Interview: Lisa Ritter (27) will Bürgermeisterin von Augustdorf werden

Augustdorf. Auf ihrer Mitgliederversammlung hat die FDP in Augustdorf überraschend eine Bürgermeisterkandidatin aufgestellt: Lisa Ritter. Die 27-Jährige wurde einstimmig gewählt (die LZ berichtete). Die Augustdorferin ist die Tochter von Fraktionsvorsitzendem Roger Ritter und seit neun Jahren in der Politik engagiert. Im LZ-Gespräch wird deutlich, dass ihr vor allem die Jugendarbeit wichtig ist.

Frau Ritter, wie kam es zu der Entscheidung, als Bürgermeisterkandidatin für Augustdorf anzutreten?

Lisa Ritter: In der FDP haben wir uns schon länger Gedanken darüber gemacht. Wir haben letztes Jahr viele Dinge kritisiert, die der Bürgermeister gemacht hat. Daher dachten wir, es sei sinnvoll, selbst einen Kandidaten zu stellen – denn wer meckert, muss auch etwas dagegen tun. Und ich habe angeboten, mich aufstellen zu lassen.

Gab es für die Entscheidung einen konkreten Anlass bei Ihnen?

Ritter: Nein. Diese Entscheidung ist schon länger in mir gereift. Ich lebe schließlich in Augustdorf. Hier ist mein Zuhause.

Was schätzen Sie an Ihrer Heimat?

Ritter: Augustdorf ist eine junge Gemeinde mit vielen Jugendlichen – anders als andere Gemeinden. Die Menschen kommen aus verschiedenen Kulturen. Diese Vielfalt liebe ich – und das Grün um uns herum wie den Teutoburger Wald.

Apropos Zuhause, in welchen politischen Gebieten fühlen Sie sich heimisch? Welche Themen wollen Sie angehen?

Ritter: Aufgrund meines Alters habe ich, glaube ich, noch einen guten Draht zu den Jugendlichen in Augustdorf – und von denen haben wir hier viele. Mir ist es ganz wichtig, eine starke Verbindung zur Jugend aufzubauen. Ich finde, wir müssten als junge Gemeinde deutlich mehr mit der jungen Generation machen und einen engeren Austausch mit dem Jugendparlament pflegen. Außerdem fehlen in unserer großen Gemeinde Fachärzte. Es gibt nur Zahnärzte und Allgemeinmediziner. Das bedeutet, wir müssen viele Kilometer zurücklegen, um einen Facharzt aufzusuchen. Das ist nicht einfach, wenn man keinen eigenen Pkw hat. Ich möchte mich also dafür einsetzen, Augustdorf für Fachärzte attraktiver zu machen und den ÖPNV weiter auszubauen. Des Weiteren haben wir besonders im Zentrum viel Leerstand. Das muss doch nicht sein. Wir haben hier viel zu bieten. Ich möchte, dass mehr Leben in die Gemeinde kommt. Außerdem liegt mir die Rühlmannstätte am Herzen. Es geht nicht, dass das Haus so verfällt. Das wäre nicht im Interesse von Frau Rühlmann gewesen. Das gleiche gilt auch für das ehemalige Freibadgelände.

Sie sagten, Sie seien nicht mit allen politischen Entscheidungen in der jüngeren Vergangenheit einverstanden gewesen. Dennoch profitiert die Gemeinde Augustdorf gerade und in der Zukunft von zahlreichen Fördergeldern. Ist das nicht positiv zu werten?

Ritter: Fördergelder sind eine tolle Sache. Auch die FDP war an mehreren Entscheidungen beteiligt, die zur Zuweisung der Gelder führten. Wir haben einige Anträge dazu gestellt und erst dadurch auf Fördermittel aufmerksam gemacht. Jedoch müsste die Kommunikation besser laufen. Das fehlt mir aktuell etwas. Themen müssten gemeinsam angegangen werden.

Was für eine Bürgermeisterin wollen Sie sein, falls Sie gewählt werden?

Ritter: Ich möchte eine Bürgermeisterin der offenen Türen sein. Ich möchte für alle Bürger Ansprechpartner sein. Das gilt auch für alle Fraktionen, denn als Bürgermeisterin bin ich dann in einer anderen Position. Das vermisse ich alles beim jetzigen Bürgermeister.

Welche Chancen malen Sie sich aus?

Ritter: Es gibt einige Kommunen mit jungen Bürgermeistern. Sie können das Alte mal etwas aufbrechen. Außerdem gehe ich davon aus, dass es mehr als zwei Kandidaten geben und daher zur Stichwahl kommen wird. Dann werden die Karten neu gemischt.

Was sagen Sie Leuten, die Sie zu jung für ein solches Amt halten?

Ritter: Ich traue mir das Amt zu. Ich bin schon seit neun Jahren in der Politik aktiv. In dieser Zeit war ich fast durchgängig sachkundige Bürgerin für die FDP und ich trage schon immer den liberalen Gedanken in mir.

Die Autorin ist per Mail an nuphoff@lz.de oder telefonisch unter (05231) 911-148 zu erreichen.

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