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Hohe Preise für Lebensmittel: Da hilft kein Staat, da hilft mehr Lohn

Johanna Apel

Die Preise für Lebensmittel sind immer noch hoch. - © dpa
Die Preise für Lebensmittel sind immer noch hoch. (© dpa)

Wie viel dürfen Lebensmittel kosten? So viel, dass Landwirte gut von ihren Erträgen leben können, dürften die meisten wohl antworten. So viel, dass Tieren ein gutes Leben ermöglicht wird, würden viele noch einwerfen. So viel, dass die Preise im Supermarkt nicht zu hoch sind, würden wohl alle unterschreiben. Die Debatte, was ein Stück Butter oder ein Kilo Kartoffeln eigentlich wert sind, hat im Zuge der Bauernproteste noch einmal Fahrt aufgenommen. Neu ist sie keineswegs.

Und sie hat gerade in Zeiten schwindender Kaufkraft enorme Brisanz. Zwar hat die allgemeine Teuerung zuletzt deutlich nachgelassen, im Supermarkt aber spüren Verbraucher weiterhin, dass sie für den Einkauf viel tiefer in die Tasche greifen müssen als noch vor wenigen Monaten. Im Januar lag die Inflation bei 2,9 Prozent, aber Lebensmittel wurden binnen Jahresfrist im Schnitt um 3,8 Prozent teurer. An die höheren Preise, so bitter das ist, wird man sich gewöhnen müssen.

Kein Wunder, dass viele Menschen zunehmend auf Discounter ausweichen und nach Rabatten Ausschau halten. Auch dass manche Tafeln einen solchen Andrang haben, dass es zu Aufnahmestopps kommt, zeigt, wie groß das Problem ist. Zur Wahrheit gehört zwar auch, dass die Deutschen im internationalen Vergleich noch sehr wenig für ihre Lebensmittel ausgeben – auch die, die es sich eigentlich leisten könnten. Und trotzdem ist nicht zu leugnen, dass sich die finanziellen Spielräume für viele Menschen verkleinert haben.

So ließe sich das Problem lösen

Es ist deshalb gut, dass sich Politik und Verbände Gedanken machen, wie sich faire Preise gestalten lassen. Neben Steuerpolitik ist nun auch eine Einmalzahlung in der Diskussion, wie sie Verbraucherzentralenchefin Ramona Pop ins Spiel gebracht hat. Das wäre allerdings keine gute Idee. Eine solche Zahlung könnte armen Haushalten zwar kurzfristig etwas Geld einbringen, löst aber am grundsätzlichen Dilemma nichts.

Auch beim Einzelhandel anzusetzen, wie oft gefordert, dürfte schwierig sein. Wie sich die Preise genau zusammensetzen und wer welche Marge einfährt, ist schwer nachzuvollziehen. Dass der Handel seine Marktmacht in der Vergangenheit auch genutzt hat, um Preise zu senken, haben Bauernproteste und der Streit mit Lebensmittelriesen wie Mars oder Coca-Cola bewiesen.

Staatliche Versuche, auf die Preisbildung einzuwirken, wären nicht nur ordnungspolitisch bedenklich, sondern auch wenig erfolgversprechend. Deutlich sinnvoller wäre es, langfristig am Geldbeutel der Menschen und ihren Reallöhnen anzusetzen. Allen Beteiligten wäre geholfen, wenn die Lohnentwicklung den Preissteigerungen nicht weiter hinterherhinkt. Das steigert die Möglichkeit, wieder mehr nach Lebensmitteln zu greifen, die einen fairen Preis für alle versprechen – auch für die Landwirte und die Tiere.

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