknehmen. Beim TBV schaffte er zwischen 2005 und 2007 den Sprung zum THW und wurde vier Jahre später von den Fans sogar in die Lemgoer Jahrhundert-Sieben gewählt. Unvergessen ist sein Anteil am EHF-Cup-Sieg 2006 im innerdeutschen Finale gegen Frisch Auf Göppingen. Anschließend floss das herrliche Herforder in der Lipperlandhalle in Strömen. In der Rückschau müsste ihm eigentlich das Herz aufgehen, wo Jicha doch aus der Bierstadt Pilsen stammt.

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