Milliarden-Investitionen für Energiewende nötig – schaffen die OWL-Stadtwerke das?

535 Milliarden Euro – so viel werden die Energieversorger in Deutschland bis 2045 investieren müssen, um die Energie- und Wärmewende auf regionaler Ebene möglich zu machen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der KfW-Bank. Sie geht zudem davon aus, dass etwa zwei Drittel dieser Investitionen schon bis 2035 nötig werden.

Die Energiewende, also die dauerhafte Versorgung von Wirtschaft und Gesellschaft mit erneuerbaren Energien, ist eines der deutschen Schlüsselprojekte. Wichtig ist sie nicht nur im Kampf gegen den Klimawandel. Eine zugleich saubere, sichere und vor allem bezahlbare Energieversorgung soll den Wirtschaftsstandort Deutschland wieder stärken, Arbeitsplätze sichern und schaffen.

Doch damit die Versorgung durch aus Wind, Sonne und Wasser gewonnener Energie funktionieren kann, müssen die Stromnetze ausgebaut und digitalisiert werden, Speicherkapazitäten geschaffen werden. Und für jeden Anschluss braucht es intelligente Zähler. Allein in OWL entsteht so ein Investitionsbedarf von mehreren Milliarden Euro. Werden kommunale Versorger wie die Stadtwerke diese finanzielle Herausforderung überhaupt stemmen können?

Finanzierung durch Kredite kommt an Grenzen Für Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW, ist klar: &bdquo;Die Energieversorger müssen in den kommenden Jahren gewaltige Investitionen für die Energiewende stemmen.“ Die klassische Kreditfinanzierung stoße dabei an ihre Grenzen. Denn: &bdquo;Aus der eigenen Innenfinanzierungskraft heraus werden sie nur rund ein Viertel des Investitionsbedarfs decken können. Weitere zehn Prozent könnten über neu eingenommene Zuschüsse in Form von Fördermitteln und Baukostenzuschüssen finanziert werden.“ Damit verbleibe eine Finanzierungslücke von 346 Milliarden Euro, was 65 Prozent des Gesamtinvestitionsbedarfs entspreche.

&bdquo;Diese Lücke müssen die Energieversorger durch neues Eigenkapital in Höhe von geschätzt 47 Milliarden Euro sowie durch Fremdkapital in Höhe von 299 Milliarden Euro schließen“, rechnet Schumacher vor. Das stelle insbesondere die Stadtwerke vor große Herausforderungen. Schumacher: &bdquo;Deren Gewinne werden oftmals zur Querfinanzierung anderer kommunaler Aufgaben genutzt, diese Mittel stehen daher nur begrenzt zur Mitfinanzierung der Energiewende zur Verfügung.“

Zwei Milliarden Euro Investitionen in Bielefeld Wie die Investitionen finanziert werden, die Frage stellen sich auch die Stadtwerke Bielefeld, einer der größten kommunalen Versorger in Ostwestfalen-Lippe. Schon im Aktionsplan Klimaschutz, den die Stadtwerke im Frühjahr 2024 veröffentlichten, wurde die Finanzierung der Energiewende als eine der größten Herausforderungen beschrieben.

Bis 2040 kalkulieren die Stadtwerke Bielefeld mit zusätzlichen Investitionen in Höhe von rund zwei Milliarden Euro. &bdquo;Diese Summe kommt zu den regulären Investitionen in den Bestand hinzu und umfasst unter anderem den Ausbau erneuerbarer Energien sowie den Ausbau und die Modernisierung der Strom- und Wärmenetze“, erklärt Sprecher Hans-Heinrich Sellmann.

91 Millionen Euro Investitionen in Lübbecke Die etwas kleinere Netzgesellschaft Lübbecke (rund 10.700 Gas- und 7.800 Stromanschlüsse) geht bei der Umsetzung der Energiewende für den Zeitraum zwischen 2020 und 2045 von einem Investitionsbedarf von rund 91 Millionen Euro aus. Dass sie dadurch vor besonderen Herausforderungen steht, bestätigt Sprecher Michael Scherf. &bdquo;U nsere Gesellschafter sind hier im Bilde und auch wir besitzen einen Gewinnabführungsvertrag“, sagt er. &bdquo;Derzeit erhalten wir jährlich eine Kapitaleinlage durch die Stadt, ein weiterer Teil wird innenfinanziert, der Rest läuft über die konventionelle Darlehensaufnahme unserer Hausbanken.“

Ob das reicht, um die Investitionen zu stemmen? Auch die Stadtwerke Gütersloh haben bereits Gespräche mit externen Kapitalgebern geführt, teilt Sprecherin Isabel Rüschoff auf Anfrage dieser Redaktion mit. Zusätzlich sei aber davon auszugehen, dass die Investitionen in Stromverteilnetze auch sichere Renditen über die Netzentgelte darstellen, mit denen weitere Investitionen getätigt werden könnten.

Städte als wichtigste Finanzierungspartner Die Finanzierung der Energiewende fordert nicht nur die kommunalen Versorger heraus. Auch Westfalen Weser (WW), deren Versorgungsgebiet rund 1,2 Millionen Einwohner umfasst, plant, bis 2035 für die Erhaltung, den Ausbau und die Digitalisierung ihrer Netze 1,5 Milliarden Euro zu investieren. Auch dort seien Fremdfinanzierungslösungen mit Bankpartnern gefragt, weil es nicht aus eigenen Mitteln zu stemmen sei, sagt WW-Sprecher Benjamin Kratz. Das sei auch für Westfalen Weser eine Herausforderung.

Bisher sind allerdings die Städte die wichtigsten Finanzierungspartner. Während es in Lübbecke die Kapitaleinlage der Stadt gibt, gilt in Bielefeld eine Finanzierungsvereinbarung mit der Stadt, die Belastungen durch Verluste aus dem Verkehrs- und Bäderbereich reduziert und somit Spielraum für Investitionen schafft. Auch die Stadtwerke Gütersloh setzen in diesem Zusammenhang auf einen &bdquo;Schulterschluss“ mit der Stadt.

Damit in Zukunft jedoch nicht die Bürgerinnen und Bürger zur Kasse gebeten werden, um langfristig die Finanzierungsfähigkeit der Stadtwerke aus Steuermitteln zu gewährleisten, brauche es verlässliche, gesetzliche Rahmenbedingungen für zusätzliche Kreditmittel. Das fordert nicht nur der Bielefelder Stadtwerke-Sprecher Sellmann, sondern auch der Verband der Öffentlichen Banken Deutschlands (VÖB). Die Politik sei gefordert, das Kommunalrecht in den Bundesländern anzupassen und so beispielsweise zweckgebundene Kreditaufnahmen für Stadtwerke zu vereinfachen. Nur so könne es gelingen, die Netze in der Region fit für die Zukunft zu machen.

Milliarden-Investitionen für Energiewende nötig – schaffen die OWL-Stadtwerke das?

In der Gemeinde Leopoldshöhe sollen sich mehr Windräder drehen

«Deutschlandfonds» soll private Investitionen mobilisieren

Deshalb investieren die Stadtwerke Bad Salzuflen eine Rekordsumme in die Zukunft

Bad Salzuflen: Eduard Böger blickt nach Abschied als Stadtwerke-Aufsichtsrat zurück

Die Stadt und die Stadtwerke schließen einen Klimapakt für Detmold - mit vielen Maßnahmen

Kommunale Wärmeplanung: Kalletal heizt zumeist mit Gas alte Häuser - noch viel Potenzial

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €