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Verwaltungsmanager statt Pädagogen in Schule: Ebenso einfach wie fatal

Anneke Quasdorf

Verwaltungsmanager, die über keine pädagogische Lehramtsausbildung verfügen, könnten in NRW künftig womöglich Schulen leiten. - © Bernd Weißbrod/dpa
Verwaltungsmanager, die über keine pädagogische Lehramtsausbildung verfügen, könnten in NRW künftig womöglich Schulen leiten. (© Bernd Weißbrod/dpa)

Es steht außer Frage, dass es außergewöhnliche, kreative Maßnahmen braucht, um der Bildungskrise, dem Lehrkräftemangel und dem Unterrichtsausfall zu begegnen. Und Umfragen diverser Verbände zeigen ganz klar, dass viele Pädagogen nicht mehr zum Kerngeschäft kommen, weil zu viele Verwaltungsaufgaben sie davon abhalten.

Insofern ist der Gedanke, Verwaltungsmanager in Schulen zu bringen, naheliegend. Ob sie, wie NRW es derzeit prüft, gleich die Leitungsfunktion übernehmen sollten, und sei es als Teil einer Doppelspitze, ist aber mehr als fragwürdig. Denn schon jetzt sind Hunderte Schulleitungsstellen in NRW unbesetzt – damit ist klar, wer automatisch allein in diese Positionen rücken würde, wenn die Tür für Nicht-Pädagogen geöffnet würde.Schulleiter benennen auf Nachfrage ganz klar pädagogische Maßnahmen und Entscheidungen als Kerngeschäft ihres Berufes – selbst wenn viele von ihnen seit Jahren nicht mehr dazu kommen zu unterrichten. Dennoch ist ihr Arbeitsalltag geprägt von Beziehungsarbeit mit Schülern, ihnen obliegt es, das pädagogische Profil der Schule zu gestalten und weiterzuentwickeln.

Vielerorts Aufweichen von wichtigen Qualitätsstandards

Der Fachkräftemangel in der kindlichen Bildung, egal, ob Kita, Ganztag oder Schule, hat viele Gesichter. Besonders besorgniserregend sind die Deprofessionalisierung und das Aufweichen von Qualitätsstandards, die lange unangreifbar waren. Vielerorts werden die Kita-Gruppen immer größer, damit das Personal keine Gefahrenmeldungen wegen Unterbesetzung abgeben muss. In Bayern müssen Kita-Leitungen schon jetzt keine Pädagogen mehr sein.Natürlich muss die Frage erlaubt sein, was schlimmer ist: vakante Stellen oder eine Besetzung durch nicht ausreichend und fachfremd geschultes Personal. Dennoch muss die Suche nach pragmatischen, schnellen und einfachen Lösungen der Bildungskrise spätestens beim Personal von dunkelroten Stoppschildern flankiert sein.

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