Vermietung nur an Deutsche? So reagiert der Eigentümer auf die Gerüchte

Kreis Lippe. Der steigende Zuzug von Menschen aus Osteuropa nach Lippe führt in einigen Kommunen zu Konflikten, neben Horn-Bad Meinberg beispielsweise auch in Augustdorf. In der Sennerandgemeinde soll sich jetzt allerdings etwas tun: Die Adler Real Estate AG, Eigentümerin der Wohnanlagen Am Dören, will sich stärker sozial in ihren Objekten engagieren.

Seit 2018 vermietet Adler 260 Wohneinheiten in dem Gebiet am Rand der Kaserne. Wie Hans-Ulrich Mies, Geschäftsführer der mit der Verwaltung betrauten Adler Wohnen Service GmbH, der LZ berichtete, haben etwa 70 Prozent der Mieter einen Migrationshintergrund. &bdquo;Das ist sehr gemischt, in einem Teil wohnen viele Serben und Kroaten, in einem anderen viele Menschen aus Bulgarien, und in einem kleineren Teil hauptsächlich Hiesige."

&bdquo;Unterrepräsentierte Mietergruppen" werden bevorzugt Die Vielfalt sei gewollt. Je nach Mieterstruktur versuche das Unternehmen, Wohnungen an &bdquo;unterrepräsentierte Mietergruppen" zu vermieten. So erklärt sich für die Adler Real Estate auch das Gerücht, der von ihr mit der Vermarktung des Wohngebietes beauftragte Makler habe Anweisung, ausschließlich an Deutsche zu vermieten.

Nachdem ein lokales Online-Portal dies verbreitet hatte, hatten SPD, FDP und die Freien Wähler einen offenen Brief an die Geschäftsführer des Konzerns verfasst und in einem Antrag an den Rat gefordert, ihn der Adler-Geschäftsführung zu schicken. Hauptaussage: &bdquo;Für Fremdenfeindlichkeit und Extremismus – egal aus welchem Grund – ist in unserer Gesellschaft, in unserem Augustdorf kein Platz." Entsprechend hatte sich auch die AWO positioniert.

Fremdenfeindlichkeit weist Adler weit von sich: &bdquo;Eine Anweisung, nur an Deutsche zu vermieten, wurde von Seiten der Adler Real Estate AG nie erteilt", heißt es in einer Antwort von drei Vorstandsmitgliedern, denn die 800-köpfige Belegschaft habe ihre Wurzeln in mehr als 20 Nationen.

Der Makler, der sich auf die angebliche Anweisung berufen haben soll, ist für eine Stellungnahme nicht zu erreichen – auch digital nicht mehr. Er habe bestritten, jemals etwas Derartiges gesagt zu haben, erklärt das Unternehmen. Man könne jedoch nicht ausschließen, dass es in der Frage der Mieterstruktur zu einem Missverständnis gekommen sei.Bürgermeister Dr. Andreas Wulf hat sich bisher nicht zu dem gesamten Vorgang öffentlich geäußert. &bdquo;Ich wollte mir erst einmal ein Bild von der genauen Sachlage machen und unter anderem mit dem Makler sprechen", sagte er der LZ.

"Brauchen unbedingt einen Kümmerer vor Ort" Die Probleme am Dören, unter anderem mit fehlerhafter Mülltrennung, mit Sperrmüll, wildem Parken auf Grünflächen oder Schulschwänzern seien durchaus vorhanden: &bdquo;Sonst gäbe es hier kein Quartiermanagement." In diesem Wohngebiet &bdquo;eine ausgewogene Sozialstruktur zu erreichen, ist im Interesse der Gemeinde", betont Wulf.

Adler selbst sieht einige Aufgaben, die bisher vernachlässigt worden seien: &bdquo;Wir brauchen unbedingt einen Kümmerer vor Ort. Es reicht auf keinen Fall, dass nur ab und zu mal ein Property Manager hier vorbeischaut", sagt Geschäftsführer Hans-Ulrich Mies.

So sehen es auch die Anwohner Andrea und Christoph Srowig. &bdquo;Das Gebiet am Dören ist wunderschön und hat es verdient, gepflegt und von einer bunten Mischung von Menschen im friedlichen Miteinander bewohnt zu werden", schreiben sie an die LZ. Sie wünschen sich einen täglich vor Ort anwesenden Hausmeister. Den soll es jetzt auch geben, verspricht Hans-Ulrich Mies: Er könne sich dann sofort um eventuelle Missstände wie Müllprobleme oder Vandalismus kümmern.

Bis zu 16 Personen wohnten auf 90 Quadratmeter Adler habe als neue Eigentümerin schwierige Zustände vorgefunden: &bdquo;Die größten Wohnungen sind 70 bis 90 Quadratmeter groß, waren aber teilweise mit bis 16 Personen total überbelegt." Bei einer solchen Überbelegung leide die Bausubstanz, die an sich ganz gut sei. Doch auch hier gelte: &bdquo;Wir müssen uns dringend den technischen Zustand der Gebäude anschauen und Abhilfe schaffen." Denn der Zustand verschlechtere sich immer weiter, wenn man nicht sofort eingreife.

Mies räumt ein, dass es dem Konzern in der Vergangenheit nicht immer gelungen sei, sich um Missstände schnell genug zu kümmern, etwa in dem Objekt mit 60 Wohnungen in Brackwede, das im August Schlagzeilen gemacht hat. Damals beschwerten sich Mieter über defekte Rollläden und Hauseingänge, Löcher in Wänden und offen liegende Rohrleitungen. &bdquo;Dieses Objekt haben wir von demselben Eigentümer übernommen wie die Wohnungen in Augustdorf."

Der Wert der Immobilien lasse sich nur erhöhen, wenn man sich auch um die soziale Struktur kümmere. Zwar liege das Geschäftsmodell von Adler tatsächlich im Anbieten preiswerten Wohnraums, aber die Strategie anderer Vermieter, Schrottimmobilien aufzukaufen, um sie billig an Wohngeldempfänger zu vermieten und sich so eine sichere Einnahmequelle zu verschaffen, weise er weit von sich.

&bdquo;Wir haben in Wilhelmshaven für 8000 Objekte sogar eine Sozialarbeiterin eingestellt." Um etwas zu verändern, brauche es aber einen längeren Atem. Eines sei heute klar: &bdquo;Ohne soziales Engagement geht es in diesem Markt nicht."

"Adler muss jetzt liefern" Ein Zwischenruf von Marianne Schwarzer

Eigentlich klingt das fast zu schön, um wahr zu sein: Sollte der Wohnungsgigant Adler tatsächlich künftig Wert auf soziales Engagement legen und sich in Augustdorf entsprechend kümmern? Bisher standen die meisten Großvermieter in dem Ruf, sich an ihren Mietern in Schrottimmobilien schadlos zu halten, um das Letzte an Rendite heraus zu pressen.

Wirtschaftlich nachhaltiger wäre es, solche Wohnblocks durch eine Gebäudesanierung und engmaschige soziale Betreuung der Mieter aufzuwerten, sich an der Integration vor Ort zu beteiligen. Jetzt steht Adler in der Öffentlichkeit und muss liefern. Denn fest steht: An ihren Taten werdet ihr sie erkennen.

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