CDU baut ihre Mehrheit im Gemeinderat aus

Augustdorf. Eine erstarkte CDU, die die SPD deutlicher als 2014 auf Platz zwei verweist, eine zurecht gestutzte FWG , eine neue Partei im Rat und erstmals eine Stichwahl um den Chefsessel im Rathaus – die gestrige Wahl in der Sennegemeinde verlief in mancher Beziehung anders als viele erwartet hatten. Zwischen Schließung der Wahllokale und ersten Ergebnissen der Auszählung gaben sich die Sozialdemokraten im Garten ihres Bürgermeisterkandidaten noch optimistisch: &bdquo;Die Stimmung ist seit einem Jahr ziemlich gut", meinte Fraktionsvorsitzender Heinrich Georg Schneider. Martin Thiel freute sich in kleiner FWG-Runde , dass er in Wahlkreis 1 eine Stimme mehr als Bürgermeister Dr. Andreas J. Wulf bekommen hatte – aber das war auch der Wahlkreis mit der geringsten Wahlbeteiligung. Die CDU beobachtete im &bdquo; Bonaca " das Eintrudeln der Wahlergebnisse – unter ihnen Wolfgang Huppke , dem sein mit fast 50 Prozent direkt geholtes Kreistagsmandat ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht zeichnete.

Bürgermeisterkandidaten und Parteivorsitzende trafen sich nach Vorliegen der Auszählungsergebnisse im Rathaus, um ihre Statements abzugeben – mit Ausnahme der FDP. Die parteilose Carola Plaß bezeichnete ihre Kandidatur als eine sehr interessante, spannende Zeit, Martin Thiel empfand den Wahlkampf als &bdquo;dynamisch und aufregend". Zu seinem einstelligen Wahlergebnis meinte er: &bdquo;Wer etwas bewegen will, muss aufstehen." Wer unzufrieden sei, aber zuhause bleibe, habe null Erfolg. Thomas Katzer ließ durchblicken, dass er sich mehr erhofft hatte. Das Ergebnis sei aber ok, er habe ein durchweg positives Feedback im Wahlkampf erhalten. Auch Wulf sprach von sehr viel Zuspruch. Natürlich hätte er sich Klarheit statt einer Stichwahl erhofft, aber: &bdquo;Das Ergebnis ist deutlich besser als unter den Startbedingungen zu erwarten war." Wulf dankte seinen Mitbewerbern für den fairen Wahlkampf: &bdquo;Das hat Spaß gemacht."

Das bescheinigten sich auch die Parteivorsitzenden gegenseitig. Patrick Baltruschat (CDU) konnte noch nicht recht fassen, dass seine Partei nun 13 statt 11 von insgesamt 26 Ratsmandaten errungen hat. &bdquo;Ich bin überglücklich." Eine Mehrheit ist das nicht. &bdquo;Wir werden im Rat überzeugen müssen." Peter Kaup zeigte sich sichtlich enttäuscht, dass die Freien Wähler ein Drittel weniger Stimmen als 2014 errangen und fortan nur noch drei statt fünf Sitze im Augustdorfer Rat haben werden. &bdquo;Das müssen wir jetzt erst einmal in Ruhe analysieren." Timo Freiberger (SPD) kommentierte das leichte Minus seiner Partei nicht groß – auch im neuen Rat werde es vor allem um Inhalte gehen. Die Partei &bdquo;Aufbruch C" war nur in acht der 13 Augustdorfer Wahkreise angetreten – dennoch reichte es für einen Sitz im Rat.

Gefühl und Realität Ein Kommentar von Dieter Asbrock

Eine gefühlte Stimmungslage im Dorf und ihr Ausdruck in einem Wahlergebnis – das sind zwei ganz verschiedene Paar Schuhe, wie der Wahlsonntag zeigt. Aus den innerparteilichen und lang anhaltenden Querelen, die sich die CDU vergangenes Jahr durch ein Vorstandsvotum gegen Wulf als Bürgermeisterkandidaten eingehandelt hat, konnte die SPD keinen Honig saugen. Im Gegenteil: Die CDU hat erneut zugelegt – gegen sie geht im Gemeinderat künftig nichts. Allerdings muss sie sich eine Mehrheit suchen – in dieser Rechnung ist &bdquo;Aufbruch C" eine unbekannte Größe. Ein Desaster ist das Wahlergebnis für die gestutzte FWG. Möglicherweise ist es der permanente Schulterschluss mit SPD und FDP, den ihr die Wähler krumm genommen haben.

Bürgermeister Wulf muss trotz höchstem Stimmergebnis noch 14 Tage zittern. Die Kandidaturen von Martin Thiel, Lisa Ritter und Carola Plaß kosteten Stimmen und zwingen ihn erstmals in eine Stichwahl – und von Thomas Katzer trennen ihn aktuell 119 Stimmen – weniger als 2015. Chancen auf Sekt oder Selters haben beide.

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