Augustdorf. Die Kommunalwahl am vergangenen Sonntag hat die politische Landschaft in Augustdorf spürbar verändert. Zwar bleiben CDU und SPD die größten Fraktionen, doch ihre Stärke ist geringer als vor fünf Jahren. Gleichzeitig ziehen neue Kräfte in den Rat ein, darunter die AfD. Die Zusammensetzung des Gremiums ist vielfältiger geworden und die Arbeit in den Ausschüssen erfordert künftig noch mehr Kooperation. Die CDU kommt nach dieser Wahl auf neun Sitze, das sind vier weniger als 2020. Übrigens: Ein Jahr später, nach einem Streit über die Kandidatur des ehemaligen Bürgermeisterkandidaten Dr. Andreas Wulf, stand die CDU-Fraktion sogar nur noch mit drei Ratsmitgliedern da. Zehn Mandatsträger traten fortan unter der Fahne der neu gegründeten Demokratischen Bürger-Union Augustdorf (DBA) an. Jetzt, rund vier Jahre danach, haben sich die Kräfteverhältnisse erneut verschoben. „An das Ergebnis der letzten Wahl kamen wir leider nicht heran“, sagt Gemeindeverbandsvorsitzender Boris Scheiermann. Einen Grund dafür sieht er in der größeren Vielfalt an Parteien im Vergleich zu 2020. So habe wohl vor allem die AfD viele der einstigen CDU-Wähler für sich gewinnen können. CDU: „Keine Bauschmerzen, mit der AfD zu reden“ Nichtsdestotrotz bleibt die CDU stärkste Kraft im Rat. Dessen bunte Zusammensetzung bewertet CDU-Vorstand Scheiermann pragmatisch: „Wir werden mit allen Parteien Gespräche führen.“ Man müsse einfach miteinander reden, schließlich gehe es um das Dorf. Auch mit der AfD? „Ja“, sagt Scheiermann: „Wenn sie gute Ideen für die Menschen in Augustdorf präsentieren, habe ich persönlich keine Bauchschmerzen, auch mit der AfD zu reden.“ Lesen Sie auch: Zweikampf ums Bürgermeisteramt: Wulf und Schubert müssen in die Stichwahl Die SPD verliert vier Prozentpunkte und einen Sitz im Rat. Sie kommt nun insgesamt auf sieben, bleibt damit zweitstärkste Kraft. „Grundsätzlich sind wir zufrieden“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende und Bürgermeisterkandidat Mats Uffe Schubert. „Die Augustorferinnen und Augustdorfer haben gezeigt, dass das Ergebnis der Bundestagswahl und Kommunalpolitik zwei verschiedene Paar Schuhe sind.“ Das Ziel der Augustdorfer Sozialdemokraten seien acht Sitze gewesen. Dass es dafür nicht ganz gereicht hat, erklärt Schubert so: „Die Grünen sind dieses Mal wieder angetreten. Viele, die jetzt Grün gewählt haben, haben damals für die SPD gestimmt.“ Ihre Direktmandate gegenüber 2020 konnte die SPD derweil von zwei auf vier verdoppeln. „Teilweise haben wir die Wahlbezirke deutlich gewonnen - ein echter Erfolg.“ Was die Ratsarbeit in der neuen Wahlperiode angeht, so wolle die Augustdorfer SPD grundsätzlich mit allen demokratischen Parteien zusammenarbeiten. Es gehe vor allem darum, mit der CDU für wichtige Entscheidungen eine stabile Mehrheit zu erreichen, so Schubert. DBA verliert an Durchschlagskraft Die AfD zieht erstmals in den Augustdorfer Gemeinderat ein und sicherte sich sogleich vier Sitze. Damit ist sie die drittstärkste Fraktion. „Für Augustdorf hätten wir uns mehr erhofft, gerade mit Blick auf das dortige Ergebnis bei der Bundestagswahl“, sagte der Sprecher der AfD Lippe, Jakob Baidin, auf LZ-Nachfrage. „Insgesamt sind wir aber zufrieden. Nun werden wir versuchen, uns für die Interessen der Bürger so gut es geht einzusetzen.“ Die DBA geht mit zwei Mandaten in die neue Wahlperiode - weniger als Fraktionsvorsitzender Lutz Müller sich erhofft hatte. Drei bis vier Sitze waren sein Ziel gewesen. „Priorität ist es, wieder in den Rat zu kommen“, sagte er am Wahlabend kurz vor der Bekanntgabe der Ratswahl-Ergebnisse. Mit dem Wahlkampf-Einsatz der DBA zeigte er sich zufrieden. Insgesamt habe man in den vergangenen Jahren einiges bewegt in Augustdorf. Mit den regelmäßigen Sprechstunden seien in den vergangenen Monaten viele Menschen erreicht worden. Jedoch waren es wohl nicht genug, so scheint es. So büßte die DBA acht ihrer zehn Mandate, die sie seit der Neugründung beziehungsweise nach der Abspaltung der CDU innehatte, wieder ein. Grüne nach 20 Jahren zurück im Rat Aufbruch C konnte seine Mandate von einem auf zwei erhöhen und bleibt damit in Fraktionsstärke im Rat präsent. Auch die FDP sichert ihren Sitz. Sarah Ritter wird fortan die Liberalen im Gemeinderat vertreten. Mehr Sitze - so wie es sich Vorsitzender Roger Ritter am Sonntag noch erhofft hatte - war nicht drin. Bündnis 90/Die Grünen sind in Person von Spitzenkandidatin Natascha Barz auch im Augustdorfer Gemeinderat vertreten - erstmals seit über 20 Jahren. Die Wahlbeteiligung ist mit 62,4 Prozent höher ausgefallen als 2020, als 56,7 Prozent der Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme abgaben. Die größere Vielfalt an Parteien und Kandidaten dürfte viele Wählerinnen und Wähler motiviert haben. Die kommenden Jahre werden nun zeigen, wie gut die Fraktionen für die Sennerandgemeinde zusammenarbeiten.